Ausgabe 08 - 1999berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Jo wird rausgeschmissen. Was nicht weiter schlimm wäre, arbeitete Jo nicht an Bord einer Boeing 707. Zu spät. Ein Flugzeug blinzelt mit den Jalousien. Der Wind zieht die Ohren lang. Jo fällt.

So beginnt Susanne Berkenhegers "Hilfe", ein Geschichtengeflecht, das weit mehr bietet als Klicks von Sentenz zu Sentenz. Der "Hypertext aus vier Kehlen" erweist sich als optisch wunderbar klares Bilderbuch. Sonst so lästige Pop-Ups etwa reihen sich zu schlichten Flugzeugfenstern aneinander; per Klick öffnen sich die "Jalousien", und die Untertitelhelden erscheinen in Gestalt ihrer Sprechblasen. Die - vom Gesagten abweichenden - Gedanken ihrer Figuren präsentiert Berkenheger ironischerweise in der Aufmachung von Html-Kommentaren. (Kommentare im Quelltext werden von Browsern ignoriert, auf dem Bildschirm also nicht angezeigt.)

Immer wieder greift die Autorin die Traum-Ähnlichkeit der assoziativen Navigation im Text selbst auf und thematisiert damit ein wichtiges Problem der ganzen Hyper-Gattung: die nichtlineare Erzählung ist rational nur noch schwer faßbar und wird eher assoziativ "erlebt". Der dramatische Plot tritt oft hinter einer lyrischen "Stimmung" zurück: "Jo schlug die Augen auf und fiel ins Bett. Oder tiefer? Wer weiß das schon." ( http://www.berkenheger.de)
bov.bjerg@prenzl.net

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  Ausgabe 08 - 1999