Ausgabe 09 - 1999berliner stadtzeitung
scheinschlag

Diese Ausgabe

Inhaltsverzeichnis


Zur Homepage

"Alle Schubladen ergeben erst den Schrank"

Das Label Mad Benton Records mit WG-Anschluß im Interview

1997 wurde Mad Benton Records in Berlin-Buch gegründet; seit Ende 1998 hat das Label eine WG in der Veteranenstraße. Die Schwerpunkte des Labels liegen bei House und Trip Hop.
i g wilms sprach mit stuffit (st), cushman (cm), tom woods (tm).

Mad Benton legt Wert auf eine gute Graphik ...
st: Na ja, unser Graphiker wusste halt irgendwann, welchen Qualitätsanspruch wir an die Musik stellen, und hat festgestellt, dass er denselben an seine Graphik hat.


Sie läuft also parallel zur Musik?
st: Die Fotos sind von uns Musikern und geben unsere städtischen Sichtweisen wieder. Details, die wir wir auf der Strasse wahrnehmen.
Eigentlich kommt ihr ja aus Buch.
st: An Mad Benton wirken viele Leute mit, wenn auch wir in Buch aufgewachsen sind. Das ist ja eine Kleinstadt, ein in sich geschlossenes System. Da guckt man raus, Richtung Stadt.
Und Mitte?
st: Das hat sich so ergeben. Die Wohnung zum Beispiel. Und man ist näher dran an anderen Musikern, die eben nicht nach Buch fahren müssen, wenn sie mit uns zusammenarbeiten wollen.


Du sagst: Uns. Wie gross ist Mad Benton?
st: Der Kern, der an Organisisation und Koordination beteiligt ist, sind sechs oder sieben Leute. Das Umfeld, wovon Mad Benton lebt, das sind ca. 20, von der Visualität bis zur Musik. Mad Benton Records war ein erster Versuch, diesem Rahmen ein Fundament zu geben.
tw: Wichtig ist das vielseitige Musikinteresse und -verständnis bei jedem von uns, die Musikrichtungen, mit denen man sich auseinandersetzt. Die Vielseitigkeit als ein Ausgangspunkt unserer musikalischen Entwicklung.
st: Vor allem elektronischer Musik. Ich meine nicht experimentelle elektronische Musik, sondern elektronische Musik im Sinne der Aufnahmemedien. Musik, die über elektronische Medien erstellt wird, über Computer...
Und Sampler. Sind das eure primären Arbeitsinstrumente?
st: Das schöne am Sampler war, dass er die Diskussion um analog und digital aufgehoben hat, weil er ein Aufnahme-Wiedergabemedium ist...
tw: ... wo alles möglich ist...
st: ... Du kannst mit dem Sampler wunderbar analoge Musik machen und sehr plastische. Oder Livemusik, als ob ´ne Band spielt.


Trotzdem bleibt es digitale Technik.
st: Ja, aber wichtig ist das, was du hörst.
cm: Synthesizer kannst du nicht so offen programmieren wie Sampler.
tw: Im Prinzip komprimiert der Sampler sämtliche unterschiedliche Drummer und Instrumente, die im Zusammenhang des Samplers wesentlich einfacher, komfortabler und schneller zu handhaben sind. Wobei das immer eine Zusammenarbeit ist.
st: Jeder hat so seine Freiheiten, weil das sehr viel auf Improvisation beruht.


Also eine Form der musikalischen Konversation?
tw: Auf jeden Fall. Jeder trägt seinen Teil dazu bei. Darauf basiert die Zusammenarbeit.


Was heisst das konkret? Sitzen da drei oder vier Leute im Studio, und jeder hat das gleiche Zugriffsrecht auf Material und Maschinen?
tw: Ja, jeder nach seinem musikalischen Verständnis. Jeder hat seinen Part in diesem Augenblick.
Was auch für die verschiedenen Stile steht, die ihr verfolgt?
st: Genau, du kannst Mad Benton mit einem Schrank vergleichen. Der Schrank hat verschiedene Schubladen, und alle Schubladen zusammen ergeben erst den Schrank.
tw: Und das ist erweiterungsfähig, man kann immer wieder 1, 2 Schubkästen anbauen...


discografie:
attentive situation 1998 ep-sampler
tom woods 1998 ep,
fundamental knowledge: java 1998 ep
krilly´s rebound: talking 1999 ep
stuffit: filtre, ab okt. 1999 ep
vertrieb: intergroove

© scheinschlag 2000
Inhalt dieser Ausgabe | Home | Aktuelle Ausgabe | Archiv | Sitemap | E-Mail

  Ausgabe 09 - 1999