Ausgabe 05 - 2004 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Worte werden Bilder


Foto: Urs Jaeggi

Urs Jaeggi, bis zu seiner Emeritierung 1993 Soziologie-Professor an der Freien Universität, hat die Grenzen seiner Fachwissenschaft nie akzeptiert. Als Schriftsteller ist er mit mehreren Romanen, darunter Brandeis und Soulthorn, hervorgetreten, seit Mitte der achtziger Jahre hat er sich zudem ernsthaft auf die bildende Kunst eingelassen – mittlerweile die Hauptbeschäftigung des Schweizers, der heute in Berlin und Mexico-City lebt und arbeitet. „Mir war", so Jaeggi in seinem 2002 erschienenen Buch Kunst (s. scheinschlag 11/02), „als tauchte ich aus einem vierzigjährigen Schlaf auf. Ich konnte neu sehen, lernte neu riechen, neu spüren. Ich bin aus den Klischees, denen man als Schriftsteller und Soziologe viel hautnaher unterworfen ist, heraus."

In der Reihe „Sehen und Denken" bespielt Jaeggi nun vier Monate lang das Foyer der Akademie der Künste und bezieht wie immer den Ausstellungskontext in seine Arbeit mit ein. So antwortet er auf die in die erste Etage führende Treppe mit einer „Gegentreppe", läßt Leinwandfetzten ohne Rahmen schweben und stellt die Farbe Rot in den Mittelpunkt. „Wie in einem Atelier", so kündigt Jaeggi an, will er Geordnetes neben Fremdes stellen. Und im August lädt er das Publikum „als Komplize und Mithelfer" zum Umbau der Ausstellung: „Und dazu Musik und etwas zu trinken. Es wird gespielt, es wird probiert und es wird (das wäre schön) getanzt. Eine Sommernacht. Ein Sommernachtstraum?"

hb

> „treppen.fliegen.köpfen.worten" von Urs Jaeggi vom 12. Juni bis zum 17. Oktober im Foyer der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Tiergarten, Eintritt frei; am 5. August um 19 Uhr wird gemeinsam mit dem Publikum umgebaut.

 
 
 
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