Ausgabe 02 - 2007 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

förderung

Das Kulturamt Mitte schüttet auch 2007 wieder sein Füllhorn über die freien Kulturschaffenden aus. Projekte, die zwischen dem 1. Juni und dem 31. Dezember 2007 im Bezirk Mitte stattfinden, können jeweils 2500 Euro beantragen. Einsendeschluß für die Anträge ist Montag, 19. März. Vorlageblätter für die Anträge sind im Kulturbüro Mitte erhältlich und unverzichtbarer Bestandteil des Antrags. Gleichfalls liegen dort Info-Blätter zu den Vergaberichtlinien aus, sie können aber auch unter www.berlin.de/ba-mitte/org/kulturamt/dezentrale-kulturabeit. html abgerufen werden. Schwerpunkte der Förderkriterien für die Vergabe: Es soll den besonderen Erfordernissen im Bezirk Mitte zur Integration unterschiedlicher kultureller Herkunftskontexte Rechnung getragen werden. Vorrangig sollen Projekte der dezentralen Kulturarbeit gefördert werden, die unter Einbeziehung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensraum ermöglichen. Die Mittel des Beirates können nur für im Bezirk Mitte realisierte Projekte verwendet werden. Und die Antragsteller sollten ihren Lebens- bzw. Arbeitszusammenhang in Mitte haben.

Interessenten können noch bis zum 16. März Beratungstermine im Kulturbüro bei Dolly Leupold in Anspruch nehmen. Terminvereinbarung unter fon: 28884442.

schwung

Durch den Erfolg des Films Die fabelhafte Welt der Amélie wurde die verträumte, teilweise nostalgische Instrumental-Musik von Yann Tiersen, dessen zuvor veröffentlichte Alben eher den Status eines Geheimtips hatten, auch in Deutschland von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen. Im März gibt es die Möglichkeit, einen anderen Yann Tiersen zu entdecken: einen echten Rockmusiker, dabei aber so romantisch wie eh und je. Katerine hingegen ist die zentrale Figur des Nouvelle Chanson, die nach langer Durststrecke endlich auch in Frankreich die ihr gebührende Anerkennung erfährt. Nun kommt Katerine auf Deutschlandtournee, um sein neues Album Robots after all zu präsentieren. Liebliche Klänge und Kleine-Jungs-Träume ließ Katerine dabei hinter sich und legte erstmals ein eher elektronisches Werk vor ­ ein großes, depressives Album, das er in seiner einzigartigen Leichtigkeit mit einem Schuß Ironie würzt.

Yann Tiersen am Mittwoch, 21. März um 21 Uhr, und Katerine am Samstag, 31. März, jeweils um 21 Uhr im Kesselhaus der Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, Prenzlauer Berg.

ausstellung

Anna Lesznai war eine bemerkenswerte Frau, deren literarische Autobiographie längst vergessen ist. Die bildende Künstlerin, Dichterin und Philosophin wurde 1885 geboren und schloß sich nach dem Kunststudium in Budapest und Paris 1908 progressiven Künstlerkreisen in europäischen Städten an. Sie gehörte 1915 zu den Mitbegründern des Sonntagskreises um Béla Balázs und György Lukácz, wo über Philosophie und Ethik diskutiert wurde. Wegen ihrer politischen Einstellung und der jüdischen Herkunft mußte Anna Lesznai 1939 nach New York emigrieren, wo sie eine Malschule gründete, ihren Familienroman und andere Werke veröffentlichte. Sie starb 1966 ­ und ist in den USA bis heute weitaus bekannter als in dem ihr einst so nahen Deutschland. In der Ausstellung des Collegiums Hungaricum werden vor allem ihre Märchenbilder, von der ungarischen Volkskunst inspirierte Stickereien, aber auch Fotos und Manuskripte aus dem Leben der vielseitigen Künstlerin gezeigt.

„Spätherbst in Eden – Anna Lesznai. Ein Frauenschicksal im 20. Jahrhundert". Noch bis zum 18. März im Collegium Hungaricum, Karl-Liebknecht-Straße 9, Mitte. Eintritt frei.

verwirrung

Der Künstler und Galerist Matthias Biermann untersucht in seinen Ausstellungen das Verhältnis von Wörtern und Gegenständen: Bezeichnung und Bezeichnetes reiben sich aneinander, ohne je Deckungsgleichheit zu erlangen, Wörter und Gegenstände werden in andere Bedeutungszusammenhänge gestellt. Die Ausstellung Wortgalerie Matthias Biermann (Innere Galerie) in der BrotfabrikGalerie zeigt nun eine fotografische Dokumentation der 2004 gegründeten, fiktiven Kunstgalerie gleichen Namens und präsentiert die Ausstellung einer Ausstellung in einem Schuhkarton.

„Wortgalerie Matthias Biermann". Vom 8. März bis zum 7. April in der BrotfabrikGalerie, Caligariplatz 1, Weißensee. Täglich geöffnet von 16 bis 21 Uhr.

spannung

Little Barrie kommen wie so viele momentan angesagte Retro-Rock-Bands irgendwo aus England. Andererseits sind sie aber doch keine dieser jungen Fashion-Bands, die ein THE vor dem Bandnamen tragen, denn ihr Sound hat deutlich mehr Funk und Soul. Das klingt entsprechend weniger pubertär und vielschichtiger. Dazu paßt, daß sie für ihr zweites Album, das sie auf ihrer aktuellen Konzerttour vorstellen, den Drummer Russel Simins von Jon Spencer Blues Explosion gewinnen konnten ­ und das wiederum verspricht für den Live-Auftritt einen besonderen Kick.

Little Barrie, 3. März um 21 Uhr im Lido, Cuvrystraße 7, Kreuzberg. Eintritt 12 Euro.

bekümmerung

Ein Chor, der sich zum Konzert aufgestellt hat, zerstreitet sich aufs Ärgste, noch bevor er einen Ton gesungen hat. Die Gruppe zerfällt in verlorene Gestalten, die sich spinnefeind sind. Erst der Gesang von Einzelnen läßt die gescheiterten Chorsänger wieder aufeinander zugehen. Bekümmernis und Vereinzelung, Sehnsucht und Utopie sind die Motive, mit denen Hanno Siepmann, Gewinner des Neuköllner Opernpreises 1999, sein BACH-Theater „komponiert". Dabei wird der Blick auf eine Gesellschaft von 15 Individuen geöffnet, die sich begegnen, einander ignorieren oder durch die visionäre Kraft der Musik wieder zu einer Gemeinschaft von Sängern zusammenfinden. In der Ausstattung von Kathrin Hauer wird der Abend zu einem elementaren Versuch über Gesellschaft und Leere, über Menschen und Musik im Raum.

BACH theater: Kantate 21 „Ich hatte viel Bekümmernis". Am 16., 17., 18., 27., 28., 30. und 31. März, jeweils 20 Uhr im Theaterdiscounter, Monbijoustraße 1, Mitte. Eintritt: 12/10 Euro. Karten unter fon: 44048561.

anbetung

Neben Bach ist mit Sicherheit Georg Friedrich Händel der zweite Gigant barocker Musik, der, nachdem ihn der Erfolg als Opernkomponist verlassen hatte, mit seinem „Messiah" ein furioses Comeback feiern konnte. Wer kennt auch heute nicht das „Hallelujah"!? Der Auftritt des vielgerühmten Laien-Ensembles der Musikschule Charlottenburg-Wilmersdorf unter der Leitung von Gudrun Krösmann verspricht wieder einen musikalischen Ohrenschmaus. Als Solisten brillieren Stephanie Petitlaurent (Sopran), Hildegard Wiedermann (Alt), Lothar Odinius (Tenor) und Sebastian Bluth (Baß). Und wie es sich gehört, wird das Werk natürlich in englischer Sprache aufgeführt. Für Freunde barocker Chormusik ein „must"!

Kammerchor, Madrigalchor und Kammerorchester der Musikschule Charlottenburg-Wilmersdorf: Georg Friedrich Händel: Messiah. Am 23. März um 20 Uhr in der Passionskirche am Marheinekeplatz, Kreuzberg. Karten unter fon: 3814305.

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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