Ausgabe 8 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Kurznachrichten

erster streich

Gregor Gysi faßte das Ergebnis am Wahlabend treffend zusammen: Rot-Grün ist abgewählt, Schwarz-Gelb hat gleichwohl kein Mandat ­ auch wenn Merkel und Schröder das nicht wahrhaben wollen, letzterer wohl nur mit einer Räumungsklage aus dem Kanzleramt zu entfernen sein wird. Könnte die Aussicht auf einen Staatsstreich da nicht verführerisch sein? Die Initiative „Staatsstreich 2008" will sich offensichtlich noch drei Jahre Zeit lassen. Doch was soll dann passieren? Leider ist der „Staatsstreich" ein Etikettenschwindel, dahinter verbirgt sich kompletter Stumpfsinn. Die Pseudo-Revoluzzer streben eine „komplette Restaurierung des Parlamentarismus" an und wollen sich aus allen Parteien bedienen: aus der CDU das Christliche, aus der SPD das Sozialdemokratische, aus der FDP ­ erraten: das Liberale und aus der NPD das Nationale. Muß man noch mehr dazu sagen? www.staatsstreich-2008.de

zweiter streich

Jetzt werden die unsäglichen Buddybären, die seit Jahren Berlin verschandeln, endlich entsorgt. Ein Exemplar des bärenförmigen Sondermülls wird nunmehr gar nach Peking verbracht. Perfiderweise als „Zeichen der Freundschaft" getarnt, geht ein mit Sehenswürdigkeiten des Bezirks und einem Gruß an die Partnerstadt auf seinem Scheinpelz verschmierter „Mitte-Bär" nach China. Wir treten dafür ein, daß ganz viele Buddybären an sämtliche Partnerstädte verschenkt werden.

dritter streich

Polizeieinsätze sind jetzt billiger! Na super, dann rufen wir sie doch mal an, die 110 kostet ja schließlich auch nichts ... Die Topangebote sind „Auto abschleppen", früher 160, jetzt dauerhaft für 149 Euro zu haben ­ allerdings nur tagsüber ­ und die unfreiwillige Übernachtung in der Ausnüchterungszelle für einmalige 152 Euro inklusive Frühstück (alter Preis 163 Euro). Alle Daten aus der „Polizeibenutzungsordnung" des Berliner Senats.

vierter streich

Nach der Bundestagswahl denken sich zumindest die Unternehmen, sie könnten sich die Lügen sparen: Nachrichten über Kündigungen und Auslagerungen brechen wie Platzregen über uns herein. Nach Siemens, die sofort am Tag danach die Entlassung von 5000 Arbeitern und die Auslagerung von 4500 Arbeitsplätzen ankündigten, und Mercedes, wo man ebenfalls 5000 zu kündigen beabsichtigt, will nun auch Samsung am Fabrikstandort Oberschöneweide 750 von 800 Arbeitern entlassen. Warum nicht gleich 850?

fünfter streich

Das Büro für medizinische Flüchtlingshilfe ist in Not, da sein Konto leer ist und noch offene Rechnungen über mehrere tausend Euro existieren. Das Büro vermittelt Menschen ohne Aufenthaltsstatus und ohne Krankenversicherung an Ärzte, Optiker, Hebammen usw., die sich bereit erklärt haben, anonyme und kostenlose Behandlungen durchzuführen. Trotzdem fallen Kosten für Hilfsmittel, Medikamente, Geburten, Schwangerschaftsabbrüche und Krankenhausaufenthalte an, die vollständig aus Spendengeldern finanziert werden müssen. Bis Ende 2005 werden noch ca. 20000 Euro benötigt, ansonsten muß die Vermittlungsarbeit eingestellt werden. Spenden bitte an das Büro, Kontonummer 3260302, BLZ 10020500, Bank für Sozialwirtschaft, Stichwort Medizinische Hilfe. Informationen unter www.medibuero.de

termine

* Am 26. Oktober will die Bundeswehr ihr 50jähriges Bestehen pompös feiern. Wer das blöd findet, kann dagegen demonstrieren oder sich lustige Aktionen einfallen lassen. Am selben Tag um 17 Uhr gibt's wohl eine Demonstration auf dem Alexanderplatz.

* An die älteren Semester, die sich's noch leisten können, und an die jüngeren, die überhaupt noch einen Studienplatz in Berlin bekommen haben: Am 17. Oktober geht die Uni wieder los. Wissensproduktion! Wissenskonsum! Nicht verschlafen, sonst ist das Seminar voll.

* Das Programm Lokales Soziales Kapital bietet stadtteilbezogenen Initiativen, Projekten und sozialen Netzwerken im Bezirk Pankow die Möglichkeit einer Anschubfinanzierung in Höhe von bis zu 10000 Euro. Die Förderung wendet sich an Mikroprojekte, die „die Zusammenarbeit in selbstorganisierten Gruppen und lokalen Initiativen stärken" und die „berufliche Integration verbessern". Wie dem auch sei, Bewerbungen können noch bis zum 31. Oktober bei der Lokalen Koordinierungsstelle im Bezirksamt Pankow eingereicht werden. Bezirksamt Pankow, Fröbelstr. 17, Haus 6, fon: 90295-6306

scheinschlag hofft

auf Unterstützung für seinen Herausgeber, den gemeinnützigen VBD e.V. Spenden bitte auf das Vereinskonto 608005906, BLZ 86010090 bei der Postbank Leipzig. Die Adresse des edlen Spenders bitte an den VBD e.V., Ackerstraße 169/170, 10115 Berlin oder info@scheinschlag.de. Bei einer Spende ab 50 Euro gibt's als Dankeschön ein Jahresabo des scheinschlag.

scheinschlag sucht

weiterhin Leute, die über Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Umstrukturierungen der Arbeitswelt, Stadtentwicklungstendenzen, außergewöhnliche Kulturprojekte und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion, fon: 28599063, e-post: info@scheinschlag.de

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Autorentreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren, Fotografen und Illustratoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, den 14. Oktober, um 14 Uhr statt.

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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