Ausgabe 01 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Kurznachrichten

abschiebeverbot

Am 10. Januar sollte der togolesische Oppositionelle Alassane Moussbaou aus Mecklenburg abgeschoben werden. Der Air France-Pilot, der ihn und andere Flüchtlinge transportieren sollte, weigerte sich, den Aktivisten der „Internationalen Kampagne gegen die Dikatur in Togo und anderen afrikanischen Ländern" mitzunehmen. Im April soll Moussbaou, gemeinsam mit 300 weiteren Diktaturflüchtlingen, endgültig in sein Herkunftsland geflogen werden. Da Regimegegner in Togo nicht selten verschwinden, gefoltert oder ermordet werden, erscheint es geradezu zynisch, politisch aktive Flüchtlinge mit der Begründung abzuschieben, es „drohe keine beachtliche Wahrscheinlichkeit für politische Verfolgung" (Zitat Oberlandesgericht). Seit dem 19. Januar sind Alassane Moussbaou und sein Landsmann Anani Komi Adzrakou in der JVA Bützow im Hungerstreik und deswegen rechtswidrig in Einzelhaft genommen worden. Verschiedene Gruppierungen und Politiker verlangen eine erneute Überprüfung des Verfahrens und einen Abschiebestop nach Togo. Unterstützer sind willkommen. Kontakt: www.thecaravan.org

stehverbot

Die FIFA will Ruhe in den Stadien. In Zukunft soll es keine tanzenden, hüpfenden, drängelnden Fans mehr auf den Fußballplätzen geben. Der FIFA-Vorsitzende Blatter geht sogar soweit, reine Sitzplatzarenen zu fordern, diese seien „familienfreundlicher". Dahinter steht die Angst vor Gewaltausbrüchen, die angeblich häufiger vom Stehplatzbereich ausgehen. Das Bündnis aktiver Fußballfans (B.A.F.F.) wendet sich gegen diese Politik: „Die Bewegung auf den Stehplätzen gehört zum Fußball. Wir wollen keine Kino- oder Theateratmosphäre." Stattdessen fordert das Bündnis einen Ausbau der sozial verträglichen, weil billigeren und auch, da sie schneller zu räumen sind, sichereren Stehplätze. Stadien, die Fans hinter Gitter sperren und ihnen wie etwa das Berliner Olympiastadion bei Gefahr einen schnellen Fluchtweg ins Innere versperren, seien die wahren Sicherheitsrisiken.

sprachverbot

An mehreren Berliner Schulen soll ab sofort nur noch Deutsch gesprochen werden. Dies gilt nicht etwa nur im Unterricht. Nein, auch in den Pausen sollen sich Schüler nicht mehr in ihrer Muttersprache unterhalten dürfen. Außer natürlich, sie sind aus einer deutschen Mutter gekrochen. Strafen für regelwidriges Verhalten sind unseres Wissens noch nicht aufgestellt worden, aber der Abschreckungscharakter spricht für sich: Der repressive Umgang mit dem „Fremden" ist wieder auf dem Vormarsch in der deutschen Politik. Das Deutschgebot besteht in Berlin bereits seit 18 Monaten, vor kurzem hat Bildungssenator Böger den Schulen empfohlen, andere Sprachen zu verbieten.

sonderangebot

Es gibt stets mehr Gründe für Protest als Gelegenheiten. Aber vielleicht ist manchem ja erst nach der Machtübernahme der „Koalition der Vernunft"und ihren als alternativlos vorgeführten Entscheidungen bewußt geworden, wie wichtig eine außerparlamentarische Opposition ist, die für soziale Gerechtigkeit und Demokratie eintritt. Die Bewegungsstiftung, die sich der Unterstützung des von sozialen Bewegungen getragenen Widerstands widmet, wirbt nun um zinslose Darlehen für einen Zeitraum von vier Jahren. Mit diesen „Protestsparbriefen" sollen diverse Protestkampagnen finanziert werden. fon: 04231/957540,

www.bewegungsstiftung.de

termine

* Abschiebung im Morgengrauen und Die Unerwünschten, zwei Dokumentarfilme über staatlichen Rassismus in der BRD, werden im Rahmen der antifaschistischen Aktionswochen im A6-Laden gezeigt. Am 6. Februar um 20 Uhr in der Adalbertstr. 6, Kreuzberg.

* Die FAU hat ab Februar Filme im Programm, die sich mit Arbeit und Arbeitskampf beschäftigen. Am 10. Februar gibt's Moderne Zeiten, am 24. Februar F.I.S.T. (USA, 1978), und am 3. März wird der heiß diskutierte Dokumentarfilm The Corporation (Kanada, 2004) gezeigt. Im FAU-Lokal, Straßburger Str. 38, Prenzlauer Berg, immer um 20 Uhr.

* Eine Ausstellung für Kinder über das Römische Reich ist noch bis zum 1. März in Weißensee zu sehen. Auf den Spuren von Asterix und Obelix können die Kinder dort u.a. Texte und Objekte selbst gestalten. Bibliothek am Antonplatz, Bizetstraße 41, Weißensee. Montag bis Freitag 10-19 Uhr, Mittwoch 15-19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

* Achtung, Fassenacht! Kölle alaaf! Den Termin müssen sich glücklicherweise nur die Jecken merken, die „dahin" (Kölle, Määänz, Basel ...) wollen oder Berliner, die Karnevalsflüchtige aufnehmen müssen. Denn die Preußenmetropole ist fastnachtsresistent, daran ändert auch der von ein paar doofen Bonner Beamten oktroyierte Rosensonntagszug Unter den Linden nichts. Und dafür spricht auch die Ankündigung des Rathauses Wedding, am 23. Februar von 14.30 bis 17.30 Uhr „Weiberfastnacht" feiern zu wollen. Es spielen „Die Gordons Berlin", Preis (inkl. Kaffeegedeck) 7,50 Euro. Das alles in der Müllerstr. 146, Wedding.

scheinschlag sucht

Leute, die über Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Umstrukturierungen der Arbeitswelt, Stadtentwicklungstendenzen, außergewöhnliche Kulturprojekte, Schweinezucht oder den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion, fon: 28599063,

e-post: info@scheinschlag.de

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Autorentreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren, Fotografen und Illustratoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 11. Februar, um 14 Uhr statt.

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
Ausgabe 01 - 2006 © scheinschlag 2006