Ausgabe 04 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Vergessene Biographien (20)

Margarethe von Witzleben, Begründerin der Schwerhörigenselbsthilfe, geb. am 21. Februar 1853 in Dresden als Angehörige eines alten thüringischen Adelsgeschlechts, gest. am 1. Februar 1917 in Berlin. Eine mit zwölf Jahren einsetzende und zur Ertaubung führende Schwerhörigkeit war damals nicht heilbar. Im Glauben an Gott erkennt das junge Mädchen darin eine Herausforderung, beginnt mit „Selbsthilfe" für Leidensgenossen, sammelt Geld, setzt ab 1885 ein beachtliches Erbe dafür ein. Sie gründet eine Jugendbücherei und einen Witwenverein; außerdem wird sie Leiterin eines Thüringer Frauenvereins. Ab 1899 ständig in Berlin, arbeitet und wohnt sie im Marienheim in der Tieckstraße in Mitte, organisiert Leseabende und Gottesdienste, so am Pfingstsonntag 1901 den ersten Gottesdienst für Schwerhörige. Dies gilt bis heute als Geburtsstunde der Schwerhörigenselbsthilfe in Deutschland.

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> In Charlottenburg trägt das von ihr für Vereinszwecke gestiftete Haus noch immer ihren Namen. In Berlin-Mitte erinnert seit Februar eine Gedenktafel am Haus Tieckstr. 17 an ihr Wirken.

 
 
 
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