Ausgabe 03 - 2002 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Musik für die Massen

Aus alt mach neu

Johnny Cash hatte siebzigsten Geburtstag. Startpunkt seiner Karriere war Landsberg. Dort gründete er als GI seine erste Band, die Landsberg Barbarians. Das ist inzwischen über 50 Jahre oder anders: 60 veröffentlichte Alben her. Grund genug für 19 deutsche Bands, Interpretationen ihrer Country-Greatest in Form eines Tribute-Albums abzuliefern. A Boy Named Sue bei Trikont funktioniert dann am besten, wenn sich die Musiker wirklich trauen zu interpretieren. So nimmt die Hamburgerin Bernadette La Hengst an dem Song „A Boy Named Sue“ eine Geschlechtsumwandlung vor und kreiert mit dem „Mädchen namens Gerd“ eine wundervoll sperrige Popnummer. Jörg „Bionaut“ Burger führt vor, daß Cash auch elektronisch funktioniert und die Kingston Cowboys machen aus dem Klassiker „Ring of Fire“ eine swingende Blechbläser-Raggae-Nummer.

Schon eine fünfjährige Bandgeschichte reicht bei der Berliner Band Mina aus, um von Freunden und anderen geschätzten Musikern ein Cover und Remix-Album aufgenommen zu bekommen. So wie sich Mina zwischen Dancefloor und Gitarren-Pop bewegen, so wandelt auch Expander von Bungalow stilsicher zwischen den Welten. Ein Album ganz ohne Ausrutscher – das Interpretationsspektrum reicht von Elektrohouse bis hin zu einem herzerwärmendem Swing mit einer an Melancholie erkrankten Gitarre von Schneider JM. Der Höhepunkt geht aber wie beim Cash-Tribute-Album auf das Konto von Blechbläsern: Einer der Initiatoren des Albums, Micha Archer, hat Kollegen aus dem Weilheim-Umfeld (Console, Notwist) zu einer wundervollen Jazzinterpretation eingeladen.

1995 erschien bei Studio K7 die erste DJ-Kicks-CD. Die Idee war, DJs und Producern eine Plattform zu bieten, auf der sie auch außerhalb von Clubs experimentieren können. Stellvertretend für den Erfolg dieser Reihe stehen Kruder und Dorfmeister, die 1996 mit Ihrem Remix-Album Vorreiter des Vienna-Sound waren. Und jetzt Vikter Duplaix, bisher immer nur als Mann im Hintergrund in Erscheinung getreten. Mit seinem Mix Album präsentiert er eine Mischung u.a. aus House, Soul, HipHop-Beats und NuJazz. Duplaix verpackt seine Soundvision lässig und stilsicher. Präsentiert wird das Ganze im coolen Outfit einer Futuristic-Radio-Show, doch ob der gehypte New-Pilly-Sound deswegen gleich zum neuen großen Ding werden wird… Zweifel seien erlaubt.

Marcus Peter

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