Ausgabe 05 - 2001 berliner stadtzeitung
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Gegenüber dem Berliner Dom an der Ecke Spandauer Straße/Liebknecht-Straße zerbröselt derzeit das Luxushotel Radisson SAS unter den Baggerzangen des Bauunternehmens Züblin. Bis zum Herbst 2003 entstehen hier für 870 Millionen Mark eine neue 4-Sterne-Herrberge, 105 Eigentumswohnungen am Spreeufer sowie zwei Bürogebäude nebst privater Tagesklinik an der Spandauer Straße. Dabei werden mit den Planungen von Sergej Tschoban die Uferpromenade um 20 Meter und die Liebknechtstraße 15 Meter schmaler, so dass die Verdichtung Stimmanns Masterplan erfreut. Dies vollzieht zugleich einen „Bruch mit dem Maßstab der zurückgesetzten Nachbarbebauung" (Mittes ehemalige Baustadt Thomas Flierl). So ergeben sich - inklusive des Einzelhandels in allen Erdgeschossen - im neuen „DomAquaree" fast 60 000 m2 Nutzfläche. Im neuen Hotel wird man die großen Fische leibhaftig erleben können, die der Eigentümer und Entwickler Difa (Deutsche Immobilien Fonds AG aus der Raiffeisen-Gruppe) auf dem Grundstück angeln möchte: Von der Rezeption bis in den 5. Stock schwimmen die Grätentiere durch ein 18 Meter hohes Aquarium, das von einem Fahrstuhl durchquert wird. Dieser bringt die Öffentlichkeit künftig in eine luzide Badelandschaft im Obergeschoss mit freiem Blick auf die Domkuppel und die zu erwartende Schlossbaugrube.

Als devisenträchtiges „Palasthotel" hatte die schwedische Firma Siab den aktuellen Abrissberg 1979 für die DDR-Führung errichtet. Bis 1989 war der Westen in Ostberlin und Spielplatz vieler informeller Kontakte. Günter Gaus hat darin gewohnt, IOC-Chef Samaranch seine wichtigste Widersacherin geschasst. Auch Agentenaustausch und Technologietransfer wurden hier verabredet. Und weil so viele der westlichen Erinnerungen an die DDR-Hauptstadt im Palasthotelbeginnen, wohnt auch Alexander Osangs Romanheld Jan Landers, der in Hamburg aufgestiegene Nachrichtensprecher aus dem Osten, bei seinen Berlinbesuchen in den 90ern immer im Radisson SAS - als Zeichen, dass er angekommen ist in der ersten Reihe der Society. Für solche wie ihn war bis 1995 das Hotel noch einmal für 60 Millionen Mark umgebaut worden. Die liegen nun auch in Schutt.

sm

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  Ausgabe 05 - 2001