Ausgabe 5 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Kurznachrichten

menschenfeindlich

Amnesty international bringt am 22. Juni seinen Jahresbericht 2005 in den Handel, der für den Zeitraum Januar bis Dezember 2004 Menschenrechtsverletzungen in 149 Ländern dokumentiert. „Viele Regierungen verfolgen heute eine menschenfeindliche Politik, obwohl sie sich formal zu Demokratie und Menschenrechten bekennen", heißt es dort. Dazu gehören auch Länder der EU. Rassismus, Diskriminierung und Intoleranz manifestieren sich hier in Anschlägen und gewalttätigen Auseinandersetzungen, wobei die Verantwortlichen allzu häufig ungestraft bleiben, was durch zahlreiche, teilweise erschütternde Beispiele belegt wird. In 64 Ländern wurden Menschen zum Tode verurteilt, wobei China mit mindestens 3400 vollstreckten Hinrichtungen Weltmeister ist, in 104 Staaten wird durch staatliche Sicherheitskräfte oder Polizei gefoltert.

* Jahresbericht 2005. Herausgegeben von amnesty international. Fischer Taschenbuch. 13,90 Euro

häßlich

„Endlich!" möchte man ausrufen, wird das Berolina-Haus am Alexanderplatz saniert und umgebaut. Allzu lange dümpelte es als häßliches Entlein neben seinem schon in den Neunzigern sanierten Pendant, dem Alexander-Haus, dahin und schien, obwohl denkmalgeschützt, dem Verfall preisgegeben. Die Zwillingsbauten wurden Ende der Zwanziger in den klaren Formen des Neuen Bauens von Peter Behrens errichtet. An die schwierige Aufgabe, einerseits denkmalgeschütztes Erscheinungsbild und Substanz zu bewahren, andererseits eine neue Nutzung zu integrieren, wagt sich der in Berlin lebende, russische Architekt Sergej Tchoban. Öffentlichkeit bescherten ihm bisher sein Erweiterungsbau für das Europa Center und die Umnutzung des Bikini-Hauses. Das Berolina-Haus soll im Erdgeschoß C&A beherbergen und in den übrigen Geschossen, entsprechend seiner ursprünglichen Nutzung, Büros.

unüblich

Lichtenberg hat für das Haushaltsjahr 2007 einen sog. Bürgerhaushalt beschlossen. Rund 5000 zufällig ausgewählte Lichtenberger dürfen dann mitentscheiden, wofür der Bezirk seine 30 Mill. Euro ausgeben wird, z.B. in den Bereichen Kultureinrichtungen und Grünflächenpflege. Zudem können per Internet Vorschläge zur Mittelvergabe eingereicht werden. Bezirksbürgermeisterin Christina Emmrich (PDS) versteht das Verfahren als Rezept gegen Politikverdrossenheit und spekulierte gegenüber der taz, daß das Geld auch in Zukunft nicht grundsätzlich anders vergeben werde als früher. Darüber sollte sie sich nicht allzu sicher sein. Wenn die Lichtenberger sich in dem Pilotprojekt ordentlich benehmen, ist nicht auszuschließen, daß auch andere Bezirke Bürgerhaushalte einführen.

sträflich

Der Tagesspiegel brachte unlängst die Machenschaften der „Maiglöckchen- Mafia" an die Öffentlichkeit: Die in Banden organisierten Kriminellen pflükken illegal Blümchen in Brandenburger Wäldern und verkaufen sie ­ gebunden in szenetypische Sträußchen ­ für 1,50 Euro am Wittenbergplatz. Mittlerweile hat die Polizei den Kampf aufgenommen und 13 Diebe dingfest gemacht. Das konfiszierte Diebesgut verteilte sie an Altersheime. Unter Naturschutz stehen die Glöckchen zwar nicht, doch wer zu viele pflückt und sie gar in der Berliner Innenstadt vertickt, dem droht eine Anzeige nach dem Landeswaldgesetz. Hoffen wir, daß das Ende der Maiglöckchenblüte der Mafia endgültig den Garaus machen wird.

Termine

* Ab sofort kann der umstrittene, aber dennoch beschlossene Masterplan zum Kulturforum (s. scheinschlag 3/05) im Dienstgebäude der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung besichtigt werden. Ein Werkstattmodell nebst Fotomontage informiert über die geplanten Umbauten. Außerdem gibt's einen Rückblick auf frühere Planungen bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Behrenstraße 42, Mitte, täglich von 10 bis 18 Uhr.

* Am Sonntag, dem 5. Juni, lädt die Filmarche, eine selbstorganisierte Schule für Filmschaffende, ab 11 Uhr zum Tag der Offenen Tür in die Schlesische Straße 26, Kreuzberg. Die ersten beiden Jahrgänge nutzen diese Gelegenheit, um ihre Arbeiten und Filme vorzustellen. www.filmarche.de

* Ab dem 19. Juni zeigt das Jüdische Museum die Ausstellung „Techniker der ,Endlösung': Topf&Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz", in der nachgezeichnet wird, wie es geschehen konnte, daß ein ganz normales Zivilunternehmen sich zum Handlanger der SS beim Massenmord machte. Jüdisches Museum, Lindenstraße 9-14, Kreuzberg.

scheinschlag sucht

weiterhin Leute, die über Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Umstrukturierungen der Arbeitswelt, Stadtentwicklungstendenzen, außergewöhnliche Kulturprojekte und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion, fon: 28599063, e-post: info@scheinschlag.de

scheinschlag braucht

mal wieder Menschen mit eigenem Auto, um unsere Zeitung auszufahren. Wer Interesse hat, meldet sich bitte bei Knut, fon: 0174/8720307 oder epost: vertrieb@scheinschlag.de.

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Autorentreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren, Fotografen und Illustratoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 11. Juni um 14 Uhr statt.

 
 
 
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