Ausgabe 2 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Kurznachrichten

freie bedienung

Weil die Investoren auf riskante Spekulationen keine Lust mehr haben, muß der Staat den Flughafen Schönefeld nun selber stemmen. 1,7 Milliarden Euro kostet der Bau, der Anteil Berlins beträgt 240 Millionen. „Machbar", befand in ungewohnter Großzügigkeit Finanzsenator Sarrazin und bot den Investitionshaushalt „unter anderem für die Verkehrsbetriebe" zur freien Bedienung, pardon: zur „Umschichtung" an. Die BVG kündigte wenig später an, etliche Buslinien auszudünnen, zu verkürzen oder einzustellen: Die Auslastung sei zu gering, das Angebot ohnehin „überdimensioniert". Mit dem Auto zur Arbeit, mit dem Flugzeug in den Urlaub ­ wir nähern uns dem verkehrspolitischen Leitbild der Siebziger. Da sage noch einer, die Politik habe ihren Gestaltungswillen verloren.

feindliche übernahme

Am 24. April droht dem selbstverwalteten „Haus Schwarzenberg" in der Rosenthaler Straße 39 die Versteigerung. Es ist Heimstatt des Kino Central, des Eschschloraque, der Galerie Murata and friends (s. auch Seite 13) u.a. Das letzte nette Haus am Platz fürchtet nun um seinen Fortbestand und ruft zu Aktionen auf. Die „heiße Phase" beginnt am 21. März. Weiteres bei www.haus-schwarzenberg.de oder unter fon 30873573.

forsche ideen

Das Phänomen des Ausblutens ostdeutscher Städte ist in aller Munde. Außer der Wohnungswirtschaft, die nach „Marktbereinigung" schreit, hat aber niemand eine Idee, wie ihm beizukommen wäre. Das zu ändern, ist die Aufgabe des interdisziplinären Projekts „Schrumpfende Städte", das von der Kulturstiftung des Bundes gefördert wird und die katastrophale Lage als „kulturelle Herausforderung" begreifen möchte. Die erste Phase, die Analysen und Vergleiche mit ähnlichen Phänomenen in anderen Weltgegenden ­ u.a. in Nordengland und Rußland ­ umfaßte, wurde am 21. Februar der Presse vorgestellt. In einer zweiten Phase geht es um konkrete Projekte, die „beispielhafte Perspektiven" eröffnen sollen. Informationen unter www. schrumpfendestaedte.de.

freche lüge

Mit der Lernmittelfreiheit an Berliner Schulen ist es bald vorbei. Wenn am 10. April der Nachtragshaushalt verabschiedet wird, werden 10 bis 15 Millionen Euro fehlen. Sie werden bei den Schulbüchern eingespart, die künftig die Eltern bezahlen; inwieweit dabei deren soziale Lage berücksichtigt wird, ist noch in der Diskussion. Im ersten Schuljahr werden 58 Euro pro Jahr fällig, ab dem zehnten dürften es über 240 sein. Die PDS war natürlich dagegen, gab aber im Tausch für bezahlbare Kitagebühren nach. Und die SPD? Zitat aus dem Parteiprogramm: „Der Schulbesuch darf nicht vom Geldbeutel abhängen. Daher halten wir an der im Gesetz angeordneten Freiheit für Lehr- und Lernmittel fest."

freundlicher protest

500000 Menschen kamen am 15. Februar zusammen ­ die „größte Friedensdemonstration der Berliner Geschichte", jubelte die in letzter Zeit erfreulich pazifistische Presse. Andererseits: In London, Madrid und Rom waren's Millionen. Und in der Stadt des Friedens nur eine halbe? Das ist leicht zu erklären, war es doch irgendwie eine regierungsfreundliche Demo. Regierungsfreundlichkeit freilich ist des Hauptstädters Sache nicht, Regierungen brauchen keine Freundlichkeit, sondern einen vor den Latz. Vielleicht sind am Tag X ­ möge der Himmel ihn verhindern ­ die Verhältnisse klarer und die Bundesregierung hat sich doch noch auf die Seite des „neuen Europa" geschlagen. Aber hoffen wollen wir das nicht.

termine

> Am 28. Februar erschien die neue Ausgabe der Halbjahreszeitschrift An Architektur. Sie heißt „Krieg und die Produktion von Raum" und behandelt Themen wie die Marinebasis Guantanamo, Datenbunker der Finanzbranche, den israelischen Siedlungsbau u.ä. Bestellung und Kontakt bei www. anarchitektur.com oder unter fon: 0179/ 4557124 oder 0179/2480966.

> „1000 Bilder gegen den Krieg" heißt eine Initiative, die sich mit der Erinnerung an den Krieg (welchen auch immer) beschäftigt. Sie sammelt persönliche Fotos oder Dokumente, die später zu einer Kunstinstallation zusammengestellt werden. Kontakt über die Galerie twenty-four, Oderstr. 24, Friedrichshain, fon 51658353 bzw. 29044357, e-post 1000Bilder@oder24.com. Erste Arbeitsergebnisse werden am Sonntag, den 16. März vorgestellt.

> Das Projekt Papiertiger, Archiv für soziale Bewegungen, gibt eine Party mit Cocktails und Volksküche. Sa, 29. März in der Supamolly, Jessenerstr. 41, Friedrichshain.

> Am 29. und 30. März von 13 bis 19 Uhr öffnen Maler, Fotografen und Performer wieder ihre Ateliers im Prenzlauer Berg. Adressen und Informationen bei Nele Probst: fon 4783244, www. neleprobst.de.

> Leider immer noch aktuell: Am Tag X des Kriegsbeginns um 18 Uhr Demonstration am Alex.

scheinschlag gibt

bekannt: Ab sofort gibt es neue Aufsteller am U-Bahnhof Kurfürstenstraße, (Ausgang Potsdamer Str.) und in der Adalbertstr. 95a (vor dem Kreuzberg Museum).

scheinschlag sucht

weiterhin Leute, die über Stadtentwicklung und Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Stadtentwicklungstendenzen und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion: fon 28599063, e-post info@scheinschlag.de

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Redaktionstreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 15. März 2003, um 14 Uhr statt.

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