Ausgabe 08 - 2000berliner stadtzeitung
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Alle reden von den Nazis - Wer hilft den Opfern?

Erst seit den aktuellen Anschlägen von Düsseldorf und anderswo warnen Politiker und Wirtschaftsvertreter vor den akuten Gefahren des Rechtsextremismus. Allerdings setzen sie dabei vor allem auf verschärfte Repression und unterbreiten antidemokratische, teilweise sogar rechtswidrige Law-and-Order-Vorschläge. Von Hilfe und Unterstützung für die Opfer faschistischer und rassistischer Gewalt ist von diesen Leuten nichts zu hören. Ebensowenig davon, dass Projekte, die diese Opfer konkret unterstützen, verstärkt gefördert würden.

Opferperspektive e.V.

Die Opferperspektive e.V. organisiert seit Mitte 1998 im Land Brandenburg Hilfe und Unterstützung für Menschen, die Opfer rechter Gewalt geworden sind. Über ihre Arbeit schreiben die Mitarbeiter der Opferperspektive: "Wenn wir von einem Angriff über Medien, Dritte oder den Betroffenen erfahren, versuchen wir einen Kontakt zu dem Angegriffenen und dessen Umfeld aufzunehmen. Wir suchen sie vor Ort auf und bieten unsere Unterstützung an. Da nur die wenigsten schon zuvor Erfahrungen mit dem Rechtssystem hatten, erklären wir ihnen dessen Aufbau und Funktion. Wir erörtern mögliche juristische Schritte, suchen gegebenenfalls Zeugen der Tat, helfen ihnen, einen Anwalt zu finden, der sie bei einer Nebenklage gegen den Täter vertritt, organisieren, wenn notwendig, einen Dolmetscher.

Nur ein kleiner Teil der Angriffe wird allerdings angezeigt. Gerade Jugendliche sehen in einer polizeilichen Meldung oft keinen Sinn oder haben Angst vor Racheakten der Täter. Wenn Angriffe nicht angezeigt werden, werden rechte Täter nicht mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert und fühlen sich in ihrer scheinbaren Unangreifbarkeit bestätigt. Polizei und andere öffentliche Institutionen begründen mit dem Nichtvorliegen von Strafanzeigen einen fehlenden Handlungsbedarf." Opferperspektive e.V., Lindenstr. 53, 14467 Potsdam, fon 0171/1935669, mail: info@opferperspektive.de, www.opferperspektive.de.

Berliner Opferhilfe-Projekte

In Berlin ist die Situation etwas unübersichtlicher. Vor allem Opfer rassistischer Diskriminierung finden Unterstützung bei der Antirassistischen Initiative, fon 785 72 81, und beim Büro gegen ethnische Diskriminierung fon 216 88 84. Das Frauenkrisentelefon 615 42 43, der Notruf für vergewaltigte Frauen, Lesben und Mädchen, fon 251 28 28, und das Schwule Überfalltelefon 216 33 36 unterstützen ihre "Zielgruppen".

Die Amadeu-Antonio-Stiftung wurde gegründet, um den rechtsextremen Tendenzen in Ostdeutschland entgegenzuwirken. Sie fördert antifaschistische und antirassistische Projekte und Initiativen. Spenden werden von der Stiftung zur finanziellen Unterstützung von Opferhilfe-Projekten eingesetzt: Amadeu-Antonio-Stiftung, Chausseestraße 29, 10115 Berlin, fon 28 39 05 43. Deutsche Bank, BLZ 509 700 04, Konto 03 405j 9627, Verwendungsweck: Opferfond.

In Berlin fehlt ein Projekt, das für alle Opfern rechter Gewalt Hilfe und Solidarität organisiert - unabhängig davon, aus welchen Anlass sie von den Rechten angriffen wurden. Auch in Berlin brauchen alle Opfer eine Perspektive - eine Opferperspektive.

Detlef Kundt

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