concrete garden

contact: c4 in Meinblau

Unter contact: c4 wird man eine Initiative zu gewärtigen haben. Nur: welche? Und: ist sie der Formel eingeschrieben? contact:c4 ist sprechend und rätselhaft zugleich. Eindruck einer gewissen Eleganz. Häufung des Buchstabens C. Ein Gleiten. Vier Silben. Rhythmus. Ein Rätsel.

Eine Initiative mit einem sprechenden und doch zugleich rätselhaften Namen versehen zu haben, ist nie verkehrt. Denn das Rätsel drängt, wie seine Lösung, sich nicht auf. Je mehr man seiner habhaft zu werden sucht, je größer die Aufmerksamkeit, die man auf es richtet, desto weiter die Ferne, in die es rückt. Rätsel schafft Distanz. contact: c4 - ein Galeriezusammenhang ohne Galerie; logistisches Ensemble mit Barbetrieb; ein Potential, das sich nicht bei der ersten Berührung entlädt.

Für das umfangreiche Sommerprogramm von contact: c4 steht das Meinblau in der Christinenstraße zur Verfügung. Der Auftakt am 28. Mai eine Soiree von angenehmer Beiläufigkeit in allen Dingen. Ausgewählte, kleinere Arbeiten von Roger Frank und Yoko Koyanagi. Kikibar. Haarschnitt von Mascha Coiffeur. Prosa von Claudius Hagemeister in asiatischer Strenge. Kein Zugereister vermag so dicht Berlin zu geben. Hart und korrekt. Patchwork-Pop von Spoddy Odyssey.

Seit dem 4. Juni nun eine Installation von Sven Kalden, deren poltriger Titel URBS AUS RAUCH nichts von der präzisen Arbeit verrät.
URBS, -
ein sehr alter Begriff, der heutigen Ohren nach Comic-Sprache klingt, bezeichnet im Lateinischen zunächst: Rom. In späterer Zeit findet die urbs auch eine erweiterte Verwendung, für die Idealstadt, als Modell des himmlischen Jerusalems. Urbanität bedeutet also etwas mehr als verlängerte Öffnungszeiten, Dumpinglohn, Potsdamer Platz und Warum-Daimler-Chrysler-größer-baut. Urbanität hieße: Städtischer Zusammenhang, der in Rom seine Prägung erfahren hat. - Aber es ist nicht diese Tradition, auf die Kalden mit der Wahl seines Titels zielt. Ihm ging es lediglich um die Bezeichnung eines Ensembles von Steinen. Warum dann:
URBS ? -
AUS RAUCH, -
häßlicher Name, - der für eine strenge, klare Metamorphose steht. Photographie und Raum. Eingefärbter Beton. Transformation einer Kulturlandschaft. Phase 1: Siedlung; Felder; ein Brandherd. Rauch. Phase 2: Überführung von Siedlung, Felder, Brandherd, Rauch in die photographische Reproduktion. Phase 3: Rastern der Photographie. Pixel. Die Landschaft ein Pixelpark. Phase 4: Ausschnitt Pixelpark. Quadrate. Geometrische Konstellationen. Phase 5: Stereometrische Phantasie. Sprung aus der bloß zweidimensionalen Erfassung in die dritte, die räumliche Dimension. Die Pixel gewinnen Volumen. Phase 6: Concretion. Betonpark. concret garden.

i.g.wilms

Ameinblau, Christinenstr. 18-19
Do-Sa 17-21, So 15-19
Programm ist über joanna.piekos@berlin.de erhältlich.
Nächste Veranstaltungen: (je ab 19:30 Uhr) 19. Juni: Finissage Sven Kalden; Vernissage Stefie Steden
21. Juni Claudius Hagemeister: berlin sommer/texte; Dias von Laura Schleussner