Ausgabe 04 - 2002 berliner stadtzeitung
scheinschlag

Diese Ausgabe

Inhaltsverzeichnis


Zur Homepage

Hoffen auf Frieden und besseres Wetter

Ein Gespräch mit der Aktivistin Christiane Thomas

Egal, ob es regnet oder schneit, seit letzten Dezember demonstriert die Berliner Gruppe „Friedensmacher" jeden Samstag gegen den Krieg. Christiane Thomas ist Initiatorin und Aktivistin der Initiative.

Sie sind Mitbegründerin der Initiative „Friedensmacher". Was machen Sie konkret?

Wir organisieren jeden Samstag von 13 Uhr bis 14 Uhr an der Weltzeituhr am Alexanderplatz in Berlin eine Friedenskundgebung mit Rede- und Musikbeiträgen. Hier ist jeder mit eigenen Beiträgen eingeladen im Sinne einer Speakers-Corner.

Ist es nicht naiv zu glauben, daß diese Aktionen die Natokriegspolitik beeinflussen könnten?

Es geht darum, daß die Leute ihre Ohnmacht überwinden und selber aktiv werden. Die Kundgebung soll eine Plattform sein für alle, die gegen den Natokrieg sind. Egal, ob sie es aus politischen, philosophischen, religiösen oder anderen Gründen sind.

Wie ist die Idee zur dieser Aktion entstanden?

Am 22. Dezember letzten Jahres haben wir die erste Kundgebung gemacht. Natotruppen haben in Afghanistan Krieg geführt und niemand hat sich darum gekümmert. Auch die großen Parteien, wie die PDS, schienen Antikriegsaktionen nur im Vorfeld von Wahlen zu organisieren. Sonst rührte sich da nichts. Deshalb haben wir selber die Initiative ergriffen. Am Anfang waren wir zu viert. Mittlerweile waren es schon mal bis zu 70 Leute, die an der Aktion teilnahmen. Wir wollen den Krieg nicht einfach ohnmächtig hinnehmen.

Waren Sie vorher schon politisch aktiv?

Meine erste Aktion fand während des Kosovokrieges statt. Damals habe ich ein Antikriegsplakat aus dem Fenster meiner Wohnung gehängt. Nach drei Tagen meldete sich der Hausbesitzer und verlangte die Entfernung des Plakates. Dem mußte ich mich beugen, weil ich es nicht auf eine juristische Auseinandersetzung ankommen lassen wollte. Für mich war aber seitdem klar, daß ich einem weiteren Krieg nicht tatenlos zusehen wollte.

Haben Sie Kontakt zu anderen Antikriegsinitiativen in Berlin?

Wir haben natürlich Interesse an mehr Zusammenarbeit. Allerdings sind wir noch in den Anfängen. Viele wissen noch nichts von unseren Aktionen. Wir versuchen, zu jeder Kundgebung einen Redner aus dem Spektrum der Friedensinitiativen oder andere engagierte Menschen zu gewinnen und haben uns an anderen Friedensaktivitäten wie dem Ostermarsch beteiligt.

Besteht nicht die Gefahr, daß sich die Aktion in kurzer Zeit totläuft?

Sicher geht es hier um Ausdauer und einen langen Atem. Die Aktion lebt vom Engagement vieler Leute, die sich daran beteiligen, die Redebeiträge schreiben oder sich kreativ gegen den Krieg stellen. Ich hoffe darauf, daß sich mehr Leute daran beteiligen, wenn die Aktion bekannter ist und das Wetter besser wird. Zumindest ist die wöchentliche Kundgebung vorerst bis zum Juni angemeldet.

Interview: Peter Nowak

© scheinschlag 2002
Inhalt dieser Ausgabe | Home | Aktuelle Ausgabe | Archiv | Sitemap | E-Mail

  Ausgabe 04 - 2002