Ausgabe 7 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Vermieter-Mietspiegel 2005

Die am 22. August präsentierten Ergebnisse des neuen „Berliner Mietspiegels 2005" hatten dann auch die Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer ein wenig überrascht: Insgesamt stiegen die Mieten in den letzten zwei Jahren in Berlin im Durchschnitt um fast 6 Prozent. Während die Steigerung im Westen bei rund 3 Prozent lag, wurde Wohnen im Osten gar um knapp 9 Prozent teurer. Besonders traf es die angesagten Stadtteile Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain. Daß in München oder Hamburg die Mieten noch wesentlich höher sind, so ein aufmunternder Hinweis der Senatorin, ist dann ein schwacher Trost: Dort sind schlicht die Arbeitslosenraten niedriger und die Kaufkraft höher. Als Grund für diese massive Verteuerung von Wohnraum wird die Sanierung und Renovierung vieler Wohnungen angegeben. Aber auch der häufige Mieterwechsel in den trendigen Innenstadtkiezen wird immer wieder gerne zu kräftigen, aber durchaus legalen Mieterhöhungen genutzt.

Wichtigste Aufgabe des Mietspiegels ist es, die „ortsübliche Miete" nach Alter, Größe, Ausstattung und Wohnlage festzulegen. Der Vermieter kann so eine Mieterhöhung um bis zu 20 Prozent in drei Jahren begründen, der Mieter diese bei Verweis auf die Durchschnittsmieten ablehnen. Dies alles gilt für 1,2 Millionen Wohnungen in der Stadt, ausgenommen sind Sozialwohnungen. Bei der sich nun anbahnenden Preistreiberei vieler Vermieter lohnt sich ein genauer Blick auf die Entstehung des neuen Mietspiegels. 12000 Wohnungen gingen in die Auswertung, mit der Voraussetzung, daß entweder in den letzten vier Jahren ein Neubezug oder eine Veränderung der Miethöhe stattgefunden hatte; Wohnungen, bei denen keine Veränderungen vorgenommen wurden, fielen unter den Tisch Auch wurden diesmal deutlich mehr teure Wohnungen in die Erhebung der Durchschnittsmieten aufgenommen als in den vergangenen Jahren. Letztendlich wurden damit nicht einmal die Empfehlungen der Bundesregierung für die Erstellung von Mietspiegeln berücksichtigt. Folgerichtig haben dann auch die Berliner Mietergemeinschaft sowie der Berliner Mieterverein diesem sogenannten „qualitativen Mietspiegel" ihre Zustimmung verweigert. Die nun fast stadtweit entstandenen Spielräume für Mieterhöhungen haben das Werk zum „Vermieter-Mietspiegel 2005" gemacht.

Dirk de Bruyn

scheinschlag-Aufsteller

 
 
 
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