Ausgabe 7 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Geeignetes Outfit für die Verhandlungstermine des Waldmanagers

Berliner Förster ziehen sich um

Das sogenannte mediale Sommerloch gab es in diesem Jahr ja nicht, den Wahlen sei dank. Das ließ jedoch so manche Meldung unter den Tisch fallen, die normalerweise von den Zeitungsredaktionen in dieser Jahreszeit gehörig ausgeschlachtet worden wäre. Darunter auch eine von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, verantwortlich für die Berliner Forsten, die von furiosen Umwälzungen in den Berliner Wäldern kündete: Den 50 Berliner Förstern wurde eine neue Tracht beschert; die alte, seit 70 Jahren kaum veränderte Forstuniform „mit militärischer Tradition" sei weder „praktisch und funktional für die vielfältigen Aufgaben im Wald und andernorts" (bitte wo? in der Gastwirtschaft Waldesruh?), noch werde sie dem Profil der Berliner Förster „als moderne Dienstleister und Waldmanager gerecht".

Die „neue Linie Forst", die unsere Waldmanager nunmehr auf den Laufstegen des Berliner Unterholzes präsentieren, wurde nicht, wie seinerzeit vom durchgeknallten Hamburger Ex-Innenminister und Rechtsquerulanten Schill für die neuen Uniformen der hanseatischen Polizei durchgesetzt, von Star-Modemacher Tom Tailor entworfen, vielmehr waren Fachhochschüler am Werk. Die albernen Wald- und Wiesenkrawatten für die Berliner Strauchhüter etwa „entwickelten" Kreuzberger Design-Studenten.

Die neue Kluft, die die Förster wie die auf modern getrimmten Hanseln einer bayerischen Blaskapelle aussehen läßt, bietet laut Senatsverwaltung „auch ein geeignetes Outfit für die vielen Beratungs- und Verhandlungstermine der Berliner Försterinnen und Förster" ­ ja, natürlich, die Termine, mit den Bäumen und Büschen. Oder den Wildschweinen.

Nur zwei der Berliner Waldmanager dürfen den Tieren die „vorbildliche Forst-Mode" nicht vorführen; sie gehen bald in Rente und müssen weiterhin ihre olle Uniform „mit militärischer Tradition" tragen. Ein schreiendes Unrecht ­ werden sie so im Gegensatz zu ihren Kollegen doch den Unbilden der Natur ausgesetzt, denn die neue Dienstkleidung macht „einen optimalen Einsatz bei Sonne, Wind und Schnee möglich". Zudem sind sie ausgeschlossen von der durch „die unverwechselbare Bekleidung" statuierte „Gemeinsamkeit nach innen und Wiedererkennbarkeit nach außen".

Gertrude Schildbach

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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