Ausgabe 04 - 2002 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Quereinstiege in die Medienlandschaft

Der Verein „IN and AROUND" lädt zum Umgang mit Medien ein

Wer kennt es nicht, dieses Bedürfnis, sich mitzuteilen, seine Gedanken und Erfahrungen aus diesem Leben als Geschichte wiederzugeben? Diesen Drang verspürten auch die beiden professionellen Mediengestalter Martin Teßmer und Rainer „maria" Glatzer. Was für die beiden jedoch unbefriedigend war: Sie mußten Beiträge produzieren, die keine „lebendigen" Geschichten waren, sondern künstlich produzierte Stories. In der etablierten Medienlandschaft ein gängiges Verfahren: schnell, preiswert und unkompliziert.

Die Konsequenz aus dieser Unzufriedenheit war der Rückzug aus dem Metier „Fernsehen für die Massen", um mit Gleichgesinnten ihre Vorstellung von Geschichten medial umzusetzen. Anfänglich realisierte man die ersten Ideen noch in der eigenen Wohnung und mit eigenem Material. Allmählich uferten die Projekte dann so aus, daß nicht mehr in der Wohnung gearbeitet werden konnte. Immer arbeitete irgendwer nächtelang an seinem Film oder Video und überall stapelte sich die Technik. Aus diesem Hintergrund heraus wurde im August 2001 der Verein „IN and AROUND ­ medienwerkstatt e.V." gegründet; bald darauf entschärfte sich die räumliche Situation, und man zog in das Ladenlokal in der Torstraße 150.

Das Hauptanliegen des Vereins ist, „unterschiedlichen Bevölkerungsschichten den Umgang mit verschiedenen Medien anzubieten". Bedingt durch ihre eigenen Erfahrungen wollen die Vereinsgründer Menschen mit einem ausgeprägten Sendungsbewußtsein helfen, ihre „Botschaft" medial umzusetzen. Hier soll für Quereinsteiger und ambitionierte Filmemacher eine Tür in die Medienlandschaft geöffnet werden.

Vereinsmitglieder, die dieses Angebot genutzt haben, machen seit Jahren Sendungen für den Offenen Kanal Berlin, wie zum Beispiel die wahrscheinlich einzige japanische Kultursendung Europas: Mikado – Japan in Deutschland.

Ansonsten wird der Verein zunehmend von Künstlern und Schauspielern genutzt, für Video- und Audioinstallationen, Veranstaltungsmitschnitte und Bewerbungsfilme für Schauspiel- und Filmhochschulen. Da die finanziellen Möglichkeiten dieser Klientel jedoch mehr und mehr gegen Null tendieren, stellt sich die Frage: Wie finanziert man Idealismus? Die Antwort lautet wie so oft: durch persönliches Engagement. Die Bemühungen um finanzielle Unterstützung durch das Kulturamt wurden irgendwann aufgegeben, und seitdem fährt man eine zweigleisige Strategie. Durch „normale" Produktionen für die Wirtschaft wird das Geld verdient, um dann die Projekte zu ermöglichen, die der Verein eigentlich im Sinn hat. Damit der Kontakt zur Amateur- und Kurzfilmszene bestehen bleibt, veranstaltet der Verein jeden zweiten Donnerstag im Monat das Filmfest „Cinegate" mit einem Vortrag und anschließenden Kurzfilmen. Neben dem Austausch innerhalb der Szene und dem Kontakt zum Zuschauer hofft man dabei natürlich auch auf potentielle Förderer. Viel Glück dabei!

Martin Koch

Der nächste „Cinegate"-Kurzfilmabend findet am 23.5. um 20 Uhr statt: Vortrag „Körpersprache – vieles ist bereits gesagt, bevor wir zu sprechen beginnen", sowie Filme von Simon Frei, Uwe Döbbeke u.a., Torstr. 150, Mitte, fon 28099271

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  Ausgabe 04 - 2002