Berliner VerkehrFremdling, der die Metropole Deutschlands du studieren willst, Dopple deine Stiefelsohle, Eh' den Wissensdurst du stillst. Stopfe dir und deinem Weibchen Kissen unter Wams und Leibchen; Sich're Rumpfgerüst und Magen, Daß sie einen Puff vertragen. Nicht, daß der Berliner mörd'risch, Freund, dir was zuleide tut. Doch es haust verkehrsbeförd'risch Hierorts, ach, ein Institut, Plagegeist des Publikumes, Welches eingesetzt ist, um es Des Gelüstes zu entwöhnen, Der Bequemlichkeit zu frönen. Löhne sanken in die Tiefe, Stempelgelder ebenso. Doch die B.V.G.- Tarife Stiegen aufwärts lebensfroh. Menschen, welche wenig essen, Kann man dicht zusammenpressen. Und wenn viele nicht mehr fahren, Läßt sich Personal ersparen. Bahnen, Busse,- schon entschwinden Linienweis' sie dem Verkehr. Kannst du keinen Anschluß finden, Nun, so laufe hinterher, Doch vertraust du dich den Schienen, Oh, so wirst du die Sardinen, Die sich doch recht eng bescheiden, Um den Platz im Öl beneiden. Drum, ob die Verkehrsgesellschaft, Fremdling, dich und deine Frau Von der Bahn noch zum Hotel schafft, Dieses weiß kein Mensch genau, Aber bringst du deine Glieder Unzerquetscht zur Heimat wieder, Rühm' die B.V.G. den Leuten! (Wird wohl Braucht viel Geld" bedeuten.)
Erich Mühsam, 1931
aus: Erich Mühsam, Berliner Feuilleton, Klaus Boer Verlag, München 1992
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