Ausgabe 02 - 2007 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Soll alles beim Alten bleiben?

Ringen um das Kulturhaus „Peter Edel" in Weißensee

Die Zukunft des Kulturhauses „Peter Edel" in Weißensee bleibt weiter unklar. Der Bezirk versucht bereits seit längerem, die Einrichtung in der Berliner Allee an einen anderen Träger abzugeben und damit zu privatisieren. Lediglich ein Bewerber blieb im laufenden Verfahren übrig. Obwohl sich eine endgültige Entscheidung noch längere Zeit hinziehen kann, scheinen die Chancen für den Förderverein Kulturhaus Weißensee gut zu stehen. Der gründete sich vor mehreren Jahren aus Künstlern und Nutzern des Hauses und machte sich zur Aufgabe, bei einer drohenden Schließung den Kulturbetrieb in eigener Regie zu übernehmen. „Das Peter Edel deckt 80 Prozent des Kulturangebots in Weißensee ab, wenn das wegfällt, gibt es hier nichts mehr", begründet der Musiker Michael Behm sein Engagement.

Neben Kunst- und Musikkursen, Kinderbetreuung, dem „Tanztee für Senioren" und einem „Discoabend für Singles" gehören zum derzeitigen Programm auch Veranstaltungen wie das „Jazz im Edel" und Folkmusikkonzerte. Bereits vor 60 Jahren wurde das damalige „Volkshaus" in einer ehemaligen Brauerei eröffnet und später nach dem Schriftsteller Peter Edel benannt. Der Bezirk kürzte in den letzten Jahren jedoch immer mehr Mittel, so daß der Weiterbetrieb nun grundsätzlich in Frage steht.

„Wir wollen das Haus mit seiner langen Geschichte für die Bevölkerung erhalten und ausbauen", meint Behm. Funktionieren soll das Ganze über einen „Erbpachtvertrag". Bei dieser Teilprivatisierung bleibt das Grundstück im Eigentum des Bezirkes, die neuen Nutzer müssen sich im Gegenzug um die laufenden Kosten kümmern. Finanzieren will der Förderverein sein Vorhaben u.a. aus Mitgliedsbeiträgen, der Wiedereröffnung der hauseigenen Gaststätte und aus diversen Fördergeldern.

Auch wenn der Bezirk wie angekündigt in den nächsten Wochen eine Entscheidung über die weitere Nutzung fällen sollte, werden ausgiebige Verhandlungen über die genauen Konditionen der Übernahme folgen. „Es ist völlig unklar, wie lange diese dauern werden," meint Bezirksstadtrat Michail Nelken.

Diese Unklarheiten brachten schließlich auch den bisherigen Mitbewerber zum Rückzug. Die Berliner Schule für Schauspiel sprang Mitte Februar aus dem Bewerbungsverfahren ab, nachdem sie über ein Jahr lang an einem Konzept gearbeitet hatte. Bis zu einer Anhörung im Kulturausschuß soll es der Bezirk noch nicht einmal geschafft haben, die Konzeption vollständig durchzulesen. „Wir haben ein klares Zeitkonzept und brauchen neue Räume", meint Sprecherin Simone Tippach-Schneider. Aus Ärger über die bürokratischen Mühlen habe sich die Schauspielschule entschlossen, nach anderen Möglichkeiten zu suchen. Außerdem male man sich kaum Chancen gegen den Förderverein aus. Der wirbt bereits seit einiger Zeit in der Öffentlichkeit für sein Konzept und hat nach Meinung der Schauspielschule höhere Sympathien bei den Entscheidungsträgern, weil er den Kulturbetrieb wie bisher fortsetzen will. Das hätte die private Schule nicht bieten können, da sie einen Großteil der Räume für ihre eigenen Zwecke nutzen müßte. „Unser Konzept hätte Veränderungen gebracht, wovon wir aber dachten, daß das auch gewollt war," meint Tippach-Schneider, „wenn alles beim Alten bleiben soll, dann brauchen wir uns auch nicht damit abmühen."

An einer Weiterführung des bisherigen Kulturprogramms im „Peter Edel" dürfte der Bezirk tatsächlich Interesse haben. Zumindest für Bezirksstadtrat Nelken ist die inhaltliche Ausrichtung des neuen Trägers ebenso wichtig wie seine finanzielle Tragkraft. „Wir wollen, daß Kulturpolitik im Bezirk auch weiterhin betrieben wird, sonst hätten wir das Haus auch einfach gleich dichtmachen können", begründet er die Entscheidungskriterien.

Aber selbst wenn der Förderverein den Betrieb übernehmen sollte, dürfte sich etwas ändern: Ein kulturelles Angebot wird es weiterhin geben, kosten wird es den Bezirk aber nichts mehr. Bleibt nur die Frage, was passiert, wenn es keine engagierten Nutzer gibt, die ehemals öffentliche Aufgaben in eigener Regie weiterführen. Dann dürfte es tatsächlich schlecht aussehen für die Kultur in Weißensee.

Philipp Mattern

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
Ausgabe 02 - 2007 © scheinschlag 2007