Ausgabe 05 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Kurzkultur

autosinfonie

Vom 31. Mai bis 16. Juli 2006 macht TESLA mit sonambiente das Klosterstraßenviertel mit Podewils'schem Palais, Parochialkirche und Klosterruine zu einem Quartier der medialen Künste. TESLAs Beitrag zum Festival für Hören und Sehen umfaßt ein breites Spektrum an künstlerischen Arbeiten und Forschungen rund um das Medium Klang. Ein Schwerpunkt ist die künstlerische Arbeit mit der Stadt als Klangraum, aber auch mit unterschiedlichen audiovisuellen Wahrnehmungsperspektiven von Orten. Am 24. Juni öffnen alle Künstler und Produzenten, die zur Zeit im Podewils'schen Palais arbeiten, ihre Ateliertüren (16 bis 22 Uhr). So können Besucher bei „radioeinszueins" erleben, wie Radio produziert wird oder mit Michelle Teran die Geschichte des Podewils'schen Palais ergründen. Der Abend klingt mit einem Drive-in-Konzert aus. Wir laden alle Autofahrer ein, um gemeinsam eine Komposition von Sasker Scheerder aufzuführen (pünktlich um 22 Uhr). Während des Festivals diskutieren Künstler und Wissenschaftler u.a. über Themen wie Klangerzeugung (am 8. Juni, 20.30 Uhr), Klangwahrnehmung (am 15. Juni, 20.30 Uhr) und Interfaces (am 22. Juni, 20.30 Uhr).

> „sonambiente" bei TESLA , Medien-Kunst-Labor, noch bis 16. Juli, Podewils'sches Palais, Klosterstr. 68, Mitte

intimdrama

Planningtorock ­ das ist eigentlich mehr Performance als Konzert. Planningtorock ist eine One-Woman-Show der Wahlberlinerin Janine Rostron. Ihre Auftritte sind intim-dramatisch hübsch garniert mit einer ordentlichen Portion schwarzem Humor. Musikalisch liegt sie irgendwo zwischen elektronischer Pop-Operette und Heavy Metal ohne Gitarre. Ratatat, die zweite Band des Abends, kommt aus New York und klingt wie eine Mischung aus Glamrock-Elektronik à la Daft Punk und HipHop-Beats im Format von Missy Elliot. Das ist ziemlich dick aufgetragen ­ aber der Abend könnte sich lohnen.

> Am 28. Juni ab 21 Uhr im Festsaal Kreuzberg, Skalitzer Str. 130, Eintritt 15 Euro

synthknospen

Aus Anlaß der Veröffentlichung des neuen Albums The Forest and The Sea des Londoner Musikers Leafcutter John, („one of the bourgeoning stars of post-electronica", Tony Herrington von The Wire) lädt das Staubgold-Label zur letzten großen Label-Party vor der Sommerpause ein. Folk-Musik, Electronica und elektro-akustische Klangexperimente werden in eine spannungsvolle, sphärisch-gotische Soundlandschaft getupft. Scott Walker oder neuerdings John Vanderslice lassen grüßen, ein Mix aus Bourbonese Qualk und Nick Drake trifft es aber vielleicht genauer. Das Live-Set von Leafcutter John und seinem Support Simon Bookish wird von einer munteren DJ-Battle, bei der sich Ekkehard Ehlers, Alex X, die Goldmunds und staubgold-Labelchef Markus Detmer hinter den Plattentellern ablösen, umrahmt.

> „The Forest and The Sea"- Record Release Party am 10. Juni ab 21 Uhr in der „Zentralen Randlage", Schönhauser Allee 172, Prenzlauer Berg

neurotransmitter

Künstler, Zuschauer, Workshopteilnehmer und freiwillige Helfer wieder auf ihre Plätze. In der Studiobühne Mitte, im und um das Theaterhaus Mitte und im Club der Polnischen Versager will „neuropolis" den Nerv der Stadt treffen. neuropolis ist: demokratisches Durcheinander auf marktplatzähnlichen Versammlungsstätten, Inbegriff von Meinungsstreit und kultureller Blüte, neuronale Prozesse als kleinster gemeinsamer Nenner unserer Wahrnehmung. So persönlich wie seine handgesprühten Plakate will das Festival sein: Das junge Organisationsteam ­ studierend, ambitioniert, unbezahlt - läßt sich den Mut zum Experimentieren nicht nehmen, die Spielorte Studiobühne Mitte und Theaterhaus Mitte machen's möglich, indem sie Infrastruktur, Räumlichkeiten und personelle Unterstützung zur Verfügung stellen. Was als „Theatertreffen der Berliner Hochschulen" begann, ist heute ein Festival für junge Gruppen und Künstler, dabei ständig im Wandel. neuropolis soll über das Dabeisein, das Sicheinschalten und Miterleben funktionieren ­ von Objekt- über Tanz- und Kindertheater bis zu Workshops, Rahmenprogramm und den charakteristischen Publikumsgesprächen im Festivalcafé.

> Das europäische Theater- und Medienfestival „neuropolis" läuft vom 1. bis 4. Juni in der Studiobühne Mitte, Sophienstraße 22a und im Theaterhaus Mitte, Koppenplatz 12. www.neuropolis.eu

ruhmesei

Im Juni und Juli zeigt unser Bildredakteur im Café Krüger im Prenzlauer Berg Bilder von Freizeitkickern, die während seiner Streifzüge über die Bolzplätze und durch die Parks Berlins entstanden. Eine nochmals erweiterte Auswahl wird im Rahmen der Kunstausstellung Ball of Fame. Ein Bolzplatz für die Kunst vom 8. Juni bis 9. Juli im Umspannwerk in der Kopenhagener Straße zu sehen sein. Die Ausstellungseröffnung mit anschließender Party findet am 8. Juni ab 19 Uhr statt.

> Fotos von Knut Hildebrandt im Krüger, Lychener Straße 26, Prenzlauer Berg, www.spezialrad.de/fussballbilder; „Ball of Fame" im Umspannwerk Kopenhagener Straße 58-61, Prenzlauer Berg, www.ball-of-fame.de

verbromung

Metall und Kohle können Dich vielleicht retten, wenn auch Fotografie immer seltener mit Silber oder Brom in Verbindung gebracht wird. Im Rahmen des Stipendienprogramms für zeitgenössische deutsche Fotografie wird von der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung ein Stipendium ausgelobt. Wer hart ums Überleben fotografiert oder wem's einerlei ist, wer „blecht", der fordert auch tapfer die Bewerbungsunterlagen an. Diese sollten dann ausgefüllt und bis zum 8. August an untenstehende Anschrift gesendet worden sein. Und bitte: Treibe keinen Unfug mit großen deutschen Traditionsunternehmen, vermerke auf dem Paket also z.B. nicht: „Stahlgewitter, Fotos von Ernst Jünger, aufgenommen 1914 bis 1918", sondern einfach nur: „Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stipendium"!

> Bewerbungsunterlagen über: Photography@museum-folkwang.essen.de; Fotos senden an: Museum Folkwang, Fotografische Sammlung, Goethestraße 41, 45128 Essen

motörcult

Daß Peter Sempel gute Filme machen kann, das hat er unter anderem mit seinem Film über Jonas Mekas gezeigt. Als nun Lemmy auf dem heimischen DVD-Spieler „passierte", saßen da drei Personen, die auf alles gefaßt waren, die durchaus geteilte Ansichten über metallisch-kultische Gebräuche und Gebärden von Musikfans hatten. Einhellig erkannten aber alle sehr schnell, daß dieser Film kein abgezocktes Medienpaket ist, das irgendein Genre zum x-ten Male abfeiert. Die Berliner Verleihfirma schickte das Infoheft dazu im guten alten Fotokopieroutfit, eine Anti-Bewerbungsmappe für eine deutsche Filmhochschule. Dieser Film darf sich zu Recht im Untertitel „cinemaveritémotörartpunkfilm" nennen. Sakrileg, sich diese wirklich erfrischende Prise nicht durch den Motörhead zu jagen!

> „Lemmy" startet am 1. Juni in den Berliner Kinos: Central, Eiszeit und Lichtblick sowie im Thalia-Kino in Potsdam.

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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