Ausgabe 08 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

leserbrief

Zur Wedding-Berichterstattung von scheinschlag und stadt.plan.mitte

Liebe Leute, ich habe bei der Lektüre Eurer Zeitung selten so gelacht: Der „Aufsteller des Monats" soll an der Ecke Badstraße/Kleine Behmstraße stehen. Die Kleine Behmstraße gibt es seit dem Bau des Gesundbrunnen-Centers nicht mehr, also ungefähr seit sieben Jahren! Wer immer das verzapft hat, hat das umwälzendste Bauprojekt im Wedding nicht mitgekriegt und sich auf seinen veralteten Stadtplan verlassen. Jedenfalls war der- oder diejenige von keinerlei Ortskenntnis belastet.

Das zieht sich leider durch die ganze Wedding-Berichterstattung in Eurer Zeitung und auch in der Postille stadt.plan.mitte, die ja auch irgendwie aus Eurem Hause kommt. Nein, Ihr habt keine Ahnung vom Wedding und offensichtlich auch keinerlei Neugier, den Wedding unvoreingenommen kennenzulernen. Unerträglich ist es, dauernd so etwas lesen zu müssen wie nun wieder das:

„Wenn vom Wedding die Rede ist, fällt nur selten das Wort Kultur. Immer noch hält sich das Klischee von 24-Stunden-Bierschwemmen und sozialer Tristesse. Zu Unrecht, denn immer mehr KünstlerInnen nehmen diesen besonderen Stadtteil als Wirkungsstätte an."

Was würdet Ihr nur schreiben, wenn Ihr diese Klischees von den „Vokuhilas in Jogginganzügen" nicht hättet? Von Leuten wie Euch, die den Wedding nur aus dem S-Bahn-Fenster kennen, brauchen wir keine gönnerhaften Ermutigungen, daß es hier „ja gar nicht so schlimm ist, wie man immer sagt". Zwanghafte Gesundbeterei wie vom Quartiersmanagement und Schlaumeierei nach Mitte-Maßstab gibt's hier echt schon genug!

Bitte macht nicht weiter so.

Helmut Just

 
 
 
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