Good Dance and Good Bye
Was wie nach einem Fitness-Studio aus der
Provinz klingt, ist ein seit fünf Jahren überaus
erfolgreiches Label aus Berlin: Get Physical. Erfolgreich nicht nur
gemessen am Output immerhin fast 80 Alben seit 2002 ,
sondern auch als ein stilprägendes Unternehmen. Gegründet von
einer Fünfergruppe, bestehend aus DJs, Produzenten und
Musikschreibern, hat es das Label geschafft, einen Sound zu
prägen, den man vielleicht am besten als etwas ausgebremsten House
mit raffiniert dichtem Baß und jeder Menge liebevoller Anleihen
aus unterschiedlichsten Musikrichtungen bezeichnen könnte. Was
dabei herauskommt, klingt widersprüchlich: nämlich feinste
elektronische Partymusik, die gleichzeitig fragil und subtil wirkt.
Nachzuhören ist das auf einer gelungenen zweiteiligen Compilation.
Teil eins sind 14 unveröffentlichte Tracks aus dem Hause Get
Physical. Auf der zweiten CD remixen befreundete Produzenten ihre
Lieblingsnummern aus dem Back-Katalog. So sollten sich
fünfjährige Jubiläen öfter anhören.
Ganz so stilsicher gibt sich das Label Ministry of Sound
nicht immer. Mit RadioDisco ist dem Label aber ein exquisites Mix-Album
gelungen. Auf dem Doppelalbum haben Boris Dlugosch und Radio Slave je
eine CD mit einem je durchgängigen Remix vorgelegt. Beachtlich ist
vor allem der Mix von Radio Slave aka Matt Edwards. Häufig genug
kaprizieren sich Dance-Produzenten auf einen eng umrissenen Stil und
bringen dann ihre Remixe auch in entsprechendem Gewand heraus. Das
klingt dann oft etwas hilflos eingefahren. Extrem geschmeidig klingen
hingegen die Radio-Slave-Remixe. Er schafft es, variable und fast schon
swingende House-Beats zu entwickeln, die eine entspannte
Durchlässigkeit zum Original herstellen. So nutzen sich die
ineinanderlaufenden Tracks auch nach mehrmaligem Hören nicht ab,
im Gegenteil: Immer wieder entstehen neue Intensitätsmomente.
In einer spannenden Mischung aus Clubkultur und
Folkelementen legt das Duo Bodi Bill mit No More Wars auf dem Berliner
Label Sinnbus ein beachtliches Erstlingswerk hin. Da finden sich
poppige Werke wie Traffic Jam neben komplexen Arrangements wie Very
Small, und schließlich tauchen dann noch elektronische Tracks,
wie die sehr fein konzipierten Kilogramm oder Straw Hats auf. Neben dem
sehr prägnanten Einsatz von Streichern und Pianoläufen
erinnert der Gesang daran, daß Clubsounds und klassisches
Songwriting sich nicht ausschließen müssen. Insgesamt ist
der Spagat, den Bodi Bill unternehmen, aber recht verwegen es
gibt nicht viele, die solche musikalische Dehnungen beherrschen.
Marcus Peter