Ausgabe 06 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

leserbriefe

Zur Bebilderung der Seite 13 im scheinschlag 3/03 (Printausgabe):

Nach einiger Zeit der Abwesenheit fiel mir kürzlich die Ausgabe 3/03 des scheinschlags in die Hand. Nun, wie immer kritisch und gut gemacht. Leider lag die Zeitung bei uns im Schlafzimmer herum, und meine Tochter fand sie auch dort. Sie fand sie sehr interessant, besonders das auf Seite 13 abgebildete Foto, welches wohl die Dreharbeiten zu einem homoerotischen Film darstellen soll. Beim genaueren Hinsehen entpuppte sich das Ganze dann als Darstellung von Analverkehr. Dieses besagte Bild fand meine achtjährige Tocher recht befremdend und stellte danach auch wirklich gute und gezielte Fragen. Ich hoffe, ich konnte ihr die richtigen Antworten darauf geben.

Trotzdem empört es mich zutiefst, daß der scheinschlag auf solche Fotos zurückgreifen muß. Geht es Ihnen wirtschaftlich so schlecht wie der zitty und dem TIP? Wäre da die Schaltung von Anzeigen mit 0190er-Nummern nicht eine lukrativere Einnahmequelle, bzw. die logische Konsequenz? Oder wurde bei der Redaktionskonferenz im Village Voice einfach zu viel gebechert??? Ok, für mich ist das Kapitel scheinschlag erledigt – für andere Leser hoffentlich auch! Was mal gut anfing, hat niederstes Niveau erreicht – schlimmer geht's nimmer ...

Bernhard Zipp

Zu „Kleinfamilienkopien" (Titel) und dem Interview mit Eike Stedefeldt im scheinschlag 5/03:

„Worum es eigentlich gehen würde? Doch darum, ohne Furcht anders sein zu können, wie Theodor W. Adorno einst schrieb." Jenau! Warum also der Frust darüber, daß Schwule und Lesben und andere Menschen vermeintlich durch entsprechende Ehen oder „Einordnung" in die Gesellschaft nicht mehr sexuell revolutionär wären?

Ehrlich gesagt geht's mir tierisch auf den Senkel, wenn mir Heteros, Schwule oder Lesben mit ihrer zur Schau getragenen Sexualität irgendwas mitteilen wollen, was ich aber gar nicht wissen will. Sei doch homo-, hetero- oder sonstwiesexuell soviel Du willst, aber laß mich um Himmels willen damit in Ruhe und bums nicht auf dem öffentlichen Klo rum, wo ich oder gar meine minderjährige, sexuell noch unorientierte Tochter ihre Blase erleichtern möchte. Was bitte ist an Schwul- oder Lesbisch- oder Multisexuell-Sein revolutionär und an Hetero-Sein reaktionär?

Und zum Schluß noch die sicher unfaire Bemerkung: Seid froh, daß es einige heterosexuelle Spießer gibt, die zuweilen schwule oder lesbische Menschen zeugen, zur Welt bringen und großziehen.

Manfred Guder

 
 
 
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