Ausgabe 08 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Vergessene Biographien (24)

Traute Neumann, Dipl.-Ökonomin. Geb. am 4. Oktober 1913 in Danzig, gest. am 11. Juli 1968 in Berlin. Schulzeit in verschiedenen Städten, konnte jedoch nach dem Abitur nicht weiter lernen, da sie derzeit als „Halbjüdin" galt. Ihre Mutter verhalf dem jüdischen Vater zur Flucht aus Deutschland. Traute Neumann jobbte als Sekretärin, Haushaltshilfe, Kindermädchen, Sprechstundenhilfe, orthopädische Masseuse, Handschuhmacherin. Sie lebte ab 1935 in Berlin, wo sie es bis zur Geschäftsführerin eines Ladens brachte, während der „arische" Inhaber – nichts ahnend von ihrer Herkunft – bei der Wehrmacht diente. Ab 1937 war sie im antifaschistischen Widerstand involviert: in der Neuköllner Gruppe um Maria Schulze, in Moabit sowie im Umfeld der Organisation Saefkow-Jacob-Bästlein. 1943 ging sie in den Untergrund: Ihre Gartenlaube und ihr Segelboot dienten ihr und anderen als Versteck, Treffpunkt, illegale Druckerei und Fotolabor. Zeitweilig wurden dort zwischen 20 und 30 „Illegale" betreut – Flüchtlinge, Deserteure, Juden. Nach dem Krieg studierte Traute Neumann an der Humboldt-Universität Wirtschaftswissenschaften und gründete eine Familie, arbeitete als wissenschaftliche Assistentin und Übersetzerin.

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Die City-VHS bietet am 9. Oktober um 18 Uhr einen Vortrag von Sabine Krusen zum 90. Geburtstag von Traute Neumann in der Brunnhilde e.V., Rheinsberger Str. 61, Mitte, an.

 
 
 
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