Ausgabe 11 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

Diese Ausgabe

Inhaltsverzeichnis


Zur Homepage

Musik für die Massen

Hausmusik, Schmuseschwulst, Technoides: drei ausnehmend geschmackssichere Mixes

Es gibt verschiedene Gründe, eine Compilation zusammenzustellen: Ein Jubiläum mit entsprechendem Blick zurück ist einer, eine Sammlung von Arbeiten, die bereits vergriffen sind, ein anderer, einen Überblick über das aktuelle Musikgeschehen zu ermöglichen, ist schließlich ein dritter. Alle drei sollen hier Erwähnung finden.

Seit zehn Jahren bewegen sich die Veröffentlichungen von Hausmusik durch fast alle musikalischen Genres hindurch auf der geschmackssicheren Seite. Die Stilgrenzen sind dabei relativ durchlässig. Auf dem 10-Jahre-Hausmusik-Sampler finden sich cooles Gitarren-Folk-Zeug von Calexico mit erfrischenden Elektronik-Harmonie-Experimenten von Console oder Iso 68 ohne Reibungsverluste nebeneinander: Do You Think That I´ll Be Different When You´re Through? ist mit eigens gestalteter CD-Rom und einem 32seitigen Booklet erschienen. Für alle, die bisher von Hausmusik unberührt blieben ­ hier also ein Einstiegsangebot, aber auch ausgemachte Labelfans müssen sich nicht langweilen: Vieles ist bisher unveröffentlicht.

Daß Bergen in Norwegen nicht gerade der hippeste Ort ist, scheint ausgemachte Sache zu sein – gäbe es dort nicht das kleine Label Tellé Records. Seit drei Jahren veröffentlicht Mikal Tellé – meist in Kleinstauflage – den Output der örtlichen Elektromusik-Szene. Und der zeichnet sich durch Schmuse-Elektronik aus, bisher hauptsächlich im Hintergrund von französischem und italienischem Filmschwulst der Siebziger zu hören. Aufgelockert ist die akustische Zeitreise um – norwegische – Easy Listening-Elemente. Erstaunlich oder nicht: die Nachfrage nach Tellé-Veröffentlichungen überstieg immer öfter die Auflage. Schließlich brachte das Label eine Compilation heraus, die – zunächst nur in Norwegen veröffentlicht – dort für einen ganzen Monat in den Top Ten blieb. Jetzt ist die Zusammenstellung mit dem unprätentiösen Titel Tellé auch in Deutschland zu haben. Bessere Untermalung für naßkalte Herbsttage kann man sich kaum wünschen.

Wesentlich direkter geht es auf Berlin 2001. Dedication. Representation. (Bpitch Control) zu. Geboten wird kein wohliger Blick zurück, sondern eine gelungene Empfehlung an die Zukunft. Insgesamt versammeln sich hier 15 Künstler und Projekte aus Berlin und/oder dem Bpitch-Umfeld, um an der Weiterentwicklung von elektronischer und technoider Musik zu arbeiten. Mit Eigenständigkeit ohne Eigensinnigkeit. Und damit das Ganze nicht an Bodenhaftung verliert, geht die Erdung immer Richtung Dancefloor.

Marcus Peter

© scheinschlag 2001
Inhalt dieser Ausgabe | Home | Aktuelle Ausgabe | Archiv | Sitemap | E-Mail

  Ausgabe 11 - 2001