Ausgabe 03 - 2004 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Kurznachrichten

rückzug

Es hätte so schön sein können. Als sich vor eineinhalb Jahren die Kreuzberger Kreativszene dem Zentrum Kreuzberg am Kottbusser Tor als Nachmieter der Möbel-Oase andiente, um dort ihr hippes „Kaufhaus Kreuzberg" zu eröffnen (s. scheinschlag 2/03 und 5/03), waren sich alle einig, daß der vor sich hin kränkelnde Siebziger-Jahre-Bau dringend eine Aufwertung nötig habe: Senatsverwaltung, Quartiersmanagement, Investitionsbank und eben die geschäftstüchtig gewordene Szene. Nur der Eigentümer, die Zentrum Kreuzberg GmbH, wollte nicht so recht, obwohl das Zentrum eigentlich seit Anbeginn hoch verschuldet ist. Man stritt sich so lange über die Mietkonditionen, daß die Kaufhaus-Initiatoren jetzt offiziell ihren Rückzug bekannt gaben. Ob der Eigentümer glaubt, einen noch attraktiveren Mieter anwerben zu können oder ob man die Sanierung längst aufgegeben hat und sich deshalb am Leerstand nicht stört?

rücktritt

Die Befürworter und Eigentlich-auch-Befürworter der Topographie des Terrors (s. scheinschlag 10/03) liegen im Streit. Trotz der zyklisch erneuerten Versprechen, das Dokumentations- und Besucherzentrum auf dem ehemaligen SS-Gelände nun aber wirklich fertigzustellen, ist auch nach elf Jahren Planungsgeschichte nur eine Bauruine zu sehen. Neuester Termin für den Weiterbau: „frühestens im Sommer". Am 25. März hatte der wissenschaftliche Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Reinhard Rürup, die Faxen dicke und trat zurück. Das geschichtsträchtige Gelände sei seit Jahren unbenutzbar, selbst die normale Bildungsarbeit der Stiftung durch Kürzungen „akut gefährdet". Die Unterstützung durch Bundespolitik und Bürgermeister sei „bestenfalls lauwarm" ­ zumindest verglichen mit dem Jüdischen Museum und dem Holocaustmahnmal. Schlechte Chancen also für den jüngsten Versuch, den „Ort der Täter" durch den Berliner Gedenkstättenpoker zu bringen.

rückerstattung

Manchmal kann die Bundesregierung sehr generös sein. Nun hat sie sich bereit erklärt, den Ländern den ehemaligen Todesstreifen kostenlos zur Verfügung zu stellen, damit sie das sogenannte „Grüne Band" realisieren können: einen fast 1400 km langen Biotopverbund mit Orchideen, Fischottern, Feldhamstern und anderem Gewürm. Gleichzeitig soll dort ein Fahrradweg von der Ostsee bis zum Vogtland entstehen. Einzige Bedingung: Es müssen alle neuen Bundesländer zustimmen. Und Berlin setzt lieber auf Immobilienhaie. Werden die Grundstücke des Grenzstreifens nämlich verkauft, erhält auch Berlin etwas von den Erlösen aus dem Mauerfonds. Außerdem befürchtet die Stadt, daß der Bund ihr im Zuge dieser großzügigen Schenkung auch gleich ein paar hochbelastete Mauergrundstücke überhilft, die Berlin dann aufwendig sanieren darf. Und Fischotter bekommen wir hier sowieso nicht zu sehen.

rückhalt

Der A-Laden in der Rathenower Straße 22, Moabit, Infoladen, Aufführungsort für politische Vorträge, Diskussionen und Filme, Heimat verschiedener anarchistischer und anderer linker Gruppen braucht Geld. Nachdem man 16 Jahre ohne jede finanzielle Hilfe am Existenzminimum krebste, nehmen die Geldprobleme nun überhand. Deshalb ruft der A-Laden zur Spendenaktion auf. Wer möchte, darf Patenonkel oder -tante für einen Quadratmeter A-Laden werden. Dazu braucht es nur einen Dauerauftrag über mindestens fünf Euro: Konto-Nr. 489767107, Postbank Berlin, BLZ 10010010, Stichwort: „A Quadrat". Informationen: www.a-laden.org.

termine

> Der Beauftragte des Senats für Integration und Migration hat eine aktualisierte und erweiterte Fassung des Adressenverzeichnisses „Integration und Migration – Ein Wegweiser für Berlin" ins Netz gestellt. Sie bietet Übersicht und praktische Hilfen für Migranten, Journalisten, politische Aktivisten und einfach Interessierte, insbesondere zu den staatlichen und öffentlichen Institutionen in diesem Bereich. Informationen unter www.berlin.de/auslb/wegweiser.html

> Der Infoladen Statt Mitte lädt am 14. April zu einem Vortrag (auf Spanisch mit deutscher Übersetzung) der kolumbianischen Aktivistin Gilma zum Kampf der Blumenarbeiterinnen und der Situation von Gewerkschaften in Kolumbien. Um 20 Uhr in der Brunnenstraße 7, Mitte.

> Der diesjährige Tag des Offenen Denkmals findet am 11. und 12. September statt. Diesmal zum Thema Wasser – was alles vom Taufbecken bis zur Spreeinsel einschließen kann. Das nächste Vorbereitungstreffen für das Gebiet Rosenthaler Vorstadt und Brunnenstraße findet am 15. April, zwischen 14 und 18 Uhr in der Brunnhilde, Rheinsberger Straße 61, Mitte, statt. Offen für alle, die Fragen haben, Vorschläge einbringen oder Termine abstimmen möchten.

scheinschlag hat

noch Kataloge der Austellung „bildrepublik ­ 13 jahre fotografie im scheinschlag". Erhältlich in der Redaktion, Ackerstraße 169/170, Mitte. Da das Büro nicht regelmäßig besetzt ist, bitte vorher anrufen unter fon 28599063.

scheinschlag sucht

weiterhin Leute, die über Stadtentwicklung und Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Stadtentwicklungstendenzen, Umstrukturierungen der Arbeitswelt, außergewöhnliche Kulturprojekte und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion: fon 28599063, e-post info@scheinschlag.de

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Redaktionstreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 3. April 2004, um 14 Uhr statt.

 
 
 
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