Ausgabe 3 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Umbaupläne am Kulturforum

Mit dem „Architekturgespräch Nummer 72" ging eine Veranstaltungsreihe ins fünfte Jahr, in der ausschließlich hochkarätige Bauvorhaben – Reichstag, Alexander- und Potsdamer Platz –, gewichtige Fragestellungen – „Architektur und Baukultur: Möglichkeiten und Grenzen des Bauherren" – von noch wichtigeren Leute thematisiert werden – so von den Architekten Mathias Ungers, Hans Kollhoff und David Chipperfield.

Diesmal lag das Kulturforum am Matthäikirchplatz im Fokus der Expertenrunde, die sich zusammensetzte aus planendem und kritisierendem Architekt Klaus T. Brenner und Hans Kollhoff, übrigens ehemals Kollegen, des weiteren aus zwei anerkannten Architekturtheoretikern und aus Hans Stimmann, dem Senatsbaudirektor. Was sie dem zahlreich erschienenen Publikum zu verkünden hatten, verhüllten sie unter der Überschrift „Kolonnaden ­ ein zeitgemäßes Gestaltungselement?" und schickten einer womöglich aus dem Ruder laufenden Diskussion die Ermahnung vorweg, daß über die Finanzierung des sogleich zur Vorstellung kommenden Projektes hier und heute nicht geredet werden soll.

Brenners Planung versucht die scheinbare Unordnung der einzelnen Gebäude des Kulturforums und die spürbare Leere zwischen ihnen zu beseitigen. Dazu will er die den Bauten vorgelagerte Piazetta abreißen und stattdessen eine Kolonnade anordnen, die sich u-förmig um den Platz legen und die Gebäudefronten des Kupferstichkabinetts, der Kunstbibliothek und des Kunstgewerbemuseums begleiten soll.

Kolonnaden hatten schon die Griechen als ein vereinheitlichendes Element immer da errichtet, wo es galt, unterschiedliche Gebäudehöhen und Fassaden zusammenzufassen. Neun Meter hoch müsse die Kolonnade nach Ansicht der Experten mindestens werden, um den verstreuten Bauten des Kulturforums den Rücken zu stärken – eine gigantische Baumasse, die erst einmal finanziert sein will. Um dieses Problem zu lösen, fügt man der Kolonnade zwei Kopfbauten an, einer davon ist achtgeschossig. Die Kopfbauten sind für private Investoren, die dann im Gegenzug den gesamten Umbau finanzieren, so der Plan. „Privates Investment im Rahmen der Flächenvergabe" nennt man diese Krücke zur Baufinanzierung, wo öffentliche Gelder fehlen. Der Senat hält sich, wie zu erwarten, weil inzwischen üblich, aus der Finanzierung seiner Kulturbauten heraus, er genehmigte nur den Achtgeschosser.

vk

 
 
 
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