Ausgabe 10 - 2002 berliner stadtzeitung
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Neuanfang in der Zinnowitzer Straße

Mit der „Oblomowerei" ist jetzt Schluß. Ab jetzt wird nur noch berlinert. So ähnlich könnte das Motto für die Umbenennung des Theaters Fürst Oblomow in „berliner theater" lauten. Eine auf den ersten Blick seltsame Entscheidung, mit Blick auf die Entwicklung der Spielstätte in den letzten Jahren aber ein folgerichtiger Entschluß: „Künstlerisch wie wirtschaftlich war das Oblomow am Boden", sagt der neue künstlerische Leiter Detlef Schulze. Und zur Umbenennung: „Es ist viel schwieriger, einen diskreditierten Namen wieder auf Niveau zu bringen als neu anzufangen". Womit alles gesagt ist, denn Gründer Jürgen Bonk hatte das Theater in den letzten Jahren ziemlich heruntergewirtschaftet. Zudem ist die Immobilie in der Zinnowitzer Straße nicht billig, und staatliche Förderung gibt es keine.

Das eigentliche Herzstück des Theaters ist der Verein Theater und Schule e.V. Schüler der oberen Klassen werden hier ans Theater herangeführt, zum Beispiel mit Häppchen aus Shakespeares Dramen oder dem Frühwerk Goethes Die Mitschuldigen. Diese Schulprojekte sind das Fundament, das Theater eher die Terrasse, um im Bild zu bleiben. Eine tragende Säule bilden zudem die vielen ABM-, SAM-, IdA- und Sozialamtsstellen, die den Betrieb am Laufen halten.

Ungefähr die Hälfte des Hauses soll nun an einen anderen Verein abgegeben werden. Im Gespräch ist dafür der deutsch-russische Verein Schalasch/ Dialog e.V. Das Theater wird zwei der drei Bühnen behalten, die Hauptbühne mit 99 Plätzen und eine Studiobühne mit 50 Plätzen, die für Gastspiele freier Truppen offenstehen soll.

Nach Bonks Weggang im August begann im Theater eine umfassende Umstrukturierung. Neue, professionelle Schauspieler, darunter Ernst-Busch-Leute, wurden gefunden und ein Konzept erarbeitet. Die erste Premiere gibt auch schon die Richtung vor: Die Menschenfabrik nach Oskar Panizza. Als nächstes ist Der Luxus der Kannibalen geplant. Zwei oder drei weitere Stücke sollen in dieser Spielzeit noch folgen; Gastspiele freier Gruppen wird es weiterhin geben, genauso wie die Projekttage für Schulen.

Der neue Name berliner theater ist bewußt gewählt, ist man damit doch konzeptuell nicht eingeschränkt. Verwechslungen des bt mit anderen Theatern, namentlich dem DT und BE sind anscheinend erwünscht. Natürlich können und wollen sich die Noch-Oblomow-Leute nicht mit diesen Institutionen messen, gegen Versprecher zu ihren Gunsten haben sie jedoch nichts und den Anspruch, „den Namen mit Qualität zu füllen". Ob das gelingt, wird die Truppe ab dem 29. November unter Beweis stellen müssen. Dann wird auf das neue berliner theater zur Eröffnung angestoßen.

ib

Zu diesem Artikel schrieb Herr Bonk einen Leserbrief, der in Ausgabe 11/2002 veröffentlicht wurde. Zum Leserbrief ...

> berliner theater, Zinnowitzer Straße 3-7, Mitte, Infos und Karten unter 28096467, Eröffnung am 29. November ab 19.30 Uhr.

Für die Inszenierung eines „zeitkritischen Stücks" sucht das Theater Jungen und Mädchen im Alter von 7 bis 10 Jahren. Interessierte Eltern melden sich bei Frau Schröder, fon 28094911, fax 28096468

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