Ausgabe 3 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Kurzkultur

authentisch

Bei der Eröffnung am 11. März gaben sich in der Galerie oko illustre Gäste die Hand: die Kulturattacheuse der estnischen Botschaft, die polnischen Versager, die Berliner Kiez-Akademiker, Frau Ubukata und Herr Bach ­ alle erschienen, um der Vernissage zur Ausstellung des gesammelten Schnitzwerks von Ohno Takashi beizuwohnen: „wirklich sehr gute und authentisch japanische Kunst". Es war dies der Auftakt für eine Ausstellungsreihe ­ „Japan in der Schröderstraße 12" übertitelt ­, die „insbesondere traditionelle Werke mit modernen Ansätzen und zeitgenössische Werke mit Bezügen zur Tradition" zeigen will.

* Ohno Takashis „Japanische Holzschnitte" sind noch bis zum 22. April in der Galerie oko, Schröderstr. 12/I, Mitte, zu bewundern.

minimalistisch

Unter dem Namen CLUB REDUX findet seit Beginn dieses Jahres im Kreuzberger Club Watergate eine ambitionierte Konzertreihe statt. In einer Mischung aus Live-Konzert, Laptop-Battle und DJ-Set lädt das Redux Orchestra, dessen Mitglieder in den unterschiedlichsten musikalischen Genres zuhause sind, zu einem Club-Konzert-Abend ein. Standen bisher eher serielle und minimalistische Kompositionen im Mittelpunkt, geht es im April um Kammerstücke von Satie, Pärt, Glass, G'orecki und anderen. Mit dem Blick auf die nächtliche Spree sicherlich ein besonderer Konzertabend.

* Club Redux am 6. und 7. April um 22 Uhr im Watergate, Falckensteinstr. 49a, Kreuzberg

musisch

Konzerte, Konzerte, Konzerte ... Einen extrem hitzigen, wilden Gig versprechen The Thermals ­ viel Spaß beim Stagediving (Ich gehe mal davon aus, daß das hier versucht wird.). Wer immer Souled American live sehen wollte, kann sich jetzt mit Savoy Grand trösten. Hype ist etwas anderes ­ sie spielen langsamsten Melancholie-Pop. Eine tolle Band, in Deutschland betreut vom konservativen Glitterhouse-Label, wo auch Rufus Wainwright veröffentlicht. Und der ist auch nicht langweilig. Innovation pur garantiert ein Besuch von The Robocob Kraus. Hier wird vorgeführt, welch grandios vertrackte Songs Hamburger Zitat-Rocker basteln können, hüpfen inklusive. Fischer Z, pardon, Franz Ferdinand wirken dagegen eher ungelenk. Was, alles lasch ­ läßt dich kalt? Dann rettet dich wahrscheinlich Saalschutz' stringente Avantgarde-Popdisco-Show.

* Im Magnet-Club, Greifswalder Str. 212-213, treten Savoy Grand am 31. März, 20 Uhr und The Robocop Kraus am 13. April, 20 Uhr auf. Das Knaack, Greifswalder Str. 224, präsentiert The Thermals am 31. März, 21 Uhr, Saalschutz musiziert am 20. April, 23 Uhr, im Rio, Chausseestr. 106.

hysterisch

Im vergangenen Jahr stand es schon einmal ganz schlecht um die Berliner Atelierförderung (s. scheinschlag 3/2004). Jetzt tut die PDS in einer Presseaussendung unredlicherweise so, als wären es Unkenrufe gewesen, als der Berufsverband Bildender Künstler (bbk) vor Jahresfrist gegen eine mögliche Streichung der Atelierförderung Sturm lief. Einer ganzen Reihe von Künstlern war damals bereits gekündigt worden. Jetzt spricht man von „bewährter Zusammenarbeit" mit dem bbk, man hat sich also geeinigt. Wie auch immer, Hauptsache, die finanziell am schlechtesten Gestellten unter den Künstlern ­ der Rest lebt gut vom Betrieb ­ werden nicht zu Bauernopfern der Berliner Sparhysterie. Die Koalition verspricht, „alles im Rahmen der Berliner Haushaltslage mögliche" zu tun, „um die Attraktivität der Kunstmetropole Berlin zu steigern". Das kann freilich vieles heißen.

fotografisch

Als siebente Ausgabe der ziemlich abgedrehten Berliner Fotoillustrierten babeL entstand im Zusammenhang mit dem Projekt „Über Schönheit" im Haus der Kulturen der Welt heuer babeL BEAUTY, in dem man sich ­ wie es so schön heißt ­ „so seine Gedanken" zum Thema macht.

* Zu sehen ist babeL BEAUTY noch bis zum 15. Mai in der Ausstellung „Über Schönheit" im Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten.

exemplarisch

Ein Plädoyer für ein selbstbewußtes Altern hat sich das Theaterprojekt unter der Regie von Klara Höfels LEBEN. Acht Frauen ­ Acht Wege zur Aufgabe gemacht. Die acht dargestellten Biographien stehen dabei exemplarisch für eine Generation, dessen Lebensweg von Krieg, der Frauenbewegung und dem Ost-West-Konflikt geprägt ist. Um gleichzeitig ein Forum für einen generationsübergreifenden Austausch zu schaffen, werden zu den Aufführungen Publikumsgespräche veranstaltet.

* „LEBEN" wird vom 6. bis zum 10. April jeweils um 19.30 Uhr im Theaterhaus Mitte, Koppenplatz 12, aufgeführt. Karten 12 bzw. 8 Euro. Vorbestellungen unter fon 28041966

artistisch

Der Schweizer Zirkus Fliegenpilz gastiert in der Stadt. Die scheinschlag-Redaktion hat ihm bereits einen Besuch abgestattet und ist begeistert. Besonders die grandiose Nummer mit den im Kreis laufenden Riesenschweinen verdient unsere Bewunderung ­ laufen die Viecher doch tatsächlich in der Reihenfolge der auf ihren Rücken geschnallten Nummern. Auch die Giraffe, die eigentlich nur zur Fütterung die Manege betritt, ist schön anzusehen. Die Artisten sind ebenfalls großartig. Nur warum der Zirkus nach der Pause unter Wasser gesetzt wird, mag sich nicht erschließen. Gerade mal der Auftritt dreier etwas renitenter Robben bedarf des überdimensionierten Planschbeckens. Und leider ist der Clown ­ wie üblich bei solchen Veranstaltungen ­ gar nicht witzig.

* Zirkus Fliegenpilz, noch bis zum 13. April auf der Truman-Plaza, Clayallee/Hüttenweg. Informationen und Vorbestellungen unter www.circusfliegenpilz.de oder fon 0180/5224151. Im Museum Ephraim-Palais, Poststraße 16, Mitte, findet noch bis zum 24. April die Ausstellung „Zirkus in Berlin" statt, geöffnet täglich außer montags von 10 bis 18, mittwochs von 12 bis 20 Uhr.

elektronisch

Der Abend steht unter dem Motto: For Promotional Use Only. Und das ist tatsächlich so gemeint. Denn gedreht werden soll ein Off-Musikvideo. Oder wie es in der Ankündigung unmißverständlich heißt: „Wir machen eine Party, um für ein Video zu werben, welches auf der Party gedreht wird, um für die Party zu werben." Mit dabei eine ganze Batterie elektrobegeisterter Musiker wie: Dis*ka, Mense Reents, The Boy Group und Goldbeater, jede Menge DJs und natürlich alle, die auf elektronische Tanzmusik stehen und nix gegen einen Auftritt in einem Videoclip haben.

* For Promotional Use Only, am 1. April um 22 Uhr im Festsaal Kreuzberg, Skalitzer Str. 130, Eintritt 5 Euro

lustig

Auch im Tacheles gibt's ab und zu noch Kunst: Die Theater A. Fraktion ­ ziemlich albern via Fettungen im Namen auf die RAF anspielend ­ inszeniert jetzt den zweiten Teil ihrer Schiller-Trilogie IN TYRANNOS: Don Carlos. Das könnte lustig werden.

* „Don Carlos – IN TYRANNOS II" wird vom 14. bis zum 17. April und vom 21. bis zum 24. April jeweils um 19 Uhr im Tacheles, Oranienburger Str. 54-56, Mitte, gegeben.

 
 
 
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