Ausgabe 06 - 2004 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Kurzkultur

weiterfahrt

Schon die erste Ausgabe des Wettbewerbs „evolutionäre zellen" vor zwei Jahren brachte eine Fülle von innovativen und originellen Projekten zum Vorschein. Nun geht es in die zweite Runde, und gesucht werden wieder „Gruppen, Vereine, Unternehmen und Personen, die durch ihr Engagement neue Wege der Gesellschaftsgestaltung eröffnen." Der Wettbewerb ist mit 10000 Euro dotiert, eingereicht werden kann bis zum 1. Oktober. Die Jury stellt sich auf einem Symposium in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) Anfang September vor, die Beiträge werden ab dem 10. Dezember im Karl Ernst Osthaus Museum in Hagen gezeigt und sollen nächstes Jahr auch in die NGBK kommen.

> Nähere Informationen bei finger e.V., „evolutionäre zellen", c/o Karl Ernst Osthaus Museum, Hochstr. 73, 58095 Hagen, www.evolutionaere-zellen.de

hinüberfahrt

Musikalisch hatte New York jahrelang wenig bis gar nichts zu bieten. Inzwischen haben es Bands wie die Yeah Yeahs oder White Stripes bis in die Top Ten geschafft. Abseits der hippen Pfade toben sich aber noch diverse andere Bands im Untergrund aus. Ein kleines aber feines Festival präsentiert drei dieser Combos: The Seconds, X27 und Breaker!Breaker! Alles etwas rauher und experimentierfreudiger als das, was ihre berühmten Kollegen so hinlegen und live sicherlich ganz hübsch anzuschauen.

> „no brooklyn", am 5. Juli um 22 Uhr im Zentral Berlin, Dircksen-/Ecke
Rochstr., Mitte

sommerfahrt

Musiksommer am Rande Berlins: Dort wo die S-Bahn endet, in Königs Wusterhausen, bespielen junge Musiker aus aller Welt ein Schloß. Bei der 1. Musikalischen Sommerakademie Schloß Königs Wusterhausen leiten Professoren der Hanns-Eisler-Hochschule Kurse in den Bereichen klassischer Gesang, Kammermusik und Jazz. Die Ergebnisse werden bis Ende Juli an den Wochenenden im Festsaal des Schlosses vorgestellt. Am 9. Juli tritt im Schloßhof das Landesjugendsinfonieorchester Brandenburg unter Sebastian Weigle auf; am 31. Juli beschließt das Petersen Quartett das Festival. Die Preise sind moderat und liegen bei den meisten Konzerten bei 5, ermäßigt 3 Euro.

> 1. Musikalische Sommerakademie Schloß Königs Wusterhausen, noch bis zum 31. Juli, www.musikalische-sommerakademie.de

einfahrt

Die Wasserspeicher an der Belforter und der Diedenhofer Straße in Prenzlauer Berg sind faszinierende Orte mit einer bemerkenswerten Akustik. Das interdisziplinäre Kunstprojekt Reservoir nimmt sich dieser Orte zum nunmehr schon achten Mal an und bespielt sie mit Installationen, Musik und (Tanz)Theater. Im Großen Wasserspeicher sind bis zum 1. August unter dem Titel „Rohstoff – Treibstoff – Kunststoff" Installationen aus Licht, Klang und Erde zu sehen und zu hören. Am 9. Juli erlebt Ariadne (nein, nicht auf Naxos), ein Opernprojekt von Martin Verges und Reinmar Henschke seine Uraufführung, am 23. Juli die choreographische Installation Die Stiefel von JR, die Bezug auf eine der schlechtesten amerikanischen TV-Serien der Achtziger nimmt.

> „Rohstoff – Treibstoff – Kunststoff" bis zum 1. August im Großen Wasserspeicher, Belforter Str., Di bis So 15 bis 21 Uhr, „Ariadne" am 9., 10. und 11. Juli um 21 Uhr und „Die Stiefel von JR" am 23., 24. und 25. Juli ebenfalls um 21 Uhr im Kleinen Wasserspeicher, Diedenhofer Str., Prenzlauer Berg

irrfahrt

Autobahnen, Kaufhausfassaden, Fußgängerzonen – Stefanie Bürkles Zwischenstädte im Kunstraum Bethanien bieten viele Blicke in die Provinz. Aber einen Einblick? „Trostlos, aber seltsam vertraut", fand Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer die Fotos und Gemälde. Zu Karen Kipphoffs gleichzeitig gezeigter Ausstellung Öffentliche Plätze/Öffentliche Körper fiel ihr noch weniger ein. Die Panoramafotos und Filmsequenzen zeigen Szenen in irgendwelchen Hauptstädten; laut Pressetext behandeln sie die weltweite Krise der Monumentalarchitektur. Provinzialität und Monumentalität – bei solchen Themen würde man sich gern auf eine künstlerische Auseinandersetzung einlassen. Die Doppelausstellung bietet leider nur – oder immerhin – schön aufbereitetes Anschauungsmaterial.

> „Zwischenstädte" und „Öffentliche Plätze/Öffentliche Körper" noch bis zum 25. Juli im Kunstraum Bethanien, Mariannenplatz 2, Kreuzberg, Di bis So 12 bis 19 Uhr, Eintritt frei

flußfahrt

Seit 20 Jahren veranstaltet die Berliner Geschichtswerkstatt historische Stadtrundfahrten mit dem Schiff. Statt der bei den üblichen Spree-Vergnügungsfahrten zu erwartenden blöden Sprüche und Anekdoten wird dort historisches Wissen vermittelt oder aus Texten von Berliner Autoren gelesen. Die Schiffe legen immer um 15.30 Uhr an der Abfahrtsstelle am Märkischen Ufer ab. In diesem Sommer gibt es u.a. am 4. Juli und am 1. August eine „Litera-Tour", am 15. August „Frauengeschichten" und am 29. August eine Musikfahrt. Die Fahrt mit dem Dampfschiff „Else" kostet für über 14jährige 13 Euro.

> www.berliner-geschichtswerkstatt.de

stadtrundfahrt

Was von den einen als Street Art gefeiert wird, wird von anderen als Vandalismus bekämpft. Dabei kann man der Graffiti-Kunst geradezu klassisch-künstlerische Aspekte abgewinnen, laboriert sie doch sogar an den ewigen großen Fragen der Menschheit. So will der Berliner Straßenkünstler NOMAD in seinen Arbeiten die Vergänglichkeit alles Irdischen thematisiert sehen – nicht nur, weil seine Zeichen oft schnell wieder aus dem Stadtbild verschwinden, sondern auch wegen seines „Totenkopf-Hasen" Reggie. Seine Ausstellung in einer Galerie sieht er nun aber keineswegs als Inkonsequenz, sondern „als eine Chance, Menschen dazu zu inspirieren, die Straße und ihre Bilder und Schriften zu lesen."

> NOMAD: „The Art of Losing It", von 14. bis 28. Juli im compact/space,
Friedrichstr. 112, Mitte, Di bis Fr 16 bis 20 Uhr, Sa 14 bis 18 Uhr

rückfahrt

„Gegenwärtige Einblicke in Arbeitsplätze in der alten Industriestadt Berlin – eine fotografische Architekturdokumentation" verspricht eine Ausstellung, die ab dem 9. Juli in der bakerbox zu sehen sein wird. Der aus Chicago stammende und in Berlin lebende Fotograf David Miller hat Orte aufgesucht, die einstmals wichtige Produktionsstätten im Berliner Wirtschaftsleben waren, darunter der alte Schlachthof. Herausgekommen sind dabei großformatige Schwarzweißfotos, die den heutigen Zustand zeigen. Manchmal scheint gleichsam die Zeit stehengeblieben zu sein, und es sieht so aus, als ob die Leute, die hier gearbeitet haben, nur mal eben kurz in die Pause sind und gleich wiederkommen werden.

> Ausstellungseröffnung am 9. Juli um 20 Uhr in der bakerbox, Auguststr. 85, Mitte, fon 28 87 99 77, Ausstellungsdauer ca. vier Wochen

 
 
 
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