Ausgabe 08 - 2002 berliner stadtzeitung
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Vergessene Biographien (13)

Franziska Schanzkowsky, Fabrikarbeiterin, vorgeblich „Großfürstin Anastasia", geb. 1896 in Borowielasz/ Polen, gest. am 12. Februar 1984 in Charlottesville/USA. 1920 wurde sie nach einem Selbstmordversuch aus dem Berliner Landwehrkanal gefischt. Sie behauptete, die jüngste Tochter des russischen Zaren Nikolaus II. zu sein und als einzige die Ermordung der Zarenfamilie im Juli 1918 überlebt zu haben. Zuvor in der Irrenanstalt Dalldorf untergebracht, ermöglichte ihr die Wundergläubigkeit der in Berlin lebenden russischen Monarchisten ein Leben in deren Kreisen und auf deren Kosten. Obwohl Zweifel an ihrer Identität aufkamen, zahlten Gönner ihr Kuren in der Schweiz und in Bayern und ab 1928 ein luxuriöses Leben in den USA, wo sie 1931 allerdings für geisteskrank erklärt und ausgewiesen wurde. Danach Psychiatrische Kuranstalt Ilten bei Hannover und Vagabundieren zwischen den Wohnsitzen der verbliebenen Geldgeber. 1949 wurde ihr ein Häuschen am Rande des Schwarzwalds geschenkt. Auf Einladung des Geschichtsprofessors Dr. John Manahan kam sie 1968 nach Charlottesville, heiratete den 20 Jahre jüngeren Groupie und lebte bis zu ihrem Tod in den USA. 1992 konnte sie – nach Öffnung des Grabs der Zarenfamilie und DNS-Vergleich – einwandfrei als Hochstaplerin überführt werden.

gs

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