Ausgabe 03 - 2007 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Faire Botten, grüne Sneakers

Ein Sportschuhladen will Zeichen gegen Kinderarbeit setzen

Der Kreuzberger Geschäftsmann Robert Schultz hat sich ein hohes Ziel gesetzt. Er will den ersten grünen Sportschuhladen in Berlin etablieren. Mit fair gehandelten Sportartikeln will er einen neuen Trend setzen. Wer in der Stadt mit ruhigem Gewissen Schuhe kaufen wolle, die unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und nicht von Kinderhänden produziert wurden, müsse lange suchen, meint Schultz. Lediglich zwei Szene-Läden in Kreuzberg hätten bereits die Zeichen der Zeit erkannt und faire Freizeit- und Sportschuhe im Angebot.

Die Nachfrage nach fair gehandelten und veganen, d.h. von Tierprodukten freien Schuhen sei zumindest in seinem Heimatbezirk sehr hoch. Schultz führt das auf einen Bewußtseinswandel der Konsumenten zurück. Einerseits trage der derzeitige Bio-Boom dazu bei, andererseits hätten skandalöse Enthüllungen über Kinderarbeit, Umweltzerstörung und die Produktionsbedingungen bei Nike und Adidas in den letzten drei Jahren für das Thema sensibilisiert.

In der Tat hat sich nach dem Erscheinen von Büchern wie Naomi Kleins No Logo und Klaus Werners Schwarzbuch Markenfirmen ­ Die Machenschaften der Weltkonzerne und diversen Magazin-Artikeln über Kinderarbeit in Schuh- und Kleidungsfabriken einiges bei den Sportschuh-Marktführern getan, um das angekratzte Image aufzupolieren. Inzwischen, so Schultz, sind beide Hersteller der Fair Labour Association beigetreten, und man bemühe sich zumindest, bestimmte soziale und ökologische Standards aufrecht zu erhalten.

Schultzens Laden am Schlesischen Tor läuft gut. Der junge Geschäftsmann ist sich seines Vorbildcharakters bewußt. Schon deshalb hofft er auf eine große Signalwirkung. Ihm geht es um mehr als fairen Handel und den Ausschluß von Kinderarbeit. Er will neben regulären Modellen auch Schuhe anbieten, die aus veganen Materialien hergestellt wurden und frei von umweltschädigenden Hilfsmitteln und Farbstoffen sind.

Seine Arbeit ist für ihn auch politisches Engagement. Doch bei der Umsetzung seines Projektes stößt er an Grenzen. Als Einzelhändler sei er auf das Verantwortungsbewußtsein der Zwischenhändler angewiesen. Der Einkauf dort sei Vertrauenssache. Zwar gäbe es mittlerweile Qualitätssiegel wie „BioRe", „Öko-Tex" und „Naturtextil", die die Einhaltung ökologischer und sozialer Standards bescheinigen, doch seien die den Zwischenhändlern und Konsumenten meist gar nicht bekannt. „Ich mußte mich erst informieren, bei welchen Zwischenhändlern ich fair produzierte und gehandelte Schuhe bekommen kann", sagt Schultz. Kontrollinstrumente wie Online-Datenbanken, unabhängige Kommissionen oder etablierte Zertifikate gäbe es bislang einfach noch nicht, bedauert der Kreuzberger Schuhhändler.

Für kleine Läden, die hundertprozentig wirtschaftlich arbeiten müssen, sei der Umstieg auf ein neues Ladenkonzept nicht leicht. Ein Geschäft nach ökologischen und sozialen Richtlinien zu führen, sei teuer und deshalb noch ein Privileg für wirtschaftlich erfolgreiche Läden. „Als wir vor dreieinhalb Jahren unseren Laden eröffnet haben, standen wir vor anderen Problemen", gesteht Schultz ein. „Wir hatten erst mal andere Sorgen als Recyclingpapier, Mülltrennung und Energiesparlampen." Es hätte lange gedauert, ehe er sein Angebot um faire Waren erweitern und auch sämtliche Verbrauchsmaterialien und den Bürobedarf in seinem Geschäft auf ökologisch vertretbare Produkte umstellen konnte.

Jens Steiner

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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