Ausgabe 10 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

leserbrief Zu „Privatisierungsprofi" (scheinschlag 8/06)

Wenn das Feindbild stimmt, erübrigt sich Sachkenntnis. Daß dieses ideologische Kreuzrittertum auch im scheinschlag um sich greift, ist bedauerlich. Der Autor des Beitrags „Privatisierungsprofi" weiß nicht, wovon er schreibt, sondern nur wogegen.

Die Genossenschaft Eigentum 2000 gehörte zu den „Kopfgeburten", mit denen Akteure aus dem Umfeld von SPD und dem Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen versuchten, einerseits noch vorhandene Fördermittel für Genossenschaften unter ihrem Einfluß in Neugründungen zu kanalisieren und zugleich der Wohnungsbaugesellschaft Mahrzahn (DEGEWO-Konzern) Finanzmittel zufließen zu lassen. Deshalb waren die Kaufpreise überhöht, die Genossenschaftsinitiatoren waren keine Mieter, und bei der folgenden Sanierung und Bewirtschaftung versickerte viel Geld.

Deshalb haben die Koalitionsfraktionen entgegen den Bestrebungen der Finanz- und der Bauverwaltung sowie der Investitionsbank Berlin die Rettung dieser Mißwirtschaft durch zusätzliche öffentliche Mittel, nach dem schon Millionen Euro geflossen waren, abgelehnt. Offensichtlich meint aber der scheinschlag neuerdings, daß man den alten Sumpf weiter aus öffentlichen Kassen fördern müsse, wenn „Genossenschaft" dran steht. Daß Rot-Rot 2004/05 dennoch nach einer Lösung für die Eigentum 2000 suchte, hatte wesentlich zwei Gründe: Zum einen die Mitgliedereinlagen der inzwischen gewonnenen zahlreichen Mieter und die Bürgschaften des Landes.

Michail Nelken, Prenzlauer Berg (2001-2006 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin für die PDS; Anm. d. Red.)

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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