Ausgabe 05 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Fluch oder Segen?

Abstract: Die Gentechnik ist ein enormer Fortschritt für die Menschheit. Vergleichbar höchstens mit der Entdeckung des Penicillin oder der Erfindung der Atombombe.

Der Deutsche sieht die Gentechnik kritisch. Sehr kritisch. Mancher vielleicht etwas zu kritisch. Laut einer Umfrage sind 45 Prozent aller Deutschen der Ansicht, dass sich in unbehandelten Pflanzen keine Gene befinden. Diesen Menschen möchte ich in diesem Essay zurufen: „Hallo-ho!"

Und wo ich schon dabei bin: Liebe Kernenergie-Gegner! Auch wenn Tschernobyl hundert Mal abgeschaltet wird, ist es noch ein sehr, sehr weiter Weg zu einer „Welt ohne Atom".

Woher kommt diese kritische Einstellung zur Gentechnik? Aus der Geschichte. Der Deutsche ist genmäßig ein gebranntes Kind. Schon vor hundert Jahren zum Beispiel wollte der deutsche Zoologe August Weismann es mal ganz genau wissen, diese Sache mit der Vererbung. Er hat Mäusen die Schwänze abgeschnitten. Dann hat er festgestellt, dass die Nachkommen dieser Mäuse wieder Schwänze hatten. Die hat er wieder abgeschnitten. Das hat er zwanzig Mäusegenerationen lang gemacht, dann hat er aufgegeben. Voll der Flop. Später dann Adolf Hitler.

Wenn man lange genug über Gentechnik spricht, landet man früher oder später immer bei Adolf Hitler. ­ Exkurs: Wer war Adolf Hitler?

a) ein schlimmer Verbrecher

b) ein superschlimmer Verbrecher

c) ­ aber die Autobahnen!

Unzutreffendes streichen. Ende des Exkurses.

Wozu brauchen wir die Gentechnik? Um den Hunger auf der Welt zu bekämpfen. Die Weltraumfahrt hat uns die Teflonpfanne beschert, und die Gentechnik wird endlich dafür sorgen, dass alle Menschen was zum Braten haben.

Schon verrückt, was die Gentechnik verspricht: Reis, der in der Wüste wächst. Maiskolben, so groß wie Nilpferdbabies. Tomaten mit Tomatengeschmack. Lecker Essen für alle. Doch führt der Weg ins Schlaraffenland gelegentlich über kleine Umwege. Die Firma Monsanto, ein führendes Unternehmen der sog. „Grünen Gentechnik", hat ein Verfahren entwickelt, bei dem gentechnisch verbessertem Getreide noch ein weiteres Gen eingeschleust wird, das dafür sorgt, dass die geernteten Körner nicht auskeimen können. Da muss der Bauer eben jedes Jahr sein Saatgut neu kaufen. Tja, umsonst ist der Tod, und wer wüsste das besser als der Afrikaner?

Dieser Essay soll aber positiv enden. Die Wissenschaft von den Genen verändert unseren Blick auf die Welt. Wo gestern noch die Schleier von Soziologie, Psychologie und anderen esoterischen Schwärmereien unseren Blick trübten, da hilft uns heute die klare Brille des Darwinismus, allen ungeklärten Phänomenen auf den Grund zu gehen. Und, wer weiß, schon morgen vielleicht sind unsere intimsten Probleme lösbar. Nur zwei Beispiele aus meinem eigenen Think-Tank:

Dass hauptsächlich Männer schnarchen, liegt an der Evolution: Als Beschützer von Weibchen und Nachkommen mussten sie eine Möglichkeit finden, schlafen zu können und trotzdem Angreifer fernzuhalten. Die Männer, die am lautesten schnarchten, konnten ihren Nachwuchs am besten schützen und pflanzten das Schnarch-Gen immer weiter fort. Mit der Zunahme alleinerziehender Mütter begannen auch immer mehr Frauen zu schnarchen.

Beispiel zwei: Dass hauptsächlich Männer Schweißfüße haben, liegt an der Evolution. Als Beschützer von Weibchen und Nachkommen schliefen sie, um Angreifer fernzuhalten, mit den Füßen zum Höhlenausgang. Die Männer mit den schweißigsten Füßen konnten ihren Nachwuchs am besten schützen und pflanzten das Fußschweiß-Gen immer weiter fort. Mit der Zunahme alleinerziehender Mütter bekamen auch immer mehr Frauen Schweißfüße.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Bov Bjerg

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