Ausgabe 2 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Widerstand nach Bezirken

Publikationen zur antifaschistischen Lokalgeschichte

Seit kurzem ist in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Stauffenbergstraße 13/14 der 13. Band der Reihe über Widerstand während der Nazizeit in einzelnen Berliner Stadtbezirken kostenlos erhältlich – diesmal über Schöneberg und Tempelhof. Diese zwei Bezirke, die vor zwei Jahren fusionierten, sollen die verdienstvolle Reihe abrunden. Auf 352 Seiten finden sich zahlreiche Fotos, Dokumente und Berichte zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus – von Sozialdemokraten, Linkssozialisten und Kommunisten, des Jungdeutschen Ordens, der Zeugen Jehovas, der Bekennenden Kirche, von Quäkern, Zwangsarbeitern, Exilierten. In bewährter Weise werden neben heute namhaften großen Widerstandsgruppen wie der Schulze-Boysen/Harnack-Organisation auch Aktionen einzelner Berliner Bürger vorgestellt, die allein ihrem Gewissen gehorchend versuchten, etwas gegen die Nazis zu unternehmen.

Die anderen zwölf Bände sind natürlich ebenfalls in der Gedenkstätte erhältlich sowie wenn man Glück hat, oder konsequent nachfragt, in den zuständigen bezirklichen Einrichtungen wie Rat- häusern oder Bürgerberatungsstellen, zum Teil auch bei freien Trägern. Bereits mehrmals hatte es erweiterte Nachauflagen einzelner Bände gegeben (z.B. Mitte und Charlottenburg). Zuletzt erschienen die Bücher zu Friedrichshain/ Lichtenberg sowie zu Prenzlauer Berg/ Weißensee.

Mitte April wird die vorerst letzte Neuauflage der Öffentlichkeit präsentiert ­ der lang erwartete und wesentlich erweiterte Band über den Wedding. Auch hier sind viele neue Quellen und Interviews eingeflossen, nach dem Mauerfall konnten ehemals „östliche" Archive erschlossen und weitere Zeitzeugen befragt werden. 25 Jahre nach Beginn der Recherchen kann nun endlich eine völlig überarbeitete, umfangreiche Dokumentation über den Widerstand im „Roten Wedding" gedruckt werden ­ 20 Jahre nach Erscheinen des ersten, nur 100 Seiten starken Bandes.

Dieser war als Einzelpublikation unter dem Titel „Widerstand in einem Arbeiterbezirk" erschienen und stieß Anfang der Achtziger auf erhebliche politische Widerstände. In Westberlin wollte manch einer nicht anerkennen, daß im Wedding ausgerechnet Kommunisten wesentlich am Widerstand gegen die Nazis beteiligt waren. Schon gar nicht wollte man es schwarz auf weiß in einer staatlich finanzierten Publikation lesen. Das Bändchen war aber so erfolgreich, daß es sich durchsetzte und Forschungen und Veröffentlichungen auch in den anderen Bezirken nach sich zog.

Sabine Krusen

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  Ausgabe 2 - 2003