Ausgabe 05 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Lia liebt Lamas!

Ein Ausstellungsbericht

Das Gästebuch lässt keine Zweifel: Auch Timm und seiner Oma „hat es sehr gefallen", der siebenjährige Simon lobt, „dass man die Sachen anfassen kann", und die gleichaltrige Hannah hat eine Zeichnung gemacht: „Lamas sind Spitze!" Die kleine Ausstellung Es spuckt in den Anden: Kultur und Geschichten rund ums Lama im Untergeschoss des Ethnologischen Museums Dahlem ist ein Tipp für verregnete Nachmittage und besonders für Kinder geeignet.

Wann das Lama und seine Kollegen Alpaca, Guanaco und Vecuoa tatsächlich von ihrer Spucke Gebrauch machen, erfährt man zwar nicht. Aber sonst lässt die Ausstellung keine Fragen offen, die 6000 Jahre gemeinsame Vergangenheit von Mensch und Lama aufwerfen könnten.

In Gold, Bronze, Wolle, Ton, Horn und Zucker, auf Schalen und farbenprächtigen Decken ist der südamerikanische Verwandte von Trampeltier und Dromedar zu sehen. Für die Hirten der Anden stehen Lamas sogar am Himmel ­ als „Lama Yacana"-Sternbild.

Für seine Besitzer ist das Lama die Lebensgrundlage. Die genügsamen Tiere sind trittsichere Lastenträger. Auch schwer bepackt macht ihnen Höhenluft nichts aus. In einer Vitrine ist angehäuft, was Karawanen bis heute auf untauglichen Pfaden in abgelegene Dörfer transportieren: Pfefferschoten, Kräuter, Koka, Mais, Kartoffelknollen, Papageienfedern... Getauscht wird vor allem gegen die weltweit begehrte, dichte und weiche Lamawolle, die bei den wilden Arten Guanaco und Vecuoa noch feiner ausfällt. Ihre Verarbeitung ist traditionelles Kunsthandwerk und harte Arbeit. Im Ausstellungsraum scheint eine Lama-Karawane auf dem Weg ins Nachtlager zu sein. Dieses ist in einer Ecke aufgebaut und zeigt, dass sich auch in den Anden manches ändert: Die Sandalen neben der Feuerstelle aus Lamadung sind aus Autoreifen gefertigt.

Neben dem Bestaunen der Vitrinen und der Filme können die Kinder auch spielerisch etwas lernen. Ein großer Würfel mit Löchern an allen Seiten lädt zum Tasten und Raten ein: Welche Wolle gehört zu welchem Tier? Maximilian hat das Schaf erwischt. „Das ist ja so weich!" staunt Ferdinand und guckt sein Tier nach: Alpaca! Die Erwachsenen informieren sich derweil über die vielen Arbeitsgänge auf dem Weg vom Tierrücken zum eleganten Alpaca-Schal.

Hat man alles gesehen, gelesen und ertastet, ist an einem verregneten Nachmittag noch genug Zeit für die Südsee-Ausstellung mit ihren Booten und den Indianertrommeln im Stockwerk drüber. Oder für einen Kinobesuch ­ der ZeichentrickÞlm Ein Königreich für ein Lama ist gerade angelaufen.

Annette Zerpner

E Es spuckt in den Anden: Kultur und Geschichten rund ums Lama, noch bis zum 15. 7. im Ethnologischen Museum, Lansstr. 8, Dahlem, Di-Fr 10-18, Sa/So 11-18 Uhr

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  Ausgabe 05 - 2001