Ausgabe 05 - 2002 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Kurznachrichten

resignation

„Endlich! Der Senat hat entschieden und das Abgeordnetenhaus zugestimmt. Was man schon gar nicht mehr glauben wollte und wir dennoch mit unerschütterlichem Optimismus erhofften, ist nun Wirklichkeit!" Der Jubel von Jörn Merkert, Direktor der Berlinischen Galerie, vor einem Jahr war verfrüht, denn nach der Insolvenz des Bauprojekts Viktoria-Quartier steht seine Sammlung nun schon wieder ohne Domizil da. Nachdem man die Räumlichkeiten im Gropius-Bau verlassen und sich der Plan, in das Postfuhramt in Mitte zu ziehen, zerschlagen hatte, waren die Eiskeller der ehemaligen Schultheiss-Brauerei in der Kreuzberger Methfesselstraße als mehr denn bloß annehmbare Lösung erschienen. Alice Ströver, kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Ab-geordnetenhaus, wirft Kultursenator Thomas Flierl nun Stümperei vor. Anstatt den Ausgang des Insolvenz-
verfahrens abzuwarten, setze dieser schon wieder auf ein „anderes Pferd". Mit dem Pferd meint Ströver das Glaslager in der Alten Jakobstraße. Groteske am Rande: Mittlerweile ist sogar der Gropius-Bau wieder als Standort im Gespräch. Dann hätte sich der Kreis nach jahrelanger Irrfahrt am Ende wieder geschlossen.

relation

Die Thematisierung von Integration und Parallelgesellschaften erfordert viel Geschick. Die Volkshochschule Mitte läßt nun im Rahmen einer politischen Gesprächsreihe Politiker und Vertreter diverser Religionsgemeinschaften über diese Themen diskutieren. Eine Ausstellung im Wedding verspricht hingegen eine sensible Nahaufnahme: Anhand des Lebens vierer Flüchtlingsmädchen will man verdeutlichen, wie Heimat und Tradition wirklich verstanden werden. Nicht nur das Wie, sondern auch das Wo der Veranstaltungen könnte unterschiedlicher nicht sein: Die Ausstellung findet im Heimatmuseum Wedding statt, die Podiumsdiskussion im Haus der Commerzbank am Brandenburger Tor ­ eine gute Adresse für die integrationsunwilligste aller Parallelgesellschaften. „Das Fenster zum Hof", ab dem 12. Mai im Heimatmuseum Wedding, Pankstraße 47. „Was spricht man in Berlin-Mitte?" am 23. Mai im Haus der Commerzbank. Anmeldungen unter 28528914 oder 45757424.

revolte

Kaum ist die Schloßplatzdebatte vom Haushaltsdesaster in den Hintergrund gedrängt worden, da wird sie der mürrischen Öffentlichkeit wieder ins Gedächtnis gerufen: Studenten verschiedener Studienrichtungen wollen sich nicht damit abfinden, daß Entscheidungen dieser Tragweite der Weisheit eines Gremiums handverlesener Experten anvertraut werden. Sie haben einen Workshop organisiert, auf dem sie neue Nutzungs- und Gestaltungsideen entwickeln wollen. Die Studenten laden zu Podiumsdiskussionen, Stadtführungen und natürlich zu aktiver Teilnahme ein. Vom 26. Mai bis zum 2. Juni an der Technischen Universität Berlin. Anmeldung bis zum 26. April bei den Fachschaften oder unter www.stadtwerkstatt.de

revision

Dieter Dehm, stellvertretender PDS-Vorsitzender und Kulturindustrieller aus dem Hessischen, hat von dort den „Blauen Bock" mitgebracht ­ der allerdings in der Hauptstadt zum „Roten Bock" mutiert ist. Am 9. Juni um 10.30 Uhr spricht Dehm in dieser Veranstaltungsreihe im Karl-Liebknecht-Haus mit Kultursenator Thomas Flierl. Mit von der Partie auch sein gescheiterter Amtsvorvorgänger Christoph Stölzl. Von dem bayerischen Schwadroneur könnte man vielleicht ex negativo lernen, wie Kulturpolitik in Berlin doch noch klappen könnte.

reh

Ihre „Grausamkeit und Sinnlosigkeit" werde immer mehr Menschen bewußt, es ist gar von einer „offenen Wunde" die Rede. Gemeint sind damit freilich nicht Erfurter Gewaltvideos, es geht um die bedrohten „Wildtiere in unseren Wäldern", für die sich die „Initiative zur Abschaffung der Jagd" stark macht. Daß die Mehrheit der Bevölkerung heute gegen die Jagd ist, weiß man dort, auch, daß die Argumente der Jäger, sie seien aus ökologischen Gründen zur Wildtötung verpflichtet, nicht verfangen. Am 1. Juni soll es auf dem Ku´damm (sic!) wie-der eine Anti-Jagd-Demo geben. Um 12 Uhr wollen die Tierschützer am Adenauerplatz starten – zusammen mit Füchsen, Rehen, Wildschweinen und Hasen. Dazu wird eine vegane Kartoffelsuppe gereicht.

reanimation

Grausam und sinnlos ist auch der Tod des Maikäfers Wolfgang, der im Januar viel zu früh aus dem Winterschlaf erwacht war. Glücklicherweise entdeckte ihn Gabriele Kallert vom Potsdamer Landesumweltamt und versetzte ihn im dortigen Kühlschrank in künstlichen Winterschlaf. Nun wäre es aber für den Käfer Zeit zum Aufstehen gewesen. Doch vergebens: Ein „mehrstündiger Rettungsversuch", auf den Kallert ihre Arbeitszeit verwandte, schlug fehl, wie die Berliner Zeitung meldete. Wirklich traurig, aber gut zu wissen, mit welch hochwichtigen Dingen sich die Umweltbeamten so beschäftigen.

scheinschlag sucht

speziell Leute, die über Stadtentwicklung und Stadtpolitik schreiben können und wollen: Bezirkspolitik, umstrittene Architekturprojekte, Stadtentwicklungstendenzen und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Wer Interesse hat, meldet sich bitte beim scheinschlag, fon 28599063, e-post scheinschlag@snafu.de.

scheinschlag lädt ein

zum offenen Redaktionstreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns. Neugierige sind ebenso willkommen. Das nächste Treffen findet Sonnabend, dem 8. Juni 2002, um 14 Uhr statt.

© scheinschlag 2002
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