Ausgabe 02 - 2006 berliner stadtzeitung
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Zeigen, was die anderen nicht sehen wollen

Berlin hat mit der „globale" ein politisches Filmfestival

„Ich sah Körper in eine Decke gewickelt. Daraus tropfte Blut. Mir wurde schwarz vor Augen. Das war, nachdem das mit meinem Sohn passierte." Marcia Oliveira Jacintho lebt in einer Favela in Rio de Janeiro, in der ihr Sohn 2003 von der Polizei erschossen wurde. Die brasilianische Polizei sucht sich immer wieder vor allem junge Schwarze aus den Armenvierteln als Opfer ihrer Gewalt. In dem Dokumentarfilm Von Mauern und Favelas – Polizeigewalt in Rio de Janeiro kommen Aktivisten gegen Gewalt wie auch die Bewohner der Favelas selbst zu Wort. Die deutsch-brasilianische Koproduktion ist nur einer von vielen Filmen, die denen eine Stimme geben, die sonst nicht gehört werden.

Vom 9. bis 16. März wird das globalisierungskritische Filmfestival „globale" Berlin zum dritten Mal mit spannenden Filmen, Workshops und Diskussionen überschwemmen. Die globale bietet Raum für Themen, die sonst in den Kinos keinen Eingang finden, sie ist eine Bühne für Menschen, die anderswo nicht öffentlich zu Wort kommen. Über das Medium Film wollen die ehrenamtlichen Organisatoren der globale die Auswirkungen des weltweiten Kapitalismus und Möglichkeiten des Widerstands aufzeigen. Dokumentarfilme stellen ein zentrales Element dar, um sich mit Themen wie Arbeits- und Lebensbedingungen in Deutschland und weltweit, Migration und Rassismus, Ausbeutung von Umwelt und Ressourcen sowie der Unterdrückung von Frauen auseinanderzusetzen.

Nach den Filmvorführungen im Kunst- und Kulturhaus ACUD in der Veteranenstraße finden oft Diskussionen mit Regisseuren und Aktivisten statt. Außerdem werden Workshops mit Unterstützung von Organisationen wie der Clean Clothes Campain angeboten, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion einsetzt. Ein globalisierungskritischer Stadtspaziergang entführt die Besucher vom Kino zu den Einkaufsmeilen, um den Zusammenhang des eigenen Handelns mit den weltweiten Problemen herzustellen. Außerdem ist eine Protestkundgebung vor der Konzernzentrale der Berliner Wasserbetriebe mit anschliessender Filmvorführung von Wasser unterm Hammer geplant.

Ulrike Schulz

Das Programmheft der globale liegt in vielen Kinos aus. Weitere Informationen unter www.globale-filmfestival.de

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