Ausgabe 01 - 2006 berliner stadtzeitung
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Berliner Stimme aus Ulm

Hildegard Knef, die im Dezember ihren 80. Geburtstag gefeiert hätte, ist derzeit in aller Munde. In Berlin wird die Schauspielerin und Sängerin mit zwei Ausstellungen gewürdigt.

Der Schweizer Dieter Bornemann ist der Kurator einer Hommage im Schwulen Museum. Er hat die Diva mehrfach getroffen und leidenschaftlich alles über sie gesammelt. Sein Bruder ist Fotograf, die zahlreichen Fotos, die bei Begegnungen mit Hildegard Knef entstanden sind, geben Auskunft über das innige Verhältnis des Fans zu seinem Idol. Die Identifizierung des Fans mit dieser Frau wird so begreifbar: Sie ist verwundbar und manchmal krank, aber ihre Zähigkeit und Ausdauer können einem Mut machen. Die Macht, mit der sie sich bis ins hohe Alter ins öffentliche Bewußtsein rückt, ist bewundernswert.

Das Filmmuseum hingegen wartet mit einem chronologischen Überblick über ihr Leben von den Anfängen als Schulmädchen in Ulm bis zu den letzten grellbunten Fernsehauftritten auf. Die distanzierte Rekonstruktion ihres Lebens setzt die Schauspielerin auch in Bezug zur deutschen Geschichte.

Noch während des Krieges beginnt sie eine Ausbildung zur Trickfilmzeichnerin bei der Ufa, eigentlich will sie jedoch Schauspielerin werden. An der Filmhochschule Babelsberg bescheinigt man ihr den „reinsten germanischen Typus". Nachdem sie in dem Film Die Sünderin von 1951 einige Sekunden nackt zu sehen war, wird sie nach Hollywood eingeladen. Eine New Yorker Modelagentur schreibt, sie besitze „den höchsten Grad von Sexappeal, einen Appeal, der Männer und Frauen gleichermaßen anzieht": Sie darf die Hauptrolle in einem Broadway-Musical spielen.

Franciska Schubert

* „Hilde Knef: ,Halt mich fest' – Erinnerungen – Erkenntnisse – Impulse", noch bis zum 27. Februar im Schwulen Museum, Mehringdamm 61, Kreuzberg, Mo bis Fr und So bis Mo 14 bis 18 Uhr, Sa 14 bis 19 Uhr

* „Hildegard Knef. Eine Künstlerin aus Deutschland", noch bis zum 17. April im Filmmuseum, Potsdamer Str. 2, Tiergarten, Di, Mi sowie Fr bis So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 20 Uhr

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