Ausgabe 01 - 2007 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

ironisierend

Boy meets Girl ­ das ist der Stoff, aus dem schon immer gute Geschichten entstanden sind und immer wieder entstehen werden. In diesem Fall treffen ein deutscher Kunsthistoriker, der aus beruflichen Gründen in seine Heimatstadt Danzig fährt, und eine Polin, die ebenfalls nach dem Krieg ­ aus Litauen ­ vertrieben wurde, aufeinander. Sie beschließen, einen Versöhnungsfriedhof zu gründen ­ und geraten in den Widerstreit der unterschiedlichsten Interessen. Die Kritik würdigte den Film als selbstironische und weitgehend gelungene Verfilmung des Romans von Günter Grass.

„Unkenrufe" (Deutschland/Polen 2005). Regie: Robert Glinski, mit Matthias Habich, Krystyna Janda u.a. Am 23. Februar um 19 Uhr im Interkulturellen Frauenzentrum S.U.S.I., Linienstraße 138, Mitte.

anstoßend

Was glauben wir? Können wir überhaupt noch glauben? Sind die zehn Gebote noch gültig? Gebote regeln das Miteinander, dennoch werden sie täglich gebrochen. Die Freiheit, sich zwischen „gut" und „böse" zu entscheiden, liegt schließlich bei jedem Einzelnen. Wenn in unserer individualisierten Gesellschaft die zehn Gebote nicht mehr als verbindlich angesehen werden, müssen demnach neue Maßstäbe für das Zusammenleben gesucht werden. Zusammen mit seinem Coautor Krzysztof Piesewicz schrieb Krzysztof Kieslowski Anfang der achtziger Jahre das Drehbuch zum Dekalog, das 1988/89 verfilmt wurde. Das BAT-Studiotheater zeigt nun eine Inszenierung, die auf den zehn Filmen beruhen.

„Die zehn Gebote – nach den Geschichten Dekalog 1-10 von Krzysztof Kieslowski und Krzysztof Piesewicz", Diplom-Inszenierung von Robert Borgmann vom 8. bis 10. Februar und am 1., 9. und 11. März, jeweils um 20 Uhr im BAT-Studiotheater der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch", Belforter Straße 15, Prenzlauer Berg. Karten unter fon: 4018912.

balkanisierend

Für Freunde der Balkanmusik gibt es im Februar wieder Termine, die es nicht zu verpassen gilt. Der in Frankreich lebende kroatische Sänger Darko Rundek liebt Sinn- und Soundverdrehungen, er kleidet skurrile Geschichten und Alltagsbeobachtungen in filmische Klanggewänder. Little Cow kennt in Ungarn jedes Kind. Zumindest die gleichnamige Figur aus der Trickfilmserie, die der Sänger der Band selben Namens produziert hat. Little Cows Musik bedient sich der Rhythmen und Weisen ihrer Heimat, wie Zigeunerklänge, Blasmusik und Balkanrock, die mit Ska-, Pop- und Dance-Rhythmen verwoben werden.

Darko Rundek und Cargo Orkestar am 13. Februar um 21 Uhr im Glashaus der Arena, Eichenstraße 4, Treptow. Eintritt 17 Euro.

Little Cow-CD-Release-Party am 23. Februar um 20 Uhr im Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Knaackstraße 95, Prenzlauer Berg. Eintritt 10 Euro.

posierend

Mitte des Monats werden sie wieder aus Gazetten und Mattscheiben quellen: Blitzlichtbilder lächelnd posierender Zelluloidstars. Denn diese Spezies lebt vom Glamour und Gloria wie unsereins von Luft und Liebe. Wie viele andere der knipsenden Zunft zückt Oliver Kern alljährlich die Kamera, um im rechten Moment die Protagonisten der Berlinale aufs Papier zu bannen. Jene Aufnahmen, die dabei jenseits des Posierens zustande kommen und einen Blick auf die Inszenierung des Glamours zulassen, zeigt nun das Museum für Kommunikation.

Oliver Kern: „Der gläserne Schlüssel", bis zum 4. März im Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16, Mitte. Eintritt 3 Euro, ermäßigt 1,50.

abbildend

Die Galerie Anyway lädt zur ersten Ausstellung des Jahres und präsentiert Berlin, mon amour. Bilder aus zwei Jahrtausenden. Weil die Geschichte der Berliner Mauer nicht nur Deutschland betrifft, sondern ganz Europa und somit auch Frankreich, will sich die Galerie an zwei Jahrzehnte deutscher Geschichte durch die Bilder des Fotografen Günther Schaefer erinnern. Der fotografische Zyklus spannt einen Bogen von der Maueröffnung bis zur Gegenwart.

„Berlin, mon amour. Bilder aus zwei Jahrtausenden", noch bis zum 11. Februar im Anyway, Boxhagener Straße 35, Friedrichshain.

anbietend

Vor Jahren stand die Atelierförderung in Berlin schon einmal kurz vor der endgültigen Streichung. Zum Glück nahm der Senat von diesen Plänen wieder Abstand. Heuer bietet der Berufsverband Bildender Künstler (bbk) wieder 17 Ateliers und sechs Atelierwohnungen für Bildende Künstler an. Das Angebot und die Informationen zum Vergabeverfahren sind unter www.bbk-kulturwerk.de veröffentlicht.

helfend

Lesend unterstützen Berliner Autoren den Berliner Kältehilfe-Verein, der sich seit Jahren aktiv für Obdachlose engagiert. Mit dabei im Roten Salon sind u.a. Jörg-Uwe Albig, Annett Gröschner, Anne Hahn, Bodo Mrozek, Katrin Röggla und Jens Sparschuh. (Uns drückt zwar der Schuh, aber wir müssen Platz sparen und können leider nicht alle Beteiligten namentlich nennen.) Im Anschluß stellt das Elektro-Duo Denzel & Huhn seine neue CD Paraport vor.

„Lesen und helfen 2 – Große Benefizlesung für die Berliner Kältehilfe" am 3. Februar, 20 Uhr im Roten Salon, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte, Eintritt 8 Euro, ermäßigt 6.

politisierend

Von 1970 bis 1990 bot das Festival des politischen Liedes in Berlin einen Treffpunkt politisch engagierter Musiker aus der ganzen Welt und ihres interessierten Publikums. Im Jahr 2000 gelang ein kleiner, aber erfolgreicher Neustart unter veränderten Vorzeichen. Das Festival „Musik und Politik – Lied und soziale Bewegung" wuchs seither und integriert auch diverse Wettbewerbe, wie zum Beispiel „Troubadour" oder den Endausscheid des Bandwettbewerbs der DGB-Jugend „Gib Dir eine Stimme!" Jeden Abend werden anhand von Dialogen, Vorträgen, Filmen und Ausstellungen politischen Themen mit Musik verknüpft.

Festival Musik und Politik vom 22. bis 25. Februar in der WABE, im ZwiEt, im KATO und im Festivalklub. Programm und Eintrittspreise unter www.songclub.de

intervenierend

Auch wenn Kriege wohl schon seit langem von der öffentlichen Interpretation und Legitimation durch die jeweiligen Kontrahenten gelebt haben, so ist heutzutage vom „Krieg der Bilder" die Rede. Doch zeigen ständige Auseinanderset-zungen um Begriffe ­ man denke an „Befreiung", „Intervention", „Säuberung" ­ eine fortwährende Bedeutung des Diskurses um die Sprache. Die Initiativen Multitude e.V. und Unfriendly Takeover erstellen nun ein Wörterbuch des Krieges, wobei hundert ausgewählte Personen jeweils einen Begriff abhandeln und sich somit in die Aushandlung seiner Deutung einmischen. Die Berliner Sektion des Wörterbuchs, darunter Avi Mograbi, Saskia Sassen, Richard Sennett und Rimini Protokoll, stellt ihren Beitrag zum Werk nun öffentlich vor.

„Wörterbuch des Krieges" am 23. Februar um 17 Uhr und 24. Februar um 14 Uhr in den Sophiensaelen, Sophienstraße 18, Mitte. Eintritt 10 Euro, ermäßigt 5. www.dictionaryofwar.org

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
Ausgabe 01 - 2007 © scheinschlag 2007