Ausgabe 07 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Schädlingsbekämpfung?

Objekte, Installationen und eine Stadtrundfahrt

Was sind das für Schädlinge, denen zur Zeit eine zweigeteilte Ausstellung in Kreuzberg, in der Galerie Katze 5 und der Gärtnerei hofgrün gewidmet sind? Wie können wir uns von ihnen befreien?

Hartmut Andryczuk, der für die Konzeption und Organisation des Projektes verantwortlich ist, lud in Zusammenarbeit mit Wolfgang Müller am 22. Juni zu einer Stadtrundfahrt auf dem sogenannten „Highway to Pest Controll".

Ausgangspunkt sind die Räumlichkeiten des Friseurs Beige in der Auguststraße. Der Elfenspezialist und Sänger Wolfgang Müller lullt uns mit ein paar Schlagern über Elfen und Zwerge in märchenhafte Stimmung, so daß wir von allen guten Geistern befallen den Bus betreten. Der Weg führt uns durch die sauberen Straßen von Mitte zum Alexanderplatz. Unter den Linden reihen wir uns in die Schlange von Touristenbussen. Wir passieren das Brandenburger Tor. Während der Bus rumorend „hindurchmarschiert", singt Reiseleiterin Hermoine Zittlau ihre Lieblingsstrophen aus der Edda, dem Schöpfungsmythos: „Durch Gifttäler gleitet von Osten der Schreckensstrom". Prachtstraßen führen uns vorbei an der „Goldelfe" und enden schließlich bei den Botschaften der Nordischen Länder. Eine Führung über die sternförmige, offene Plaza läßt die unendlichen Weiten der skandinavischen Länder erahnen.

Über einige Umwege gelangen wir endlich zur Galerie Katze 5 in der Katzbachstraße. Dort endet die Stadtrundfahrt. Hartmut Andryczuk eröffnet den zweiten Teil der Ausstellung Pest Controll. Im Mittelpunkt des Projektes steht die Schädlingsbekämpfung. Schädlinge aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet: der biologische Schädling, der politische Schädling, der „Schädling Mensch". In der Katze 5 sind zu dieser Thematik Papierarbeiten, in der Gärtnerei hofgrün Installationen zu sehen.

Eine Installation trägt den Titel „Politischer Schädling". Es ist ein Buchsbaumgewächs in beinahe Hakenkreuz-Form. Das Böse, das unmerklich wächst und überall lauert. Sei wachsam!

Eine Erdgrube, die ursprünglich mit Münzen gefüllt war, verweist auf den Schädling Geld: „Dream of Pest Control" heißt das Werk von Egil Saebjörnsson.

„Dem letzten Schädling ein Denkmal voraus": Zu sehen sind ein mit Sand gefüllter Eimer, ein Sack voll Baukleber und eine große Schaufel, postiert auf vier Steinplatten. Einfache Aussagen. Für jedermann verständlich und konsumierbar.

Ist es denn so einfach geworden mit der Kunst? Genügen eine Hand voll Inhalte, die einem fix zugeworfen werden und von denen man bereits auf den zweiten Blick verstanden hat, worum es zu gehen scheint. Lassen sich Schädlinge einfach mit dem Finger zerquetschen? So, wie Carola Scheil es auf Papier mit signalroter Farbe ab- bzw. ausdrückte. Genügt es, forsch ein Schild vor die eigene Brust zu halten, auf dem „Schädling" geschrieben steht? Uwe Warnke präsentierte ein Reihe von Fotos im Kleinbildformat, auf denen unterschiedliche Menschen mehr oder minder fröhlich sich als Schädling zu erkennen geben.

Im Gegensatz zu Parasiten leben Schädlinge nicht in einer Symbiose zu dem Wirt, sondern sind eher so etwas wie ein natürlicher Feind... dem Kunst auf diese Art und Weise nichts anhaben kann.

Mareike Layer

Schädlingsbekämpfung/Pest Controll: Galerie am Weinberg/hofgrün berlin, Methfesselstr. 10-12 und Galerie Katze 5, Katzbachstr. 5, noch bis zum 31. Juli

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  Ausgabe 07 - 2001