Ausgabe 21 - 1998berliner stadtzeitung
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Kieznet Prenzlauer Berg

Ein neues Projekt will im Internet umfassend über Aktivitäten im Bezirk informieren

Das Internet als Kommunikationsbrücke und Informationsort bietet für den ganz normalen Benutzer tausende und abertausende Anbieter. Neben finanzstarken Krankenkassen oder Versandhäusern gibt es auch in Berlin kleine Onlineproduzenten, die nicht zu den "Internetkapitalisten" gehören, sondern den finanziellen Aspekt oft notgedrungen als Nebensache abtun müssen, aber auch wollen. Zwei dieser Internetfreaks, für die der Inhalt mehr im Vordergrund steht als eine ausgeklügelte Produktpräsentation, sind die Macher der Prenzlauer Berger Kiezproduktion "Prenzlauerberg-Online", Dag Zippel und Hans-Jürgen Zick.

Bestehendes Angebot enttäuschend

Die Idee zu einer bezirksunabhängigen Präsentation des Prenzlauer Berg entstand zum einen aus Enttäuschung über das inhaltlich und konzeptionell unbefriedigende Angebot der bezirkseigenen www.prenzlberg.de-Plattform, die zu großen Teilen aus Ausschnitten des in fast jedem Haushalt vorhandenen Was ist Wo?-Heftchens besteht, und zum anderem aus der generellen Schwierigkeit, Informationen über Leben und Wirken im Prenzlauer Berg aus dem Internet herauszufiltern.

Die beiden Köpfe des Projekts, ein Diplomphysiker mit langjähriger Computererfahrung und ein Sozialarbeiter, der zur Zeit auf dem Abenteuerspielplatz Kolle 37 anzutreffen ist, brachten im Juli dieses Jahres Prenzlauerberg-Online zunächst mit dem Ansatz ins Netz, klein- und mittelständischen Betrieben sowie Einzelhändlern eine Plattform zu bieten. Diese einseitige Konzeption wurde dann aber aufgegeben, da besonders der Einzelhandel noch große Berührungsängste mit dem (gar icht mehr so) neuen Medium Internet hatte und hat, und es darum fast unmöglich erschien, diese von einer Internetpräsentation zu überzeugen. So wurde das Spektrum mit der Zielsetzung weiter gefaßt, eine Vernetzung möglichst vieler Bezirksangebote zu erreichen und das Internet somit für den Nutzer interessanter zu machen. Alle Facetten des Lebens im Prenzlauer Berg können und sollen die Möglichkeit bekommen, sich im Internet zu präsentieren. Einzelhändler, Künstler, soziale Projekte aller Art sollen unabhängig von parteipolitischen Motivationen ins Netz gestellt werden - also genau die Übersicht, die eigentlich von einem auf den Stadtbezirk bezogenem Informationssystem erwartet, aber wegen der bürokratischen Unfähigkeit des Bezirksamtes nicht realisiert werden konnte. Erschwerend ist dabei jedoch der Umstand, daß besonders sozial und kulturell gemeinnützige Vereine keine Förderung für Onlinevorhaben erhalten. Darum bietet Prenzlauerberg-Online für bislang nicht im Internet präsente Projekte eine Darstellung zum reinen Selbstkostenpreis von 5 bis 10 DM an. Das Geld dient also bei der Onlinevernetzung des Prenzlauer Berg nur zur Finanzierung des Projekts.

Vielfalt und ständige Veränderung

Der lange Aufbau des inhaltlichen Entwurfs und damit auch die sich ständig verändernde Umsetzung im Netz, wird für viele Internetpräsentationen oft als Manko angesehen. Bei diesem Projekt ist gerade dies inzwischen Teil des Konzepts, denn hier soll nie etwas fertig sein, sondern ständigem Wandel unterworfen werden. Allein die optische Aufmachung hat sich seit der ersten Präsentation mehrmals geändert.

Die Sammlung von Prenzlauer Berger Informationen umfaßt so zur Zeit unter anderem Links zur Buchhandlung und Galerie "Ansichtssache," der Straßensozialarbeit von "Gangway e.V.", den Kinderrechtszänkern "K.R.Ä.T.Z.Ä.", der "Negativeland" Off-Videothek oder dem Zeiss-Großplanetarium.

Unter der Rubrik "Diese Woche gefunden" erscheinen ständig veränderte sehenswerte Verweise etwa auf die Kryptonale im Wasserspeicher oder das "Amt für Wahrnehmungsstörung", das bis vor wenigen Tagen eine Ausstellung in der Galerie am Prater unter dem Titel "1O Jahre Aktion `Fotografieren verboten!´" präsentierte. Offen steht das Angebot zu kostenlosen Kleinanzeigen für alle, sowie die Möglichkeit zur Veröffentlichung für diejenigen, die inhaltlich eine Idee einbringen oder sich über den Prenzlauer Berg irgendwie äußern wollen.

Die Idee von Prenzlauerberg-Online, jede und jeden inhaltlich mitarbeiten zu lassen und den eigenen Lebens- und Stadtbezirk dabei als Basis zu nehmen, kann, wenn sie sich durchsetzt, ein Beispiel dafür werden, daß Internet nicht nur Pornographie und interaktives Kaufhaus sein muß.

Steffen.Pachali@gmx.net

E Kontakt zu PrenzlauerBerg-Online:
Zippel & Zick GbR
Internet: http://www.prenzlauerberg-online.de
e-mail: webmaster@prenzlauerberg-online.de
Telefon/Fax: 030/44057767

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