Ausgabe 2 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Schnittstelle zur Theaterlandschaft

Als junges Schauspielensemble ohne Agent oder Produzent ein Bein auf den Boden zu bekommen, ist in Berlin praktisch unmöglich. In der freien Szene muß quasi jeder alles können, Schauspiel, Konzeption, Kalkulation, weshalb den freien Gruppen nicht selten Dilettantismus nachgesagt wird. Trotzdem werden immer wieder Versuche unternommen, neue Ideen auf die Bühne zu bringen, zumal es nunmehr etwas Rückenwind gibt.

Das Theaterhaus Mitte sitzt seit Oktober 2000 in einer alten Schule am Koppenplatz. Diese Einrichtung, die dem schauspielerischen Nachwuchs Beratung, Organisation und Hilfe bei der Projektentwicklung bietet, ist in Deutschland einmalig. Da das Theaterhaus lediglich die Betriebskosten der Räumlichkeiten zahlen muß, sind die Gebühren für Bedürftige gering, einer der neun Proberäume etwa kostet einen Euro pro Stunde. Die Fördermittel kommen vom Kulturamt Mitte.

Das Serviceangebot ­ die Mitarbeiter sind immerhin täglich von 10 bis 22 Uhr präsent ­ umfaßt eine Begleitung von der Projektbeschreibung bis hin zur Premiere. Daneben kann man hier einen reichen Fundus in Anspruch nehmen und schließlich auch Vorstellungen geben. Die alte Schulaula, der Spielort, hat 100 Plätze. Gefördert werden allerdings keine Hobbymimen, sondern ausschließlich Professionelle, Semiprofessionelle sowie Bewerber für die Hochschulen. Mit diesen Schulen, namentlich Hanns-Eisler, UdK, Weißensee, FU und anderen, besteht ohnehin eine enge Zusammenarbeit. Auch private Schauspielschulen sind willkommen; für sie werden allerdings die Beiträge erhöht. Neben den Hochschülern werden auch Jugendtheater-Ensembles unterstützt, etwa das des Karusselltheaters Friedrichshain.

Ein drittes Betätigungsfeld bildet das professionelle Schauspiel, wobei auch Musiktheater und genreübergreifende Projekte Berücksichtigung finden.

Das Theaterbüro informiert Theatermacher umfassend über notwendige organisatorische Übel wie rechtliche und formale Fragen oder Versicherungsschutz. Außerdem fungiert das Büro als Schnittstelle zur Berliner Theaterlandschaft. Im vergangenen Jahr kam diese Förderung über 200 Theater-, Tanz- und Musikprojekten zugute. Zur Zeit wird allein an 40 gearbeitet. Über 70 Stücke wurden seit der Eröffnung des Hauses schon hier aufgeführt.

Die Zukunft dieser einzigartigen Serviceeinrichtung ist indes fraglich; eine Planungssicherheit besteht nur bis zum Ende des Jahres. Somit besteht die Gefahr, daß der Bezirk in diesem lebendigen Laboratorium letztlich auch wieder nur ein weiteres Einsparungspotential sieht.

rk

> Kontakt: Theaterhaus Mitte, Koppenplatz 12, Mitte

www.theaterhaus-mitte.de

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  Ausgabe 2 - 2003