Ausgabe 03 - 1999berliner stadtzeitung
scheinschlag

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"Internetliteratur ist lyrischer Natur", behauptet Jörg Piringer (www. monochrom.at/piringer). "Wegen der notwendigen Kürze, bedingt durch die hohen Telefonkosten und die niedrigen Übertragungsraten. Literatur am Internet muß dicht sein." Wer bleibt auch schon auf Arte hängen, solange er die Fernbedienung in der Hand hält? Oder, wie Piringer weniger kulturpessimistisch formuliert: "Eigenschaften wie Bewegung und Interaktivität lassen sich nicht mit Prosa vereinen."

Ein Beispiel, wie Literatur sich die Möglichkeiten des Netzes - genauer: die von html & Co. - zu eigen macht, findet sich auf http://literatur.lake.de/in/og/n99/ss1.html: Oliver Gassner montiert seine Texte auf vier farbige Tafeln. Kurze Beobachtungen aus dem "Real Life" und Fetzen aus Elektrobriefen stehen neben Reflexionen und Thesen darüber, was Netzliteratur denn nun sei. Der Clou ist schlicht, aber wirksam: Die Texte wechseln beständig (zügig, aber nicht zu flott), und so findet sich der Leser bald in einer Art Hörspiel für die Augen, in einem strukturierten Schriftspiel wieder, das Konzentration und eigene Assoziationen fördert und eben nicht mit "interaktiven" technischen Mätzchen erschlägt.

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Permutationsmaschinen waren wohl einmal der letzte Schrei in puncto Interaktivität: Die auf http://userpage.fu-berlin.de/~cantsin/diy_proteus/diy_proteus.cgi schüttelt ein Gedicht Ilja Kitups und macht daraus: "Nacht. tee Bahnsteig. zu stets angebracht. stockfinstre trinken L’pezk." Auch schön. Schon gut, daß der Dichter die Worte nicht nur findet, sondern sie auch so zusammensetzt, wie er´s für richtig hält.

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Beiträge zur Softmoderne 99 findet man unter www.softmoderne.de, eine ausführliche kritische Rückschau gibt´s bei www.literaturcafe.de/somo. Dort urteilt z. B. die Journalistin Sabrina Ortmann: "Die Idee der Veranstalter für die diesjährige Softmoderne war: Was lassen sich Autoren, die bisher nur für den Printbereich geschrieben haben, für das Internet einfallen? Mit ihrer Neugier konnten die Veranstalter die Autoren offenbar nicht anstecken."

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Utopie. Freier Internet-Zugang für alle; auf dem Schreibtisch steht ein kleiner Computer, der immer angeschaltet ist und auf dem unablässig Texte der Lichtzeile erscheinen: www.lichtzeile.at.


bov/igw


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  Ausgabe 03 - 1999