15 Jahre

Im November 1990, vor 15 Jahren, erschien die erste Ausgabe des scheinschlag (ein Faksimile des Titelblatts von damals ist auf der letzen Seite zu bewundern) – Zeit, mal eben den Atem anzuhalten, Rückschau zu halten, sich zu fragen, was wollte man seinerzeit, was wollen wir heute, was ist geblieben.

scheinschlag hat sich wie die Stadt, über die die Zeitung berichtet, verändert. Diese Ausgabe versucht, die Veränderungen zu zeigen ­ aber auch, was sich erhalten hat.

Wir haben verschiedene Artikel aus alten Ausgaben herausgesucht und unsere Autoren gebeten, dazu einen neuen Text zu schreiben ­ zum selben Thema, aus heutiger Sicht: zwei Texte zu einem Thema = eine Seite.

Foto: Knut Hildebrandt

Bei der Auswahl der alten Artikel wurde nicht nur auf die journalistische Brillanz der Texte geachtet. Eine solche Best-of-Präsentation hätte zwar einiges für sich gehabt und verdiente, in einem anderen Rahmen gewürdigt zu werden, erschien uns aber in einer scheinschlag-Jubiläumsausgabe unangebracht, denn: So war der scheinschlag nie ­ da standen schon immer die nicht nur journalistisch etwas unbedarft wirkenden Ergüsse des erbost herumwetternden Hausnachbarn neben den großartigen Elaboraten eines Hochliteraten. Weitaus wichtiger ist uns, diese Disparatheit herauszustellen, aber auch zu zeigen, daß einige Themen im scheinschlag immer wieder zur Sprache kommen: großspurige Stadtplanungen, verquere Kiezentwicklungen, holprige Ost-West-Annäherungen, aber auch leidenschaftliche Theaterprojekte, abseitige Museen und natürlich einladende Kaschemmen ­ Themen, bei denen es sich lohnt, noch einmal zu schauen, was denn nun, Jahre später, daraus geworden ist.

15 Jahre scheinschlag sind auch 15 Jahre scheinschlag-Fotografie. In dieser Ausgabe läßt sich eine kleine Auswahl dessen, was scheinschlag-Fotografen bei ihren Streifzügen durch Berlin festhielten, wiederentdecken, eine Auswahl, die zeigt, wie unterschiedliche Fotografen den ganz eigenen fotografischen Stil dieser Zeitung geprägt haben.

Diese Jubiläumsausgabe soll einerseits vermitteln, was scheinschlag war bzw. ist, mit seinen Brüchen, Koinzidenzen usw., andererseits, was aus Berlin geworden ist ­ in diesen 15 Jahren. Wir hoffen, es ist uns gelungen.