Ausgabe 08 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Alpen in Prenzlauer Berg

Das QM Falkplatz leistet sich was

Klettern ist gerade Trendsport, und noch trendiger ist es, diesen Sport mitten in der Stadt auszuüben, z.B. am Falkplatz in Prenzlauer Berg. Natürlich kostet der Bau eines Kletterfelsens eine Menge Geld, aber das ist vorhanden: Das Quartiersmanagement (QM) Falkplatz verfügt über einen Aktionsfonds, der 2001 jedes der QM-Gebiete einmalig mit einer Million DM ausstattete.

Schon im Juli 2001 entschied eine aus „Gebietsexperten" sowie zufällig ausgewählten Anwohnern zusammengesetzte Jury über einen Antrag zum Bau eines Kletterfelsens. Im November diesen Jahres sollen nun zwei Felsen mit 15 und 7 Metern Höhe auf einem ehemaligen Bahngelände im Norden des Mauerparks für kostenpflichtige Besteigungen zur Verfügung stehen. Betreuung und Hausrecht der Felsen wird vom Alpinclub Berlin ausgeübt. Bauherr ist die S.T.E.R.N. GmbH, die auch mit dem Quartiersmanagement im Kiez beauftragt ist.

Auf rund 150000 Euro belaufen sich die reinen Baukosten, nicht eingerechnet die Aufwendungen, die durch den langwierigen Planungsprozeß zusätzlich anfielen. Von dem aus öffentlichen Geldern finanzierten Aktionsfonds fließen rund 100000 Euro, also 20 Prozent, in nur dieses eine Projekt.

Kostenlos wird das Klettern dennoch nicht sein, da man erst einmal Mitglied im Alpinclub werden und dafür eine Jahresgebühr entrichten muß. Man will darum zeitweise „Schnupperangebote" bzw. verbilligte Kurse anbieten ­ sehr zum Ärger von Magic Mountain, einem privaten Anbieter, der nur wenige hundert Meter entfernt am Gesundbrunnen 3 Mio. Euro in einen Indoor-Kletterfelsen investiert hat. Die Betreiber befürchten zumindest im Sommer unliebsame Konkurrenz durch den stattlich subventionierten QM-Felsen.

Nach Aussagen des QM soll für Kinder ein zusätzliches freizeitpädagogisches Angebot in Form von „betreutem Klettern" entstehen und Park und Kiez auch städtebaulich gewinnen. Daß kostengünstiges Klettern auch über das direkte Umfeld hinaus attraktiv wirkt, wird dabei einkalkuliert ­ mit dem Felsen will das QM die Attraktivität bzw. das Image des Viertels steigern.

So richtig unattatraktiv ist die Gegend allerdings schon seit einigen Jahren nicht mehr; hier klettern vor allem die Mieten. Mit dem Mauerpark und dem Falkplatz sowie dem Jahn-Sport-Gelände mit seinen Tennis-, Fußball- und Basketballplätzen ist bereits ein relativ gutes Freizeitangebot vorhanden, zumindest im Vergleich zu anderen Innenstadtkiezen. Vielleicht wäre in diesem Fall wirklich weniger mehr gewesen.

Dirk Hagen

 
 
 
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