Ausgabe 2 - 2005 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Kurzmeldungen

migranten I

Allgegenwärtig werden der mangelnde Integrationswille und die schlechten Deutschkenntnisse der Migranten beklagt. Doch anstatt die Kursangebote auszuweiten, werden im laufenden Jahr voraussichtlich 800 Plätze für „Deutsch als Zweitsprache" gestrichen. Die Ursache liegt in dem seit Januar geltenden Zuwanderungsgesetz, das die Finanzierung der Sprachkurse neu regelt. Der Bund reduziert die Mittel für Kurse, die sich an bereits in Deutschland lebende Migranten richten. Dafür finanziert er Pflicht-Sprachkurse für Neuzuwanderer. Und das, obwohl schon vor dieser Neuregelung die Kursplätze für länger hier lebende Migranten nicht ausreichten. Die Nachfrage lag ein Drittel über dem Angebot.

migranten II

Migranten mit schlechten Deutschkenntnissen dürften kaum zur Klientel der bilingualen Privatschulinitiative „Berlin Metropolitan School" gehören. Das sind eher die von der Initiative so apostrophierten „Internationalen Bürger" samt Bagage. Doch ob's überhaupt was wird mit ihrer für Sommer 2005 geplanten Aufnahme des Schulbetriebs, ist unklar. Das Bezirksamt Mitte lehnte Mitte Februar einen Antrag der Initiative auf Übernahme des z.Z. vom Theaterhaus Mitte genutzten ehemaligen Schulgebäudes am Koppenplatz ab, nachdem sich im Monat zuvor schon die Bezirksverordneten gegen einen entsprechenden CDU-Antrag entschieden hatten (s. scheinschlag 1/05). Bisher haben sich Initiative und Privatschulbefürworter allerdings noch immer bockig und uneinsichtig gezeigt: Die CDU etwa schaltete den Landesrechnungshof ein, weil ­ so wenigstens die fragwürdige Behauptung ­ bei einer weiteren Nutzung des Gebäudes als Theaterhaus das Geld für die Renovierung ans Land zurückgezahlt werden müßte. Man wartet gespannt, was ihnen noch einfällt. Im übrigen bietet das Bezirksamt der Schulinitiative natürlich auch Alternativgebäude an: Besonders warm empfohlen wird der wunderschöne Plattenbau Rochstraße 7 auf der Rückseite der Markthalle am Alexanderplatz. Auch sehr hübsch die Hinterhofplatte in der Torstraße 216.

migranten III

Erstmals hat Innensenator Körting einen Migranten abschieben lassen, obwohl die Härtefallkommission für abschiebungsbedrohte Ausländer für ein Bleiberecht eingetreten war. Der Angolaner Manuel Barras, der vor 16 Jahren nach Berlin kam, leidet an einer schweren Herz-Kreislauf-Krankheit und muß täglich Medikamente nehmen, die es in Angola nicht gibt. Körting sah dagegen kein Abschiebehindernis.

migranten IV

Zur Zeit irren gleich zwei projektierte Mega-Riesenräder heimatlos durchs imaginierte Berlin. Sie sollen mit etwa 180 Metern Höhe gleich die weltgrößten ihrer Art werden, weshalb die voneinander unabhängigen Möchtegern-Investoren beim mit Superlativen stets zu beeindruckenden Berliner Senat natürlich auf offene Ohren stoßen. Nur will die Suche nach geeigneten Grundstücken nicht so recht gelingen. Am Gleisdreieck möchte sich lieber das Technikmuseum ausbreiten, den ehemaligen Lehrter Containerbahnhof mag die Bahn-Tochter Vivico gerade nicht hergeben. Nicht ausreichend diskutiert wurde bislang, aus der Not der Standortfrage eine Tugend zu machen: Ganz im Stile der klassischen Kirmes-Variante könnten nomadische Riesenräder mal hier, mal dort hingestellt werden. Als Zwischennutzung stören sie nicht lange, und Grundstücke brauchen auch nicht gekauft zu werden. Die Räder müssen bei Bedarf nur von Standort zu Standort rollen.

termine

* Im Rahmen der Ausstellung „Geschichte wird gemacht" zeigt das Kreuzbergmuseum in der Adalbertstraße 95a am 6. März um 16 Uhr einen Film zu Hausbesetzungen und Kulturprojekten in Ostberlin der neunziger Jahre. Eintritt frei

* Am 13. März zeigt die Selbsthilfe-Mitmachzeitung Querkopf um 18 Uhr den Film Das andere Zuhause der Helga Freytag im Clash, Gneisenaustraße 2a, Kreuzberg. Beschrieben wird der gemeinsame Umgang mit Arbeits- oder Obdachlosigkeit, Behinderung, Verarmung. Dazu gibt es Informationen zur Yorckstraße 59, der Initiative Anders Arbeiten und dem Umbruch Bildarchiv.

* Am 16. März veranstaltet das Kulturbüro Berlin die Führung „Botschaften in Berlin: Ganz diplomatisch. Residenzen für Exzellenzen zwischen Pariser und Leipziger Platz". Treffpunkt: Touristinformation am Brandenbuger Tor, Informationen unter fon 4440936

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