Kurznachrichten

unschädlich

Aufgabe der Datenschutzbeauftragen ist offenbar, den Datenschutz regelgerecht zu umgehen. Bisher verweigerten sich einige Bezirke dem Plan des Senates, Sozialhilfeempfänger von Profilern kategorisieren zu lassen. Nun hat Datenschützer Hansjürgen Garstka auf den Fragebögen den Passus durchgesetzt, daß die meisten Angaben freiwillig sind und ihre Verweigerung für die Betroffenen „unschädlich" sei. Damit sei das Problem gelöst. Wieviele Angaben über Analphabetismus, unvorteilhaftes Erscheinungsbild, Alkoholkonsum oder gar überzogene Lohnvorstellungen dennoch bei den Sozialämtern gespeichert werden, wird sich zeigen. Wer aber schon die Einladung zum Profiling ausschlägt, muß mit Sanktionen rechnen.

unsäglich

Der Berliner Immobilienboom ebbt immer mehr ab. Nun hat es auch das unsägliche „Quartier am Tacheles" erwischt. Da die Fundus-Gruppe als Investor bisher nicht einmal die Hälfte der geplanten Wohn- und Gewerbeflächen losgeworden ist, liegen die Investitionspläne vorerst auf Eis. Die Bezirkspolitik ist nicht begeistert, während die Tacheles-Künstler bereits Pläne schmieden, wie sie die Brache für ihre Zwecke nutzen können. Bleibt zu hoffen, daß das Überangebot an Büroflächen und Luxuswohnungen auch dem Schwarzenberg e.V. hilft: Vielleicht halten sich so die Spekulanten bei der Versteigerung des Hauses am Hackeschen Markt zurück.

unredlich

Wegen sinkender Landeszuschüsse will die BVG zahlreiche Buslinien ausdünnen, verkürzen oder einstellen. Der Senat nennt das einen „Optimierungsprozeß" und freut sich, daß der Busverkehr künftig „übersichtlicher und damit kundenfreundlicher" wird. Die Grünen hingegen klagen, daß das „Fahrgastreduzierungsprogramm" der letzten Jahre die BVG schon ein Viertel ihrer Kunden gekostet hat, und fordern einen Straßenbaustop, höhere Parkgebühren, mehr Busspuren ­ sowie einen „Solidarpakt" mit den BVG -Mitarbeitern. Diese sollen weniger werden, weniger verdienen und mehr arbeiten. Immerhin diese Forderung ist realistisch: Bis zur Hälfte ihrer Stellen will die BVG streichen bzw. in privatisierte Tochterfirmen auslagern, wo sie billiger sind. Die Gewerkschaften drohen bereits mit Streik.

unsterblich

Innensenator Erhardt Körting ist mit dem diesjährigen Big-Brother-Award geehrt worden. Der Preis wird u.a. von der Humanistischen Union für unsterbliche Leistungen bei der Demontage der Bürgerrechte vergeben. Körting hat sich mit der Fahndungsmethode der „stillen SMS" verdient gemacht: Die Polizei sendet ­ vom mutmaßlichen Delinquenten unbemerkt ­ eine Kurzmitteilung auf dessen Mobiltelefon und kann bequem dessen Standort ermitteln. Vielleicht erleben wir wieder die seligen Zeiten, da nur Zivilpolizisten Funktelefone hatten ­ und man sie daran erkennen konnte.

kläglich

Ausgerechnet Josef Kleihues übernimmt den Umbau des Kaufhofs am Alex und beraubt den Platz seiner prägnantesten Fassade. Der Kaufhof wird größer und erhält, wenn man den ersten Ansichten glauben darf, ein kläglich langweiliges, selbstredend sehr quadratisches Äußeres. Der im Bebauungsplan geforderte Büroturm ist für den Bauherrn nur „Option" für später. Kein Problem für Kleihues: Jahre nach der Erbauung soll nun sein Kant-Dreieck, ein unproportionierter Kuben-Stapel (mit Segel!) am Zoo, um ein Drittel aufgestockt werden. Solche Peinlichkeiten bleiben dem Alex hoffentlich erspart.

termine

EDie neuste Ausgabe der Zeitschrift An Architektur befaßt sich in Fotos, Grafiken und Texten mit dem Thema „Gemeinschaftsräume". Erhältlich u. a. im Buchladen pro qm, Alte Schönhauser Str. 48, Mitte. Die aktuelle Ausgabe der Internet-Architekturzeitschrift Wolkenkuckucksheim enthält die Ergebnisse einer Konferenz mit dem Titel „Der öffentliche Raum in Zeiten der Schrumpfung". Einzusehen unter www.cloud-cuckoo.net

* Am 14. November zeigt der Wedding, daß er mehr zu bieten hat als hippe Locations, abgefahrene Galerien und aufstrebende Geschäftsstraßen. Dann steigt ab 16 Uhr die „2. Lange Nacht des Döners" mit Betriebsbesichtigungen, Dönertütenausstellung und Dönerrallye. Informationen unter www.kolonie-wedding.de

* Am 15. November ab 11 Uhr findet anläßlich eines Neonazi-Aufmarsches am Waldfriedhof Halbe bei Berlin eine antifaschistische Kundgebung und Gedenkveranstaltung zu Ehren der dort begrabenen ukrainischen Zwangsarbeiter statt. Weitere Informationen unter www.redhalbe.de.vu

* Am 1. Dezember um 19 Uhr spricht Susanne Völker in der Reihe „DDR-Geschichte im Haus der Demokratie" über Lebens- und Geschlechterarrangements in Ost und West. Haus der Demokratie, Robert-Havemann-Saal, Greifswalder Str. 4, Prenzlauer Berg

scheinschlag stellt

klar: Die Sondernummer der Direkten Aktion, die der letzten Ausgabe beigelegt wurde, hatte redaktionell nichts mit dem scheinschlag zu tun und spiegelt nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

scheinschlag sucht

weiterhin Leute, die über Stadtentwicklung und Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch an die Redaktion: fon 28599063, e-post info@scheinschlag.de

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Redaktionstreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 15. November 2003, um 14 Uhr statt.