Ausgabe 07 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

kurzkultur

kultur bergsteigersport

Ostpolzug heißt ein vergessenes Stück von Arnolt Bronnen, in dem er die Feldzüge Alexanders des Großen lebendig werden ließ. Der Hamburger Regisseurs Torsten Diehl hat nun einen Wiederbelebungsversuch unternommen. Neben dem historischen Alexander schickt Bronnen noch einen zweiten Alexander ins Feld, der 2000 Jahre später den Mount Everest erobern will. In Diehls Inszenierung, die im September im Orphtheater gezeigt wird, wird Julia Jessen die beiden Figuren monologisierend verkörpern.

„Ostpolzug" von Arnolt Bronnen von 13. bis 17. und von 20. bis 24. September um 20 Uhr im Orphtheater, Ackerstr. 169/170, Mitte, 12 Euro, ermäßigt 8

lufttransport

Der Trend zum Science-Fiction-Trash scheint nun auch die Opernhäuser zu erreichen. Die Opernkompanie Novoflot hat mit ihrem „Kommander Kobayashi" ein neues Genre entwickelt, die sogenannte Opernsaga. Natürlich gibt es ein Raumschiff, das sich auf einem Irrflug befindet und dem alle möglichen merkwürdigen Dinge zustoßen. Und für jede Folge wird ein anderer Komponist verpflichtet. In der zweiten Staffel, die jetzt in den Sophiensaelen gezeigt wird, bewegt sich das Raumschiff merkwürdigerweise nicht in den Weiten des Weltraums, sondern in Osteuropa. Daß das Ganze nicht notwendig in einen fürchterlichen Krampf ausarten muß, dafür spricht die Mitwirkung des hervorragenden russischen Komponisten

Sergej Newski.

Novoflot & Kommander Kobayashi: „Opernsaga. Staffel 2", von 8. bis 10. und von 15. bis 17. September um 20 Uhr im Festsaal der Sophiensaele, Sophienstr. 18, Mitte, 13 Euro, ermäßigt 8

fotosport

Der Fotograf Rolf Zöllner zeigt in der Ausstellung Zeitreise Bilder, die seinen Werdegang vom ersten Bild über Straßenfotografien in der DDR bis hin zu seiner Auseinandersetzung mit sozialen Themen in der vereinigten Republik dokumentieren. Dem regelmäßigen scheinschlag-Leser werden nicht wenige Bilder bekannt vorkommen.

Die Ausstellung „Zeitreise" ist vom 3. September bis zum 22. Oktober im „studio im hochaus" in der Zingster Straße 25, Hohenschönhausen, zu sehen. Vernissage ist am Freitag den 1. September um 19.30 Uhr.

leistungssport

Sie kehren Scherben weg. Sie laufen Treppen rauf und wieder runter. Sie lassen Plastikbecher durcheinander purzeln. Sie brauchen keine Instrumente, um Musik zu machen. Fast alles, was ihnen zwischen die Finger gerät, können sie zum Klingen bringen. Sie sind Meister der improvisierten Musik: Eiko Yamada, Herwig von Kieseritzky und Matthias Schwabe. Zusammen sind sie EX TEMPORE, ein Trio, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, neue Klangwelten zu erkunden – unerhört!

„Viertakter (4): EX TEMPORE. Improvisieren mit Geräuschen", am 5. September um 20 Uhr im Theaterdiscounter, Monbijoustr. 1, Mitte, Eintritt 8 Euro, ermäßigt 6

wagensport

Daß Spaß auch Politik machen kann, versucht einmal wieder die Trotzdem-Gala des Wagenplatzes Schwarzer Kanal darzulegen. Queer-Performance und Bühnenshow werden mit Infos zur „ugly Stadtumstrukturierung" entlang der Spree gewürzt, Ideen zum Widerstand gegen eine drohende Räumung des Wagenplatzes mit Cocktails und Feuerspielchen abgeschmeckt. Durch das reichhaltige Menü führt Gloria Viagra.

„Trotzdem-Gala" am 7. September ab 20 Uhr auf dem Schwarzen Kanal, Michaelkirchstraße 20, Mitte, für lau

flugsport

Mehr als zehn Jahre nachdem er dort als junger Wissenschaftler tätig war, zog es Knut Hildebrandt, den scheinschlag-Bildredakteur, mit seinem Fotoapparat wieder an seine alte Wirkungsstätte Adlershof. Vieles hatte sich dort verändert, geblieben war aber die Faszination seinerzeit nur aus den Augenwinkeln wahrgenommener Bauten: der Windkanäle und Prüfstände der ehemaligen Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt. Die Fotos kann man von 19. September bis 9. Oktober im „Fenster61" in der Torstraße 61 sieben Tage die Woche rund um die Uhr sehen.

www.fenster61.de

wassersport

In Berlin gibt es zwar keinen ernstzunehmenden Fluß, dennoch ist Wasser im Stadtbild allgegenwärtig. Darauf reagiert nun ein passenderweise vom Büro Schwimmer organisiertes Kunstereignis, das die Stadt noch bis Ende Oktober mit Installationen und Performances überzieht – stets im oder dicht am Wasser. So gibt es auf dem Weißen See eine schwimmende Sauna, der – natürlich – finnischen Künstlerin Heidi Lunabba zu bestaunen, eine „Findelboje" von Monika Brandmeier unter der Nordhafenbrücke, Betonboote von Sibylle Hofter in der Nähe des Werderschen Marktes, und Alena Meier projiziert ihren „Fluß ohne Wiederkehr" unter die Rathausbrücke. Mißtrauen ist aber doch wohl beim Schwimmkurs für Erwachsene angebracht, den die bekennende Nichtschwimmerin Karina Griffith geben will.

www.normalnull.info

kneipensport

Billard und Darts waren bisher die unangefochtenen Alkoholiker-Sportarten in den Eckkneipen und Kaschemmen der Stadt. Denn durchtrainiert muß man wahrlich nicht sein, um mit den kleinen Pfeilen zu werfen oder mit den Holzstecken zu hantieren. Man muß zur Ausübung dieser Sportarten auch nicht hinaus an die frische Luft, und Bier und Schnaps sind immer zur Hand. Diese Sportarten könnten aber jetzt ernstzunehmende Konkurrenz bekommen, denn die Kulturfabrik Moabit kündigt eine neue saufkompatible Sportart an: „Kneipengolf". Das sogenannte Thekenballspiel soll gar in mehreren Kneipen gleichzeitig gespielt werden und eine größere Gruppe involvieren. Die Idee, das eklig-schnöselige Golfspiel zu proletarisieren ist ja nun ganz nett, und die verschiedenen Bahnen, so wird versprochen, sollen sich alle in der Nähe von Schankanlagen befinden. Mal sehen!

„Kneipengolf", am 22. September ab 19 Uhr an unterschiedlichen Theken in der Kulturfabrik, Lehrter Str. 35, und im Café Moab, Lehrter Str. 36, Tiergarten

geländesport

Meistens ist von Hausprojekten ja nur die Rede, wenn sie wieder mal bedroht sind, von irgendwelchen Investoren, von Behördenwillkür oder gar von beidem zusammen. Nun bietet eine vom Bildungswerk der Heinrich-Böll-Stiftung veranstaltete Reihe einmal die Gelegenheit, sich unter positiven Vorzeichen mit „selbstbestimmtem" und „gemeinschaftsorientiertem Planen, Bauen und Leben in Berlin" zu beschäftigen. Am 9. September kann man auf einer Exkursion in Augenschein nehmen, welche Projekte sich in Prenzlauer Berg halten konnten, was geblieben ist von der Selbstverwaltung. Z.B. die Kastanienallee 77, in der sich u.a. das kleine, feine Lichtblick-Kino befindet. Informiert wird aber auch über die Mietergenossenschaft SelbstBau e.G. Und man kann sich so auch ein Bild machen, was die Grünen unter Selbstbestimmung verstehen.

Treffpunkt am 9. September um 13 Uhr im Lichtblick-Kino, Kastanienallee 77, Prenzlauer Berg, Dauer: 4 Stunden

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
Ausgabe 07 - 2006 © scheinschlag 2006