Ausgabe 03 - 2007 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

sektempfang

Das Treptower Nachtcafé Arche gab sich schon vor längerem aus gegebenem Anlaß den Beinamen „Café Landowsky". Um der Verantwortung dieses Ehrentitels gerecht zu werden, haben sich die Mitarbeiter kurzerhand entschlossen, im Anschluß an die Gerichtsverhandlung von Klaus-Rüdiger Landowsky am 23. März einen Sektempfang zu organisieren. Gerne hätte man außerdem dem berühmten Namenspatron die Möglichkeit gegeben, im Nachtcafé Arbeitsstunden abzuleisten. Aber leider haben die Richter nur eine Bewährungsstrafe verhängt. Obwohl also die Hoffnung auf diesen prominenten Mitarbeiter enttäuscht wurde, konnte das Nachtasyl den Verdienst aus dem Sektverkauf dringend gebrauchen, denn die Kosten für den Betrieb im April sind noch nicht gedeckt. 1500 Euro müssen dafür dringend zusammenkommen. Nähere Infos unter www.nachtcafe-landowsky.de.

opfergang

Thomas Thimme, einst Medienreferent der Grünen im Bundestag und später Geschäftsführer des Radiosenders Hundert,6, soll jetzt 70000 Euro wegen Untreue und Insolvenzverschleppung an die Staatskasse zahlen. Im April 2005 wurde der Sender schlagartig dichtgemacht und die Mitarbeiter ausgeschlossen, während mit einigen Ausgewählten und Praktikanten aus einem Provisorium in der Potsdamer Straße weiter gesendet wurde. Zuerst hatte sich Thimmes Anwalt auf eine Strafe von 4500 Euro und elf Monaten auf Bewährung mit dem Amtsgericht geeinigt, berichtet die Medienzeitschrift Sprachrohr. Dann aber war Thimme selbst nicht damit einverstanden und widersprach. Das Ergebnis: 65500 Euro Strafe mehr. Auch der Sender erlitt ein ähnliches Schicksal: Aus Thimmes 100,6 wurde das lediglich im Berliner Umland sendende Oldieprogramm „Power Radio".

ferner klang

Es war eine kleine Sensation, als die Studenten der TU letzten November einmal anders wählten als sonst: Nicht mehr die üblichen Verdächtigen („Breites Linkes Bündnis") errangen das Mandat, den AStA zu stellen, sondern RCDS und unabhängige konservative Listen. Jetzt ist das Geschrei natürlich groß, denn die Möglichkeit, daß aus Minderheiten Mehrheiten und aus Mehrheiten Minderheiten werden können, erschien vielen linken Gruppen undenkbar. Nun überschütten sie den neuen AStA mit allerlei Vorwürfen und werden auch schon mal handgreiflich. Was aus dem neuen AStA dringt, ist nicht unbedingt erbaulich, klingt aber vertraut. Der neue Vorsitzende wendet dieselben Methoden an, derer sich linke ASten üblicherweise selbst befleißigen. Das spricht nicht für den Neuen, aber was den einen recht ist, muß den anderen billig sein.

mittenmang

Vor lauter Knut-Knuddelei scheint beinahe vergessen, daß es ja auch noch andere Berliner Eisbären gab ­ beim Eishockey zum Beispiel. Die haben sich in der letzten Spielzeit nicht sonderlich gut geschlagen, nach zweimaliger Meisterschaft glatt den Einstieg ins Viertelfinale verpaßt. Dabei hatte die Anschutz Gruppe, Eigentümer der Mannschaft, so Großes mit ihnen vor: Am Ostbahnhof baut sie eine neue Mehrzweckhalle, deren Auslastung eben auch von den Eisbären bestritten werden soll. Wenn nun aber das Interesse der Fans nachlassen, die Vermietung von Logenplätzen ins Stocken geraten, die Werbeeinnahmen sinken sollten? Schon jetzt sahen im Schnitt nur 4500 Zuschauer die Spiele ­ die neue Arena soll aber 14000 Gäste fassen. Vielleicht die Tickets, wie es der Hertha BSC vormachte, bei Lidl verscheuern? Bei Ebay versteigern? Oder besser gleich verschenken?

termine

Die deutschen Radfahrer sind sauer! Stein des Anstoßes sind die unsicheren und gefährlichen teutonischen Radwege. Deshalb drängen sie jetzt mit Hochdruck auf die Straßen. Wer möchte, kann noch bis zum 27. April eine Petition zur Abschaffung der Radwegebenutzungspflicht unterschreiben. Näheres unter www.cycleride.de/petition.

Ich sehe was, das du nicht siehst, und das ist ... ein Puff. Noch bis zum 3. April ist in den Räumen des BSD (Bundesverband sexuelle Dienstleistungen e.V.) die Fotoausstellung „Ein unsichtbares Gewerbe" zu sehen. Ort: Ahlbecker Straße 15, Prenzlauer Berg. Geöffnet täglich von 14 bis 20 Uhr.

Mit Wut oder Resignation, aber auch mit Witz und Humor haben die Berliner die groteske Situation der Teilung ihrer Stadt ertragen. In einem multimedialen Vortrag berichtet Stefan Wolle in Kooperation mit der Gedenkstätte Berliner Mauer über die „Absurditäten der geteilten Stadt". Am 25. April um 19 Uhr im Dokumentationszentrum Berliner Mauer, Bernauer Straße 111, Wedding.

Für die Freunde des vergorenen Hopfensaftes: Vom 27. bis 29. April veranstaltet der Verein „unter-berlin" ein Seminar über die Geschichte der Berliner Brauereien. Zahlreiche Orte werden besichtigt, die zum Teil der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.Damit das Ganze nicht zu trocken wird, gibt es zwei Verkostungen. Kostenpunkt: 75 Euro. Anmeldung unter www.unter-berlin.de oder fon 31017373.

scheinschlag sucht

weiterhin Leute, die über Stadtpolitik und -kultur schreiben wollen und können: Skandale und Skandälchen, Bausünden und sündige Bauten, linkische Rechte und unrechte Linke, Klassenkampf und klasse Kämpfe. Bei Interesse wendet euch an die Redaktion, fon: 28599063, e-post: info@scheinschlag.de

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Autorentreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 7. April um 14 Uhr statt.

scheinschlag hofft

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